Behandelter Abschnitt Apg 15,6-12
Drei wichtige Reden
Auf dem ersten Konzil zu Jerusalem wurden drei wichtige Reden von höchster Bedeutung gehalten.
Zuerst kamen die Apostel und Ältesten unter sich zusammen (Vers 6). Hier ergriff Petrus nach langem Hin und Her das Wort und wies auf die Zwecklosigkeit der Beschneidung der Heidenchristen hin.
Dann sprachen Paulus und Barnabas von den großen, unter den Heiden geschehenen Zeichen und Wundern.
Hernach redete Jakobus von der Wiederherstellung Israels und empfahl: den Heidenchristen keine Gesetze aufzuerlegen. Jede Rede zielte darauf hin, eingetretene Schwierigkeiten zu beseitigen.
Die Ankunft in Jerusalem. Paulus, Barnabas und die andern Brüder, die sie begleiteten, gingen zu den Zwölfen in Jerusalem, wo sie gewiss herzlich empfangen wurden. Paulus und Barnabas erstatteten Bericht über alles, was der H e r r durch ihren Dienst unter den Nationen getan hatte. Dieser Missionsbericht war eine kluge Einleitung und musste jedem beweisen, dass der Heilige Geist nicht nach Schablone arbeitet. So dürfen Segnungen, die der Herr geschenkt hat, oft zur Legitimierung Seiner Knechte dienen. Auch haben die reichen, unter den Nationen gewirkten Segnungen auf der Konferenz zweifelsohne eine heilsame Atmosphäre geschaffen.
Eine Unterredung im engeren Kreise (Vers 6). Man kann sie eine Art Vorkonferenz nennen, wobei die Verhandlungsgegenstände und besonders die Punkte, welche Widerspruch erregten, vorbesprochen wurden. Die Zwölfe waren sich darüber klar, dass manche die Arbeit des Apostels Paulus und Barnabas gar nicht verstanden hatten. Und nun wurde beraten, wie die Angelegenheit kompromisslos geregelt werden konnte. Paulus wird hier den Brüdern aus der Beschneidung klargelegt haben, dass der Herr ihn von Anfang an zum Dienste an den Nationen (Heiden) bestimmt (Apg 9,15; 26,17), und ihm außerdem als Bestätigung noch eine besondere Offenbarung gegeben hatte (Gal 2,2). Paulus nannte seine Botschaft sogar „mein Evangelium“. Nicht, dass er eine andere Möglichkeit der Erlösung, als die durch das Kreuz von Golgatha predigte. Nein! Er hatte jedoch den Auftrag, denen aus den Nationen die freie Gnade in Christo zu verkündigen; nämlich dass sie ohne Gesetzeswerke, allein durch den Glauben an Jesus Christus, gerettet werden. Es wurde also jedem klar, dass Paulus speziell der Apostel der Nationen war; die Zwölfe aber dienten der Beschneidung. Nach dieser engeren Unterredung schritt man zur Tagesordnung und es folgte:
Die öffentliche Rede des Apostels Petrus (Vers 7-12). Nun war die ganze Gemeinde zusammengekommen, um die wichtige Angelegenheit der Beschneidung, die so viele Gemüter bewegte, zu prüfen. Petrus stand auf ‑ was wird er zu sagen haben? Wird er von den Heidenchristen die Beobachtung des Gesetzes fordern? Niemals! Er hob vielmehr hervor, dass er sich seinerzeit in gleicher Schwierigkeit befand wie jetzt die gesetzestreuen Juden, und kam auf sein Erlebnis in Cäsarea zu sprechen (Kap. 10, 19, 20). Ausdrücklich stellte er fest, dass im Hause des Kornelius der Heilige Geist auch den Heidenchristen mitgeteilt wurde, dass sie also weder minderwertiger noch benachteiligter seien vor Gott als die Juden. Schon in Kap. 11, 18 machte Petrus in einem ähnlichen Bericht geltend, dass die aus den Nationen allein aus Gnaden gerettet würden. Petrus gab den Anwesenden unzweideutig zu verstehen: wenn also Gott selbst keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden macht, und Er den Nationen den Heiligen Geist ohne die Beschneidung gibt, dann dürft ihr die Gläubigen aus den Nationen ohne Bedenken als vollwertige Gotteskinder und Brüder anerkennen. Ferner wies Petrus darauf hin, es komme vor allem auf das reine Herz an, das jeder durch den Glauben an das Opfer Christi und nicht durch Beobachtung von Zeremonien empfange. Also weder Beschneidung noch Vorhaut sind etwas. Der Glaube an Christus Jesus allein macht den Sünder gerecht (Gal 5,6). Wenn nun die Gläubigen aus den Nationen den Heiligen Geist durch den Glauben empfangen haben, warum ihnen noch nachträglich das Gesetz aufbürden? (Gal 3,2.) Schließlich warnt Petrus die jüdischen Eiferer, Gott zu versuchen (Vers 10). Wollte der Apostel mit diesen Worten nicht sagen: Widersetzt euch doch nicht der offensichtlichen, göttlichen Leitung und dem Handeln Gottes mit den Nationen. Er ist souverän in Seinem Handeln mit den Gläubigen aus den Heiden und kann nach Seiner Wahl einen andern Weg mit ihnen einschlagen, als mit dem Judenvolk. Es muss nicht immer nach väterlicher Weise gehen! Es macht den Anschein als seien die Eiferer für das Gesetz recht ungeistlich vorgegangen, wie es das Formenwesen gewöhnlich mit sich bringt. Nach der überzeugenden Rede des Petrus schwieg die ganze Gemeinde und hörte:
Das Zeugnis des Paulus und des Barnabas (Vers 12). Beide bestätigten die Ausführungen des Apostels Petrus durch ihre reichen, persönlichen Erfahrungen an Segnungen und Bekehrungen unter den Nationen in Paphos, Antiochien, lkonium, Lystra und Derbe. Sie werden nicht verschwiegen haben, dass Gott große und viele Zeichen und Wunder durch ihre Hände gewirkt habe. Beachten wir, dass das Wort nicht allein unter Israel, sondern auch unter den Nationen mit vielen Zeichen und Wundern begleitet war. Zu sagen, dass Zeichen und Wunder n u r der jüdischen Haushaltung angehören, ist irrig. Hebt nicht gerade der Apostel der Nationen hervor: dass den einen gegeben ist Wunder zu wirken, gesund zu machen usw.? (1Kor 12,9-10.)