Behandelter Abschnitt Apg 20,1-7
Abschied von Ephesus
Uns dünkt es manchmal schade, dass Lukas seine Berichte so kurz abfasst. Nur zu gern würden wir verschiedene Einzelheiten hören. Mit einigen Sätzen beschreibt er eine Zeit von mehr als einem Jahr. Wo Menschen viele Worte gemacht hätten, schweigt der Heilige Geist.
Paulus rief die Jünger zu sich und segnete sie (Vers 1). Der Aufruhr war vorüber und Paulus entschloss sich nach dreijährigem Aufenthalt in Ephesus die Stadt zu verlassen; diesmal zwar nicht auf der Flucht wie früher in Damaskus (Apg 9,25) oder in Thessalonich und Beröa. Er nahm sich Zeit die Jünger noch auf allerlei kommende Gefahren aufmerksam zu machen, ehe er weiterreiste. Der Abschied als solcher wird dem Apostel nicht leicht gefallen sein, galt es doch, wahre Freunde zu verlassen, mit denen er im Herrn innig verbunden war. Von Ferien und Ruhe wusste Paulus nichts; unermüdlich benützte er mitten in Gefahren und Strapazen jeden freien Augenblick, allen das Evangelium anzupreisen.
Unterwegs. Paulus besuchte nun die mazedonischen Gemeinden, die er einst mit Barnabas gegründet, und später mit Silas befestigt hatte. Ihr Wohl lag ihm auf dem Herzen, wie dem Landmann das Gedeihen der Aussaat. In Korinth hielt sich Paulus drei Monate auf (Zuvor hatte er aber einen Brief an diese Gemeinde geschrieben; nun wollte er die Wirkung sehen, da er nicht gern mit der Rute zu ihnen kommen wollte.). Von Korinth aus schrieb der Apostel den Römerbrief und vielleicht auch denjenigen an die Galater. Er hatte von den Wühlereien der Juden in den galatischen Gemeinden gehört und beeilte sich, ihnen zurechtzuhelfen.
Schöner Reisedienst. Lukas kennzeichnet ihn mit einem einzigen, aber vielsagenden Satz: „Und sie mit vielen Worten ermahnte“ (Vers 2). Die Heiligen aufzumuntern, zu belehren und zu ermahnen ist ein gottwohlgefälliger Dienst. Der Apostel wünschte die Gläubigen dem Herrn nicht weniger schön darzustellen, als sich eine Braut dem Bräutigam am Tage der Hochzeit präsentiert. Denselben schönen Dienst verrichtete auch Barnabas (Apg 11,23). Die weiteren Verse lassen uns noch tiefer in die Tätigkeit des Apostels hineinblicken, nämlich in seine Einzelseelsorge. Der Gottesdiener, der den Einzelnen nicht zu dienen weiß, keine Müden aufrichtet, Bekümmerten keinen Trost spendet und mit Kranken nicht betet, ist arm daran, er geht der größten Freude im Dienste verlustig und ist selber am meisten zu bedauern. Paulus hingegen ließ es an keinem Dienst mangeln.
In Gefahren auf Reisen (Vers 3). Von diesen schrieb Paulus den Korinthern (2Kor 11,26; Apg 9,23-25; 23,11 f.).Kaum war eine Verfolgung vorüber, da stellten ihm die Juden schon wieder nach. Und als Paulus von ihren neuen, böswilligen Absichten hörte, änderte er seinen Reiseplan und kehrte über Mazedonien zurück. Möglicherweise mag auch ein Raubmord geplant gewesen sein, denn Paulus und seine Begleiter trugen die reiche Gabe der mazedonischen Gemeinden mit sich, die für die armen Heiligen in Jerusalem bestimmt war. In der Hauptsache aber trachteten die Feinde nach seinem Leben. Pauli Umweg war nicht Feigheit, sondern Weisheit. Wir müssen nicht selbst Märtyrer aus uns machen.
Die Reisebegleiter. Paulus hatte viele erbitterte
Feinde, aber auch manch treuen Freund, sonst würden wir hier nicht von
sieben Männern lesen, die den Apostel begleiteten, nämlich Sopater von
Beröa; Aristarchus und Sekundus von Thessalonich. Aristarchus, früher
mit Paulus in Ephesus, begleitete ihn später nach Rom (