Behandelter Abschnitt Apg 10,44-48
Die Ausgießung des heiligen Geistes
in Cäsarea
Im Leben des Apostels Petrus gab es viele außer ordentliche Erlebnisse. Wir denken an seinen großen Fischfang; an sein Bekenntnis (Mt 16); an die Auferweckung des Jairi Töchterlein, bei der er persönlich dabei war; dann an die Erscheinungen Christi nach Seiner Auferstehung, besonders an die am See, wo Petrus seine Wiederherstellung nach der Verleugnung erlebte (Joh 21). Auch die Himmelfahrt Christi und Pfingsten müssen unvergessliche Tage für den Apostel gewesen sein. Dann waren seine zweimaligen übernatürlichen Befreiungen aus dem Gefängnis höchst bedeutsame Erlebnisse. Hier nun, im Hause des Kornelius, reiht sich zu den vielen geistlichen Segnungen eine neue, indem er miterlebte, wie die Erstlingsfrucht aus den Nationen durch denselben Heiligen Geist zu einem Leibe getauft wurde. Was hier geschah war eine der größten Umwälzungen seit den Tagen Abrahams; denn in jenen Tagen wandte Gott sich weg von den Nationen ‑ hin zu Abraham resp. seinem Samen ‑, während Er sich in Cäsarea wiederum zu den Nationen kehrte. Wieder durfte Petrus das auserlesene Werkzeug sein, das die herrliche Botschaft brachte und während seiner Ansprache gab es:
Eine Unterbrechung. Lukas fasst die Rede des Petrus nur in ihren Hauptpunkten zusammen. Petrus war nicht am Schluss angelangt, als er plötzlich durch das Herniederkommen des Heiligen Geistes unterbrochen wurde. Es heißt: „W ä h r e n d er redete, fiel der Heilige Geist auf alle.“ Es ist begreiflich, dass Petrus sofort schwieg, da Gott so reichlich, ja weit über Erwarten, geantwortet hatte. Einige Tage zuvor wurde derselbe Petrus durch ein Gesicht dort auf dem Dache im Gebet unterbrochen, hier unterbrach ihn der Heilige Geist in der Rede. Dort kam eine Entzückung über ihn und er sah das vierzipflige Tuch mit allerlei Getier, hier aber war noch Größeres geschehen. Petrus und seine Begleiter sahen sich nun plötzlich an jenen großen Pfingsttag in Kap. 2 zurückversetzt. Dort war es Israel allein, das den Heiligen Geist empfing; hier in Cäsarea wurde der Heilige Geist über Juden und Nationen ausgegossen. Hier wurde, wie Paulus später an die Epheser schrieb, die Zwischenwand, die Juden und Nationen bisher trennte, beseitigt. Alle wurden durch einen Geist zu einem Leibe getauft.
Kein Ansehen der Person. Als Petrus in das Haus des
Kornelius eingetreten war und von seinem guten Zeugnis, seiner
Gebetserhörung und Engelserscheinung hörte, wurde ihm klar, dass vor
Gott alle Menschen gleich sind. Diese neue Erkenntnis wurde ihm aber
erst ganz verständlich, als der Heilige Geist auf beide fiel, auf Juden
und Nationen. Petrus und die andern Gläubigen meinten, n u r I s r a e 1
sei ausersehen den Heiligen Geist zu empfangen. Haben wir auch gelernt,
dass Gott weder die Person noch die Rasse anschaut ‑ sei sie weiß,
schwarz, rot oder gelb (5. Mose 10,17; Hiob 34,19; 2Chr 19,7).
