Erfüllt mit Frucht (Phil 1,11)
Das Gebet des Apostels für die Philipper in den Versen 9-11 ist herzerquickend. Paulus hatte unter ihnen gewirkt, der Same war aufgegangen und hatte Frucht getragen. Das bezeugt die ganze Epistel; aber er ist nicht zufrieden damit, er will mehr sehen. Ihr Lebensbaum soll voll Frucht sein. Paulus möchte bei den Philippern ein Wachstum sehen, wie es der Herr in Joh 15 zeigt, wo Er auch von Frucht redet und zwar: a) Frucht im allgemeinen, die jede gesunde Rebe bringt, die mit Ihm, dem Weinstock, verbunden ist. b) Mehr Frucht zufolge der Reinigung (Vers 2). c) Viel Frucht zufolge des Bleibens in Ihm (Vers 5, 8). "Dieser bringt viel Frucht" d) Bleibende Frucht (Vers 16). Also Frucht, mehr Frucht, viel Frucht und bleibende Frucht.
I. Frucht der Gerechtigkeit. Sie ist durch Jesum Christum. Ist sie es durch den Christus, der im Fleisch (Leib) wandelte, oder durch den, der aus den Toten auferweckt wurde? Diese Frage beantwortet Paulus in Röm 7,4 mit den Worten: "Um eines andern zu werden, des aus den Toten Auferweckten, auf dass wir Gott Frucht brächten". Die Heiligen als solche sind die Frucht des Todes Christi (Jes 53,10). Sie selbst aber bringen Frucht in Verbindung mit dem auferstandenen Christus. Wenn darum von der Frucht der Gerechtigkeit gesprochen wird, so müssen wir die Heiligen immer auf dem Boden der Auferstehung sehen. Aus diesem Boden ziehen sie alle fruchttreibenden Kräfte und wandeln in Neuheit des Lebens. Unter Frucht versteht die Schrift vom Heiligen Geist gewirkte Äußerungen des neuen Lebens (Gal 5,22).
Frucht der Gerechtigkeit kann also nicht jeder bringen. Ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Von Natur ist der Mensch ein Ungerechter und erlangt die Herrlichkeit Gottes nicht. Aber da kam Jesus und opferte sich selbst für die Sünde. Er öffnete den neuen und lebendigen Weg, die nun der einzelne im Glauben beschreiten kann (Heb 10,19). Durch den Glauben an Jesus haben wir Seine Gerechtigkeit (Röm 5,1). Er, der Herr, ist uns ja zur Gerechtigkeit gemacht worden (1Kor 1,30). Durch Ihn sind wir gerecht gemacht, gewaschen und erneuert durch das Bad der Wiedergeburt (Tit 3). Im Glauben ergreift der Mensch diese Gerechtigkeit (Phil 3,9). Nur Menschen mit diesem Erlebnis können Früchte der Gerechtigkeit hervorbringen.
II. Der Geber dieser Frucht. Sie ist durch Jesum Christum, der durch Sein Opfer uns die Gerechtigkeit Gottes erwarb. Diese Frucht der Gerechtigkeit wird offenbar durch das Bleiben in Jesu. "Bleibet in mir und ihr werdet viel Frucht bringen." Gott, der Weingärtner, wirkt beides, Wollen und Vollbringen. Unser Vorrecht und unsere Pflicht ist also in Ihm zu bleiben und Seine Gemeinschaft zu genießen. Daraus ergibt sich die Frucht. Denken wir dabei an einen Zug aus Josefs Geschichte. Die Brüder Josefs hatten ihren Vater betrogen. Später, als die Hungersnot kam, begegneten sie ohne ihr Wissen ihrem Bruder Josef. Nach vorangegangener Buße gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen und schickte sie reich beladen mit den besten Früchten zurück zu ihrem Vater. Jakob glaubte den Worten seiner Söhne nicht, als sie ihm die Kunde brachten, dass Josef lebe; als er aber die Früchte sah, da glaubte er (1. Mose 45). Josef war damals der Geber der Früchte und so ist heute Jesus der Geber der Geistesfrüchte.
III. Was ist diese Frucht? Sie ist zunächst die neue Natur. Der Same
des Wortes Gottes fällt in das Herz, geht auf und bringt Frucht. Das ist
die Frucht des Evangeliums. Im Wiedergeborenen zeigen sich dann bald die
Früchte der Gerechtigkeit, welche sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld,
Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Enthaltsamkeit (
IV. Der Zweck dieser Frucht. Der Apostel sagt, dass sie zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes sein soll. Mit andern Worten, Gott soll durch diejenigen geehrt werden, die dem himmlischen Weingärtner angehören. Die Umgebung soll den guten Wandel der Heiligen sehen und Gott preisen. Wir sollen Gutes tun, darin überfließen und so Gott ehren (Kol 1,9, 10; Joh 15,5-8). Denken wir nur, wie sehr der Schreiber des Briefes, der Apostel Paulus, Gott durch reiche Frucht ehrte. Alles im Leben der Gläubigen soll zur Ehre Gottes dienen (1Kor 10,31). Sie sollen ihr Licht leuchten lassen, damit der Vater gepriesen werde (Mt 5,16). Selbst wenn ihnen Unrecht zugefügt wird, sollen sie ganz anders dastehen als die Welt (1Pet 2,12). Die Ehre Gottes soll bei allem Tun Zweck und Ziel des Gläubigen sein. Über solche Früchte freut sich Gott, Engel bewundern sie und Menschen werden durch sie zu Gott geführt.
V. Unfruchtbarkeit. Auch in Philippi wurde Unfruchtbarkeit gefunden und zwar in Kap. 3, 18. Da waren Menschen, die sich auch zu den Gläubigen bekannten, aber nicht so wandelten, wie es sich für Heilige geziemte. Unfruchtbarkeit war in Israel eine Schande (1Sam 1). Beim Gläubigen sollte sie ernste Buße hervorrufen. Wofür ist eine Uhr gut, wenn sie nicht geht; eine Rose, wenn sie nicht duftet und ein Christ, wenn er keine Frucht bringt? Schrecklich ist das Ende der fruchtlosen Rebe (Joh 15,6). Israel wird ein unfruchtbarer Weinstock genannt, und was der Herr mit diesem unfruchtbaren Volk getan hat, sehen wir bis in unsere Tage, besonders "in der kommenden großen Trübsal".