Behandelter Abschnitt Apg 15,6-11
Wir können verstehen, wie wahrhaftig es von Gott war, auf diese Weise aller heidnischen Neigung zu Satzungen entgegenzutreten und sie durch die Lehre der Wahrheit Christi beiseitezusetzen, die die Frage in seinem Grab begraben hatte und dem Christen einen neuen Platz in Ihm gab, auf den das Fleisch niemals einen Anspruch hatte noch haben kann. Die Satzungen hatten ihren Platz und ihre Zeit an passender Stelle, während die frühen Juden, die glaubten, Gegenstände der Geduld Gottes waren; aber die apostolischen Briefe behandeln die Frage auf einer tieferen Grundlage und mit höheren Beziehungen, die für immer bleiben. Aber es ist höchst aufschlussreich zu bemerken, dass der Apostel nicht hinter anderen zurückblieb, was die Ehrung und den Gebrauch der Anordnungen betrifft, die nicht einmal in der abschließenden Erörterung des Falles zur Erbauung der Versammlung im Allgemeinen erwähnt werden.
Und die Apostel und die Ältesten versammelten sich, um diese Angelegenheit zu besehen. Als aber viel Wortwechsel entstanden war, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Brüder, ihr wisst, dass Gott mich vor längerer Zeit unter euch dazu auserwählt hat, dass die Nationen durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten. Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, wie auch uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun denn, was versucht ihr Gott, indem ihr ein Joch auf den Hals der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Sondern wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene (15,6–11).
Hier haben wir die Eröffnung des Konzils. Niemand außer den Aposteln und Ältesten wird als versammelt erwähnt. Es war ausdrücklich für ihre Entscheidung, aber sicher nicht ohne die Anwesenheit und Zustimmung der Versammlung, wie wir aus Vers 22 wissen, von Vers 12 ganz zu schweigen; und das natürlich als Realität, nicht als bloße Form, die das Christentum verbietet. Aber Gott hätte das positive Siegel der höchsten Autorität auch in den Augen der Widerspenstigen. Daher die durchgängige Erwähnung der Apostel und Ältesten, während nicht bezweifelt werden kann, dass die Versammlung anwesend und frei war, daran teilzunehmen. Es war eine Angelegenheit, an der jeder Gläubige ein echtes Interesse hatte, aber in der das Urteil der Weisesten besonders nötig war. Und jemand, der weiser war als alle anderen, nahm hier seine leitende Rolle ein (V. 28), dessen persönliche Anwesenheit wir gesehen haben, dass sie in diesem ganzen Buch eifrig anerkannt wird, wie es in der Tat charakteristisch für die Versammlung Gottes nach der Heiligen Schrift ist. Der Heilige Geist war da und Ihm wurde zur Führung zur Ehre Christi Raum gegeben.
Dies schloss jedoch viel Wortwechsel nicht aus. Vers 7 lässt uns wissen, dass es eine große Debatte oder Befragung gab. Zweifellos war es traurig und demütigend, dass es solche Auseinandersetzungen gab, sogar in der Gegenwart der Apostel, aber die Tatsache ist klar und wird vom Heiligen Geist ruhig aufgezeichnet, was nicht wenige davon überzeugen sollte, wie weit ihre Vorstellung der kirchlichen Ordnung von der ursprünglichen Geschichte abweicht. Sogar in den apostolischen Tagen sehen wir, wie die Freiheit vorherrschte, obwohl das Fleisch sie zweifelsohne ausnutzte. Die Freiheit zu zerstören, weil sie missbraucht wurde, wäre ein Heilmittel, das schlimmer wäre als die Krankheit; und so ist es mit der Christenheit, die seit Ewigkeiten in ehernen Fesseln gefangen ist und die wahre Freiheit als Lizenz anprangert. Menschliche Regeln haben den biblischen Zustand der Dinge ebenso unmöglich gemacht gegen das Gute wie gegen das Böse. Aber der Glaube, wenn er auf Gottes Offenbarung gerichtet ist, kann niemals zufrieden sein, wenn er sich nicht der Schrift unterwirft, und zwar umso mehr, als der Heilige Geist verheißen wurde, für immer bei uns zu bleiben.
