Behandelter Abschnitt Apg 17,10-15
Das Wort Gottes in Beröa
Die Apostel sagten den Gläubiggewordenen, dass sie durch viele Trübsale ins Reich Gottes eingehen müssen, aber niemand erfuhr dies mehr als die Apostel selbst. Des schweren Aufruhrs wegen empfahlen die jungen Gläubigen von Thessalonich dem Apostel die Flucht, wozu er sich auch sofort entschloss. Ihr ganzes Benehmen verrät:
Herzliche Teilnahme. „Die Brüder aber sandten alsbald in der Nacht sowohl Paulus als Silas nach Beröa“ (Vers 10). Die Hilfsbereitschaft der Gläubigen und ihre warme Bruderliebe waren eine erste Geistesfracht, denn die Frucht des Geistes ist Liebe. Auch ließen sie den Apostel Paulos nicht allein reisen, sondern sie begleiteten ihn. Diese jungen Gläubigen hatten sich zuerst dem Herrn. dann aber auch den Aposteln hingegeben (2Kor 8. 5). Wir sind schuldig das Leben für die Brüder zu lassen (l. Job. 3, 16). Ihre praktische Anteilnahme am Dienst des Evangeliums muss eine große Erquickung für die Apostel gewesen sein. Die Begleitung der Brüder scheint den Aposteln in Beröa die Tür geöffnet zu haben. Sie werden ihr großes, inneres Erlebnis den Bewohnern von Beröa mitgeteilt, und ihren Bekannten den Besuch der Vorträge des Apostels warm empfohlen haben.
Wieder in der Synagoge (Vers 10). Paulos kannte keine Menschenfurcht und erfüllte treu den Auftrag: das Evangelium zuerst den Juden zu bringen. Auch hier war des Apostels Botschaft zweifellos dieselbe wie anderswo. Er begehrte nichts zu wissen als Christus. den gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Heute hingegen wird die christuslose Predigt verherrlicht. Welch ein Abweichen! Vor lauter Illustrationen oder menschlicher Weisheit wird die Hauptsache übergangen. Andere erzählen die ganze Zeit von sich und ihren Erlebnissen: darüber hätte Paulos mehr als alle andern reden können, doch er predigte Christus.
Edle Zuhörer. „Diese aber waren edler als die in Thessalonich“ (Vers 11). Paulus durfte ab und zu auch dankbare Zuhörer haben, nicht nur Raufbolde und Verfolger. Die Beröer gaben acht auf Pauli Worte, wie die Lydia in Philippi, und forschten selbständig in den Schriften (Joh 5,39). Sie glaubten also dem Apostel nicht ohne weiteres, sondern verglichen das Gehörte mit der Schrift. Das sind in Wahrheit edle Zuhörer! Es ist immer etwas Schönes, wenn Gläubige mit der Bibel in der Hand unter das Wort kommen und das Gehörte prüfen. Dreierlei wird von denen zu Beröa gesagt:
Sie nahmen das Wort Gottes auf. Sie prüften das Gehörte.
Sie glaubten dem Wort.
Hören, prüfen, glauben, welch eine schöne Reihenfolge.
Sie forschten in den Schriften. Was die Beröer taten, gebietet der Herr allen Seinen Kindern mit den Worten: „Forschet in den Schriften.“ Und warum sollen sie erforscht werden?
Weil sie Gottes eigenes Reden sind (Jer 36,6).
Weil sie Jesus selbst benützte (Lk 24,27).
Weil sie die Seele erretten (Jak 1,21b).
Weil sie Gottes Satzungen sind (5. Mose 4,14).
Weil sich die Menschen, ohne die Heiligen Schriften zu kennen, irren (Mt 22,29).
Und wie soll der Gläubige die Schrift behandeln? Er soll:
Sie als Gottes Wort aufnehmen (1Thes 2,13).
Tag und Nacht darüber sinnen (Jos 1,9; Ps 1,2).
Sie in Sanftmut und Demut betrachten (Jak 1,21).
Sie in seinem Herzen bewahren (Ps 119,11).
Sie zur Belehrung benützen (2Tim 3,15-17).
Das herrliche Ergebnis. Viele Beröer glaubten dem, was Paulus predigte. Sowohl Juden als auch Griechen nahmen den Herrn auf und wurden Gotteskinder. Wie in Philippi und Thessalonich waren es auch hier hauptsächlich Frauen, die sich bekehrten. Darob freuten sich die Brüder, und waren den Aposteln in Liebe zugetan. Sie gaben Paulus das Geleit nach Athen, was mehr war als ein bloßes Mitgehen und ihm Wegweiser sein. Sie deckten vielmehr seine Bedürfnisse. Johannes schrieb dem Gajus: „Du wirst wohltun, wenn du sie auf gottesfürchtige Weise geleitest, denn sie nehmen nichts von den Nationen d. h. von den Unbekehrten“ (3Joh 5-9). Somit ist es also das Vorrecht und die Pflicht des Volkes Gottes, für die Bedürfnisse der Diener und Dienerinnen des Herrn zu sorgen, dass sie keinen Mangel leiden.
Die Bosheit der Gegner. „Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, dass auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt wurde, kamen sie auch dorthin und erregten die Volksmenge“ (Vers 13). Jede neue Segnung in der Wortverkündigung war gleichsam für die Apostel eine Feuertaufe, in der sie die Wut Satans zu spüren bekamen. Auch in Beröa empfahlen die Jungbekehrten den Aposteln die Flucht. Es lag ihnen daran, das Leben dieser gesegneten Werkzeuge zu erhalten. In dem Fall zog Paulus allein weiter, Silas und Timotheus blieben zur Pflege der Neubekehrten zurück. Der Sturm richtete sich gewöhnlich gegen Paulus, ihn schauten sie als den Rädelsführer der Sekte der Nazarener an.