Behandelter Abschnitt Apg 13,1-3
Petrus verschwindet, mit Ausnahme seiner Rolle auf dem Konzil in Jerusalem (Apg 15), aus der uns vorliegenden inspirierten Geschichte. Eine andere Person tritt nicht nur in den Vordergrund, sondern sogar in den Mittelpunkt dieses ersten Kapitels dessen, was mit Recht als der zweite Band der Apostelgeschichte angesehen werden kann. Nicht aus Jerusalem, sondern aus Antiochien (das bereits so bemerkenswert war, weil der christliche Eifer auf die Außenstehenden Eindruck machte, und weil es die erste Gemeinschaft war, die unter den Heiden auftrat oder erwähnt wurde), hören wir von einer Aussendung durch den Heiligen Geist.
Es waren aber in Antiochien, in der dortigen Versammlung, Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaen, der mit Herodes, dem Vierfürsten, großgezogen worden war, und Saulus. Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe. Da entließen sie sie, nachdem sie gefastet und gebetet und ihnen die Hände aufgelegt hatten (13,1–3).
Niemand kann eine Mehrzahl von begabten Männern leugnen, fünf von hohem Rang im vollen Dienst Christi, und dies ausdrücklich in „in Antiochien, in der dortigen Versammlung“ (V. 1).Versammlungen am selben Ort, jede mit ihrem eigenen Amtsträger, suchen wir hier wie überall vergeblich. Es ist nicht gemeint, dass die Gläubigen nicht in vielen Häusern hier oder dort regelmäßig zum Brotbrechen zusammengekommen sein mögen, wie wir wissen, dass sie es in Jerusalem taten; aber nichtsdestoweniger bildeten sie in dieser Stadt wie in jeder anderen auch die Versammlung. Es herrschte eine Einheit, die nur der Heilige Geist bilden oder aufrechterhalten konnte; keine unsichtbare oder nur für den Himmel bestimmte Einheit, die tatsächliche Verschiedenheit oder sogar Gegensätze zulässt, sondern vielmehr eine lebendige und offenkundige Einheit auf der Erde, der die Gaben und die Ältesten, wo sie vorhanden waren, dienten, anstatt die Instrumente zu sein, die ihre Unabhängigkeit zum Ausdruck brachten.
Zu beachten ist auch, dass diese fünf Propheten und Lehrer weder nach weltlichem noch nach kirchlichem Rang benannt sind; sonst wäre Barnabas nicht der erste und noch weniger Saulus der letzte gewesen. Sie scheinen vielmehr in der Reihenfolge der geistlichen Geburt angeordnet zu sein – jedenfalls soweit sie den Gläubigen in Antiochien bekannt waren. Er, der der Ziehbruder von Herodes dem Tetrarchen war, ist weder der Erste noch der Letzte. Aber die gnädige Macht des Herrn nach seinem Wort in Matthäus 20,16 sollte bald den zum Ersten im Zeugnis seiner Wahrheit machen, der hier den letzten Platz einnimmt. „Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe“ (V. 2). Der Dienst für den Herrn darf hier nicht mit dem Dienst im Predigen oder Lehren verwechselt werden; es war zweifellos hauptsächlich Gebet und Fürbitte. Dass es sich um das Abendmahl des Herrn handelte, ist eine dumme und unbegründete Vorstellung; denn dieses setzt die Gemeinschaft der Gläubigen im Andenken an Christus voraus und bezieht sich in seinem Prinzip auf alle Gläubigen, während das Dienen hier einfach von Seiten der Mit-Arbeiter geschah, man darf annehmen, dass es dem Herrn gefiel, das Werk zu leiten und zu segnen, und dass jeder von ihnen ein Gefäß zu Ehre sei, geheiligt und bereitet für den Gebrauch des Meisters, zubereitet zu jedem guten Werk. Dies wird durch das Fasten bestätigt, das ihr geistliches Handeln gegenüber dem Herrn begleitete, was natürlich eher die äußere Natur zum Ausdruck bringt, die sich erniedrigt, damit die innere umso ungeteilter vor Ihm sein kann, als der wichtigste öffentliche Anlass für den Dank und das vereinte Lob der Versammlung.