Die Apostel, das ist offensichtlich, ertrugen geduldig die Schwierigkeiten und sogar Anfechtungen ihrer weniger einsichtigen und voreingenommeneren Geschwister. Sie waren stark in der Gnade, die in Christus ist. Sie hatten seine Herrlichkeit lebendig vor ihnen. Sie trachteten nicht nach der Herrschaft über den Glauben ihrer Brüder, sondern danach, dass andere im Glauben feststehen würden, so wie sie standen. In dem Maß, wie die Gnade und Wahrheit Christi in den Herzen der Menschen verblasste, wurde kirchliche Autorität zu einem Götzen oder Selbstherrlichkeit zu einer Schlinge. Das war und ist kein geringer Teil des gegenwärtigen verdorbenen Zustands der Kirche: Niemand behauptet, dass es sogar in den apostolischen Tagen Vollkommenheit gab, noch weniger kann man jetzt Vollkommenheit erwarten, selbst in dem am meisten begrenzten Bereich. Aber jeder Gläubige ist verpflichtet, für die Ehre des Herrn gemäß dem geschriebenen Wort einzutreten und alles zu meiden, was sowohl der Ordnung Gottes als auch der lehrmäßigen Wahrheit und der persönlichen Heiligkeit entgegensteht. Die Verleugnung einer solchen Verantwortung ist in der Substanz nicht nur eine Sünde, sondern prinzipiell gesetzlos, gleichgültig, wessen Namen man sich gibt oder welche schönrednerischen Entschuldigungsgründe man für die Untreue vorbringt. Es ist leicht, auf einen schwerwiegenden Mangel hinzuweisen, sogar dort, wo ein wahrheitsgemäßer Standpunkt eingenommen wird. Aber die, die mit Selbstgefälligkeit darauf hinweisen, versagen gerade in dieser Sache, die Gesinnung Christi zu zeigen, und werden niemals in der Lage sein, menschliche Methoden in der Versammlung Gottes zu rechtfertigen, sogar wenn es ihnen gelänge, sie noch so erfolgreich auszuführen. Wie viel würdiger ist es, das, was sie tadeln, weil es so schwach aufgeführt wird, nach dem Wort besser zu tun! Ist es lieblos zu sagen, dass sogar nach dem Wort zu handeln weit von ihrem Ziel entfernt ist, das nur darin besteht, die zu unglaubwürdig machen, die es suchen?
Petrus erinnert dann alle an seine Mission in Joppe, wo die Heiden das Evangelium durch ihn als Gottes erstes und apostolisches Werkzeugempfingen. Am eindringlichsten betont er, wie Gott mit ihnen umgegangen ist, dass Gott der Herzenskenner ist, sie durch die Gabe des Heiligen Geistes bestätigt hat, so unbeschnitten sie auch waren, und dass er keinen Unterschied zwischen den jüdischen und den heidnischen Gläubigen gemacht hat, weil seine Reinigung des Herzens durch den Glauben geschieht. Denn dies ist ein Ritus, der nichts nützt. „Nun denn, was versucht ihr Gott?“ (V. 10). Ihr Vorurteil war an sich, und besonders wenn es aufrechterhalten wurde, ein echter Unglaube gegenüber dem Wort und den Taten Gottes. Es legte den Jüngern ein Joch des Gesetzes auf den Hals, das niemand in der Vergangenheit oder Gegenwart tragen konnte. Ein beschnittener Mann war schuldig, das ganze Gesetz zu tun. Denn, so herrlich es auch eingeführt wurde, es ist ein Dienst des Todes und der Verdammnis.
Das Evangelium, an das wir glauben, ist die Erlösung durch die Gnade des Herrn Jesus, der unsere Strafe getragen und unsere Sünden durch sein Blut ausgelöscht hat. Das ist in der Tat Gnade, wo wir alle schuldig waren und alles, was zu unserer Vergebung und Befreiung diente, hat Er zur Rechtfertigung Gottes getan, seines Gottes und Vaters, gegen den wir rebelliert oder ohne den wir gelebt hatten. In Wirklichkeit kannten wir Ihn nicht, wie Er ist, da wir eher der Lüge Satans als der Wahrheit Gottes glaubten. Wir taten unseren eigenen Willen und rechneten Ihm die Liebe nicht an, obwohl Er die Welt so sehr liebte, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Nun aber haben wir den Sohn gesehen und an Ihn geglaubt. Seine Gnade, dass er für unsere Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, hat uns sowohl beschämt als auch mit Gott bekanntgemacht; und Er ist Liebe. „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat“ (1Joh 3,16).
Geformt durch diese Gnade ist es bemerkenswert, dass Petrus hier sagt: „Sondern wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene“, die Nationen (V. 11). Die natürliche Formulierung für einen Juden wäre gewesen: Sie in gleicher Weise wie wir; aber die Gnade regiert, und Petrus sagt: Wir, … in derselben Weise wie auch jene. Wie würdig für das Evangelium! Dies war nicht Simon Bar Jona, der sich selbst überlassen war, sondern es war Petrus – ein wahrer Felsenmensch. Nicht Fleisch und Blut hatten den Gedanken oder das Wort veranlasst, sondern der Vater, der im Himmel ist.