Behandelter Abschnitt Apg 13,1-3
Barnabas und Saulus
Schon in der Betrachtung des 10. Kapitels sahen wir, dass durch die Bekehrung des Kornelius eine neue Phase im Werke des Herrn eingeleitet worden ist, aber erst hier, in Kap. 13, fängt durch die Aussendung der beiden Männer, Barnabas und Saulus, der eigentliche Dienst unter den Nationen an. Die zwölf Apostel, und vor allem Petrus, die bis dahin das Feld beherrschten, verschwinden allmählich. Fortan steht also nicht mehr Petrus im Blickfeld, sondern Paulus. Da Israel als Volk jedes göttliche Heilsangebot abgelehnt hatte, stellte Gott Israel für eine gewisse Zeit auf die Seite, bis dass die Vollzahl aus den Nationen eingegangen sein wird. Zum besseren Verständnis der Heiligen Schrift ist es aber durchaus nötig, die Unterschiede zwischen Israel und der Gemeinde hervorzuheben, sonst wird uns vieles in der Schrift unklar bleiben.
Ein göttlicher, himmlischer Ruf (Vers 2). „Der Heilige Geist sprach.“ In der Gemeinde zu Antiochien standen hervorragende, geistgesalbte Männer an der Spitze. Fünf unter ihnen werden mit Namen genannt. Sie waren Lehrer und Propheten. Der unsichtbare Leiter jener Gemeinde war jedoch der Heilige Geist. Als solcher hat Er aber kaum hörbar vom Himmel herab geredet, etwa wie der Herr zu Saulus in Kap. 9, 4 sprach, sondern das Reden geschah durch irgend ein Werkzeug in der Gemeinde. Aus den fünf mit Namen genannten Dienern in der Gemeinde zu Antiochien sonderte der Heilige Geist zwei ab, die einen speziellen Dienst in fernen Ländern tun sollten. Die zwei Ausgesonderten, Barnabas und Saulus, waren sich ihrer Berufung so sicher wie einst Mose und Aaron. Der Heilige Geist berief also in diesen beiden Dienern zwei Männer, die das Vertrauen der ganzen Gemeinde besaßen und sich in vollem Maße bewährt hatten. Ähnlich ruft der Heilige Geist Seine Diener noch heute.
Ein persönlicher Ruf. „Sondert mir aus Barnabas und Saulus.“ Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, darf man hier wirklich sagen.
B a r n a b a s , der Sohn des Trostes, ein Levit von Cypern, ein Mann von hohem Ansehen in der Gemeinde, wird zuerst genannt. Er war auch durch seinen Opfersinn bekannt, und wegen seiner Fähigkeit wurde er von der Gemeinde in Jerusalem nach Antiochien gesandt, um den dortigen jungen Christen zu dienen.
S a u 1 u s war der bekannte Mann von Tarsus, einstiger Schüler Gamaliels und der grausame Verfolger der Gläubigen. Seine einzigartige Bekehrung und seine göttliche Berufung unter den Nationen zu dienen, sowie seine Bewährung an verschiedenen Orten, legitimierten ihn für den neuen Dienst.
Ein Ruf zur Absonderung. „Sondert mir ab“, d. h. stellt mir aus eurer Mitte heraus zwei Männer zu meiner uneingeschränkten Verfügung, die zu jedem Dienst bereit sind und dahin gehen, wohin ich sie senden werde. Die Absonderung geht also dem Dienst voraus. Andere als abgesonderte Gefäße kann Gott nicht brauchen. Im Alten Testament durften die Gefäße des Hauses Gottes nur für den Tempeldienst gebraucht werden; niemals für andere Zwecke. Daher lesen wir wie sehr Belsazar gestraft wurde, als er die heiligen Gefäße des Hauses Gottes für seine Belustigung verwandte. Er wurde in jener Nacht getötet (Dan 5). Diener Gottes sollen abgesondert sein: von Welt, Sünde, Fleisch und dem Ich-leben, anders sind sie unfähig die Stimme des Heiligen Geistes zu hören, noch wird Gott sie brauchen können. Vom Heiligen Geiste Abgesonderte sind auch von Ihm Ausgerüstete und empfangen Gaben (1Kor 12,11). Gläubige können Gefäße der Ehre und der Unehre sein, aber abgesonderte Gefäße sind dem Hausherrn nützlich zum Dienst (2Tim 2,21).
Ein Ruf zu besonderer Arbeit. „Für das Werk, wofür
ich sie bestimmt habe.“ Alle Gläubigen, und zwar ohne Ausnahme, sind
dazu berufen, dem Herrn zu dienen (Eph 2,10; 1Pet 2,9;
Ein Ruf von der Gemeinde anerkannt. Als der Heilige Geist Barnabas und Saulus rief, war die ganze Gemeinde einverstanden, obwohl ihr dadurch zwei gesegnete Lehrer entzogen wurden. Die Ältesten der Gemeinde machten sich durch Handauflegung ganz eins mit den Brüdern und dem Werke in das sie gingen.
Es ist gewiss anzunehmen, dass die Gemeinde den Brüdern half und an den Kosten der Reise teilnahm, etwa wie dies später die Philipper taten (Phil 4,15-18; 3Joh 5-8). Des Herrn Werk zu treiben ist das Vorrecht und die Pflicht jeder Gemeinde. Die Apostel selbst kümmerten sich nicht um ihren Unterhalt. Sie wussten, dass sie von Gott Gesandte und somit auch von Gott Versorgte waren; denn kein Kriegsmann verwickelt sich in die Beschäftigung des Lebens (2Tim 2,4). Wir sehen aber, dass alle an solch einem Ruf Anteil haben, sowohl die, die ausgesandt werden, als auch die Gemeinde, die ihre Aussendung gutheißt.
Ein Ruf von reichen Segnungen begleitet. Die folgenden Verse und Kapitel 14 geben dem Leser einen tiefen Einblick in die gesegnete Tätigkeit der Apostel. Da ist auf der einen Seite das reiche Wirken des Heiligen Geistes und auf der andern Seite der harte Widerstand Satans, der sich sowohl durch Elymas, den Zauberer, kundtat, als auch durch die Juden, die voll Neid den Aposteln allenthalben nach dem Leben trachteten und die Griechen gegen sie aufwiegelten. Das Ergebnis war jedoch Sieg und Segen auf der ganzen Linie (Vers 12).