Es ist wahrscheinlich, dass der Heilige Geist einen oder mehrere der Propheten benutzte, um die Gedanken Gottes bezüglich des Werkes zu vermitteln, zu dem Er Barnabas und Saulus berufen hatte. So scheint es auch im Fall von Timotheus gewesen zu sein (1Tim 1,18; 4,14), obwohl wir im Fall von Philippus ein direktes Handeln sehen (Apg 8,29). Hier richtete sich das Wort, unabhängig vom Kanal, nicht an die Versammlung, wie Alford annimmt, sondern an die Mitarbeiter als Ganzes, um sie für das besondere Werk, das vor ihnen lag, auszusondern. Die Sprache ist sehr ausdrucksvoll für das persönliche Interesse und die Autorität des Geistes als eines hier auf der Erde unmittelbar Betroffenen im höchsten und innigsten Grad. Es ist der Geist, der sagt: „zu dem ich sie berufen habe“ (V. 2). Weder Barnabas noch Saulus wurden jetzt zum ersten Mal autoritativ in den Dienst Christi berufen; denn sogar der jüngere der beiden hatte schon jahrelang offenkundig und tüchtig gearbeitet, sowohl im Evangelium als auch in der Versammlung. Die Ordination durch Brüder eines niedrigeren Ranges als sie selbst wäre das Ergebnis, das von Männern erzielt wird, die voreilig bestrebt sind, diesen Ritus aus dem Text herauszulesen. Wenn so etwas der Fall wäre, wäre das Verfahren mit allen anerkannten Grundsätzen der Kirche und insbesondere des Episkopats unvereinbar. Aber die „Aussonderung“, die hier beschrieben wird, ist von ganz anderer Art und mit einem anderen Zweck, wie der einsichtige Leser nicht anders sehen kann, wenn er unvoreingenommen ist. Sicher ist, dass Galater 1,1 mit ausgesprochener Genauigkeit zurückweist, was viele Alte und Moderne fälschlicherweise auf den interessanten und lehrreichen Umstand vor uns gegründet haben. Paulus erklärt, dass er Apostel war (nicht von Menschen als Quelle, noch durch Menschen als Kanal, sondern) „durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn aus den Toten auferweckt hat“ (Gal 1,1). Es hätte seinen judaisierenden Verleumdern wunderbar gepasst, zu behaupten, dass er seinen Amtstitel den drei Lehrern in Antiochien verdankte, die ihm und Barnabas die Hände auflegten; aber so dreist seine alten Gegner in Korinth oder in Galatien oder anderswo auch waren, es wird uns nicht berichtet, dass sie es wagten, in ihren Unterstellungen so weit zu gehen. Offensichtlich schließt seine eigene Aussage summarisch und für immer jeden Versuch aus, sein Apostelamt auf diese Weise herabzusetzen oder, was auf dasselbe Ergebnis hinausläuft, die Ordination auf Kosten des Apostels Paulus an diesem oder einem anderen Ort zu erhöhen.
Der dritte Vers bestätigt die Bemerkungen zu den ersten Worten von Vers 2, denn hier haben wir wieder Fasten mit Gebet. Aber obwohl eine Einweihungszeremonie, die die Vermittlung heiliger Orden voraussetzt, hier nicht beabsichtigt ist, sehen wir doch einen heiligen und feierlichen Ton, der in auffälligem Gegensatz zu dem steht, der in einigen modernen Formen vorherrscht, die fälschlicherweise darauf aufbauen. Der „Auftrag“ und das „Abendmahl“ passen gut zu denen, für die Fasten und Gebet keine Anreize bieten. „Fronfasten“ sind zwar formell genug, aber zumindest ähneln sie mehr und sind vielleicht moralisch besser. Der Herr war damals das einzige Ziel, und der Heilige Geist wirkte in Kraft, und ein Dienst der Selbstverleugnung zu Gottes Ehre war die gesegnete Frucht. Die äußeren Handlungen flossen aus dem inneren Leben. So war es auch mit dem Handauflegen. Es war ein allgemeines Zeichen der Einsmachung oder des erteilten Segens. In dem uns vorliegenden Fall empfahlen ihre Mitarbeiter die beiden Brüder feierlich der Gnade Gottes mit diesem Siegel ihrer eigenen Gemeinschaft in dem Werk.