Gott sieht auch nicht auf Reichtum, Ansehen, Stellung und Begabung (1Kor 1,26,27; Off 20,12; Kol 3,25). In Christo gilt weder
Beschneidung noch Vorhaut (Kol 3,11; Gal 5,6). Gott kennt keinen
Unterschied der Nationen, noch schaut Er auf die Gestalt des Menschen
(Gal 3,38; 1Sam 16,7). Die früheren Ansichten des Apostels
erfuhren durch das Erlebnis in Cäsarea eine völlige Veränderung. Das
Heil in Christo ist für a 11 e , nicht allein für Israel (
Großes Erstaunen (Vers 45). Die Begleiter, aus den Beschnittenen, die mit Petrus gekommen waren, gerieten in größtes Staunen als sie sahen, dass die aus den Nationen auf dieselbe Weise gerettet wurden wie sie selbst. Beachtenswert ist auch die Reihenfolge, in welcher die Einzelheiten sich abspielten. An Pfingsten mussten Buße und Taufe dem Empfang des Heiligen Geistes vorausgehen. Anders war es im Hause des Kornelius. Hier sehen wir zuerst den Glauben an den Herrn Jesus, danach das Empfangen des Heiligen Geistes und dem folgte die Wassertaufe. Die Taufe ist also kein Sakrament, das Wunder wirkt, oder gar den Menschen zum Christen macht, die Wiedergeburt ersetzt oder gibt. Dennoch übergeht Petrus sie nicht.
Es ist also wichtig, dass alles nach der göttlichen Anordnung und Reihenfolge geschieht und wir alles menschliche Klügeln beiseite lassen.
Die Begleiterscheinungen der Geistesausgießung. Man hörte die, so den Heiligen Geist empfangen hatten in Sprachen reden und die großen Taten Gottes rühmen. Es war also ähnlich wie am Pfingsttage zu Jerusalem. Wenn das Herz voll Heiligen Geistes ist, dann geht die Zunge in Lob über (Eph 1,3; Kol 1,12-14; 1Pet 1,3). Die großen Taten Gottes werden wir aber erst dann recht verkündigen, wenn wir voll Heiligen Geistes, durch die Liebe Christi dazu gedrängt werden, wie es bei den Gläubigen nach Pfingsten der Fall war.
Eine selbstverständliche Folge. Nachdem der Heilige Geist auf alle gefallen war, konnte ihnen die Taufe nicht verwehrt werden. Wir sehen also sehr deutlich, dass der Praxis der Wassertaufe unter den Nationen der Empfang des Heiligen Geistes vorausgeht. Nicht wenige sind der Meinung, die Geistestaufe erübrige die Wassertaufe. Wer aber kindlich und vorurteilsfrei die Schrift liest, erfährt ohne Mühe und Schwierigkeiten den Willen Gottes und befolgt ihn gern. Petrus befahl nun, dass die, die soeben den Heiligen Geist empfangen hatten getauft wurden. Er tat es also nicht selber, sondern seine Begleiter vollzogen die Handlung. Keiner sollte auf Petrus getauft sein, sondern auf den Namen Jesus. Wie weise waren doch die Apostel in allen Dingen! Da war also weder Handauflegung zwecks Empfang des Heiligen Geistes, noch die Wassertaufe von einem der Apostel vollzogen worden, um die Segnungen rechtskräftig zu machen. Ähnliches sehen wir später bei dem Apostel Paulus den Korinthern gegenüber.
Gemeinschaft untereinander (Vers 48). Die Jungbekehrten baten den Apostel, noch etwas länger unter ihnen zu verweilen, ähnlich wie früher die Samariter den Herrn ersuchten, bei ihnen zu bleiben und Er ihnen weitere vier Tage schenkte (Joh 4,40). Petrus wird diese jungen Gotteskinder in allen Anfangsgründen des Glaubenslebens unterwiesen haben. Wer kann sich die Freude und das Glück vorstellen, das jene Gläubigen in diesen segensreichen Tagen erlebten. Hier wird man Gott ähnlich gelobt haben wie zuvor in Jerusalem und Samaria. Die Gemeinschaft der Heiligen ist eines der köstlichsten und genussreichsten geistlichen Güter des Volkes Gottes. Die ersten Gläubigen blieben beständig in der Gemeinschaft; doch nur zu schnell versuchte Satan dieselbe durch Lieblosigkeiten, durch Murren wie in den Tagen des Stephanus, oder durch Habsucht wie bei Ananias und Saphira, zu stören. Satan hat seine Methode bis heute beibehalten und es gilt zu wachen, dass es ihm nicht gelingt die Gemeinschaft und die damit verbundenen Segnungen durch Sünde zu unterbrechen.