Vorteilhafte Teilhaberschaft (Phil 1,5)
In den Eingangsworten dieses Briefes spricht Paulus von der Teilnahme am Evangelium und bezeichnet sie als Grund seines Dankes gegen seinen Gott, und allzeitigen und freudigen Gebetes.
Die Verkündigung des Evangeliums ist ein Unternehmen Gottes in dieser Welt, mit dem Zweck, sie zu retten. Denn um zu retten ist ja der Herr in diese Welt gekommen (Lk 19,10). Und es war des Herrn sehnlichstes Verlangen, dass dies Unternehmen gedeihe (Lk 12,49). An diesem göttlichen Werk sollen alle Gläubigen Anteil haben (1Pet 2,9); denn dazu sind sie gerufen (Off 1,6; Eph 2,10). An diesem Unternehmen haben die Philipper treu teilgenommen und waren gleichsam Aktionäre des Unternehmens geworden. Übrigens rühmt Paulus die Thessalonicher der gleichen Teilhaberschaft (1Thes 1,8). Wir wollen nun untersuchen, wie sie ihre Teilhaberschaft zum Ausdruck brachten.
I. Durchs Gebet. Im 19. Vers hebt der Apostel unter anderem das Gebet hervor. Im Eingang sahen wir, dass der Apostel treu für die Philipper betete, und schon in Vers 19 lesen wir, dass sie des Apostels und des Werkes des Herrn gedachten, das ihm und ihnen anvertraut war. Das war ganz nach seinem Wunsch und Sinn (Eph 6,19). Durch gar nichts können wir so gründlich am Werk Gottes mithelfen als durch das Gebet. Wo das Gebet fehlt, fehlt der Sieg. Man denke an den Sieg Israels über Amalek. Wenn Moses betete, siegte Israel, wenn aber die Hände Moses schlaff wurden, siegte Amalek (2. Mose 17). Die Philipper waren dem Apostel das, was Aron und Hur dem Moses auf dem Berge waren. Beten können, sollen und dürfen wir allezeit. Das kostet kein Geld und macht uns doch zu Mitteilhabern im Unternehmen Gottes. Das Gebet macht uns auch zu Mitempfängern der Gnade (Vers 7) und des Lohnes am Tage Christi. Die Fürbitte ist ein großes Vorrecht, eine Pflicht und zugleich eine wichtige und fruchtverheißende Arbeit.
II. Durch würdigen Wandel (Kap. 1, 27). Dem mündlichen Zeugnis muss ein würdiger Wandel folgen, wenn das Zeugnis fruchtbringend sein soll. Viele reißen durch ihren Wandel nieder, was sie durch ihr Zeugnis aufzubauen versuchten. So rät Petrus den Schwestern, dass sie nur durch den Wandel zeugen sollen (1Pet 3,1-6). Die Thessalonicher führten einen so sittsamen und heiligen Wandel, dass selbst die Welt ihre Sinnesänderung anerkannte (1Thes 1,9). Taten wirken stets mehr als Worte. Ein dem Evangelium würdiger Wandel stimmt mit den Lehren des Wortes überein und gibt eigentlich von diesen einen Anschauungsunterricht. Beachten wir noch einige Stellen über den Wandel.
Der Gläubige soll wandeln:
1. Als ein Kind in der Familie Gottes (Röm 8,15; Gal 4,6).
2. Als ein Diener im Hause Gottes (1Tim 3,15).
3. Als ein Schüler in der Schule Gottes (Lk 10,39).
4. Als ein Mithelfer im Reiche Gottes (2Kor 6,1).
5. Als ein Pilgrim in den Wegen Gottes (1Pet 2,11;
6. Als ein Zeuge im Evangelium Gottes (Apg 1,8).
7. Als ein Anbeter in der Gemeinde Gottes (Joh 4,24).
III. Durch Mitkämpfen. Die Verkündigung des Evangeliums ist ein Eingriff in den Machtbereich der Finsternis. Es entsteht ein Ringen mit den geistlichen Mächten der Bosheit, der Finsternis. Paulus hat diesen Kampf unerschrocken und unerbittlich geführt. Man denke nur, was er über den Kampf in Ephesus sagt, da er wie mit wilden Tieren gekämpft hat (1Kor 15,32). Auch die Philipper standen in heißem Kampf mit den Widersachern des Evangeliums (Vers 27-28). Das war gewiss nicht einfach. Solange ein wahrer Christ sich still und zurückhaltend verhält, bleibt er mehr oder weniger unbeachtet. Das wird ganz anders in dem Augenblick, da er mitkämpft. Die gläubigen Hebräer verloren dadurch Haus, Hof, Stellung, ja das Leben (Heb 10,34). Dasselbe riskierten die Philipper. Das Evangelium aber war ihnen mehr wert, als all ihre Habe. Sie steckten alles, was sie hatten, in das Unternehmen Gottes. "Kämpfe den guten Kampf", ist noch heute das göttliche Gebot an uns alle. Wo nicht von Herzen für das Evangelium gekämpft wird, wird es weder Siege geben, noch werden Seelen gewonnen werden. Die verborgenen Helfer hinter der Front, die für das Evangelium beten und die aktiven Streiter, die in den vordersten Reihen des Kampfes stehen, gehören zusammen. Bete und arbeite, so befiehlt Gottes Wort.
IV. Durch Gaben. In Kap. 4, 15-18 hebt der Apostel besonders die Gabe hervor, die ihm die Philipper ins Gefängnis nach Rom sandten. Wie ermunternd, wenn Gottes Volk auch an den Kosten des Evangeliums teilnimmt. Das ist dem Herrn besonders wohlgefällig(Vers 18). Gajus wird ermahnt, die Brüder, die für den Namen des Herrn ausziehen, auf eine gotteswürdige Weise zu geleiten. Weil sie nichts von den Nationen nehmen, so sollen die Gläubigen an ihre Bedürfnisse denken (3Joh 5-8). Gott hat gegeben und Gott gibt, das ist Seine Weise.
Lasst auch uns Zeit, Wissen, Können und Besitz in das durchaus sichere Unternehmen Gottes legen. Wenn um uns her durch Kriege alles wankt und nichts mehr sicher ist, so übersteht das göttliche Unternehmen der Erlösungsbotschaft doch alle Stürme und ist unzerstörbar. Was wir in diesem Unternehmen investiert haben, geht nicht verloren; vielmehr wird es zu unsern Gunsten ausschlagen am Tage Jesu Christi. Nichts kann vorteilhafter sein. Außerdem haben wir die sichere Zusage, dass Gott all unser Notdurft erfüllen wird (Kap. 4, 19), denn Er hat gesagt: "Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere zufallen" (Mt 6,33). Wer nach dem biblischen Grundsatz: "Zuerst das Reich Gottes" handelt, erfährt, dass Gott nichts schuldig bleibt, sondern jedem ein reicher Belohner ist. (Aus Ährenlese)