Behandelter Abschnitt Apg 20
In Apg 20 lernen wir, dass der Tag des Herrn, d. i. der erste Tag der Woche, nach der Billigung und dem Bericht des Heiligen Geistes letztendlich als die passende Zeit zum Brotbrechen angesehen wurde. So geschah es unter den Nichtjuden in Kapitel 20, Vers 7.
Ich weiß, dass es Menschen gibt, welche denken, dass wir nicht frei sind, an irgendeinem anderen Tag das Brot zu brechen. Mit einer solchen Schlussfolgerung stimme ich nicht überein. Mit scheint volle Freiheit zu bestehen, an jedem Wochentag das Brot zu brechen, wenn es einen angemessenen und rechtmäßigen Grund dafür gibt. Als Beleg reicht nach meiner Ansicht die Autorität von Apostelgeschichte 2 aus. Es besteht also die Freiheit, an jedem Tag der Woche das Brot zu brechen, wann immer nach dem Urteil einer geistlichen Gesinnung ausreichend Grund dafür vorliegt. Andererseits ist es verpflichtend, falls wir einen solchen Ausdruck bei einem solchen Thema verwenden dürfen, für alle Erlösten, die mit dem Herrn wandeln, am Tag des Herrn das Brot zu brechen. Dabei müssen wir immer daran denken, dass diese Verpflichtung aus der Gnade Christi hervorströmt und vollkommen mit dem höchsten Bewusstsein der Freiheit vor dem Herrn übereinstimmt. Kurz gesagt ist also der allgemeingültig bestätigte Tag zum Brotbrechen unter den Nichtjuden der erste Tag der Woche und nicht des Monats, des Quartals oder des Jahres. Unter besonderen Umständen pflegten die ersten Jünger indessen jeden Tag das Brot zu brechen. Das scheint mir die richtige Antwort auf Fragen hinsichtlich dieses Gegenstandes zu sein.
Am Ende des Kapitels (ich kann gegenwärtig nicht auf Einzelheiten eingehen) finden wir das Zusammentreffen der Ältesten22 mit Paulus und die bedeutsame Wahrheit, dass die Gläubigen nicht irgendwelchen Nachfolgern des Apostels anvertraut werden. Auch spricht er nicht von Nachfolgern in ihrem eigenen Ältestenamt. Stattdessen befahl er sie „Gott und dem Worte seiner Gnade“ an (V. 32). Dies ist umso beachtenswerter, als er sie vor verderblichen Wölfen von außen und verkehrten Männern aus ihrer Mitte warnte. So gab es also jeden Grund, hinsichtlich Apostel auf der einen und Älteste und sonstige Ämter auf der anderen Seite von Nachfolge zu reden, falls letztere wirklich jene Stellung einnahm, welche die Überlieferung ihr gegeben hat. Hier fehlt auffallender Weise eine solche Vorsorge. Nichts weist auf eine solche hin, ja, stattdessen wird ein ganz anderer Trost vorgestellt.
22 Wir bemerken hier, dass jene Männer, welche der inspirierte Geschichtsschreiber „die Ältesten der Versammlung“ (d. i. in Ephesus) nennt, vom Apostel als „Aufseher“ (oder „Bischöfe“) (episkopos) bezeichnet werden. Es gibt in der Bibel nicht zwei Klassen von Amtspersonen, sondern nur eine. Die Aufseher (Bischöfe) werden nämlich nicht deshalb „Älteste“ tituliert, weil die höhere Würde die geringere einschließt, denn Paulus bezeichnete gerade umgekehrt die Ältesten als Aufseher. Das konnte nur sein, weil es sich in beiden Fällen um dieselben Männer und dasselbe Amt handelte.
Das wird auch in Philipper 1,1; 1. Timotheus 3; Titus 1,5.7 und 1. Petrus 5,1-2 vorausgesetzt. Auf der anderen Seite verliehen Älteste nie dieses Amt an andere, obwohl ein Apostel sie mit sich selbst verband als er Timotheus die Hand auflegte, um ihm eine Charisma (charisma = Gnadengabe) (1Tim 4,14; 2Tim 1,6) zu übertragen. Die Bibel nennt Timotheus aber nirgendwo „Ältester“ oder „Aufseher“, sondern „Evangelist“, obwohl er vom Herrn zusätzlich auf einen außerordentlich verantwortlichen Platz in Ephesus gestellt wurde. Dort scheint er eine gewissermaßen apostolische Aufsicht über die Ältesten sowie auch die Erlösten im Allgemeinen geführt zu haben. (W. K.)↩︎