Behandelter Abschnitt Apg 10,25-33
Petrus im Hause des Kornelius
Petrus war in des Herrn Schule und hatte von Ihm Gehorsam gelernt. Dass er nichts von den unreinen Tieren aß, können wir verstehen; denn als gesetzestreuer Israelit hielt er sich an die mosaischen Vorschriften, die ihm diesen Genuss verboten. Er verstand indes trotz allem Nachdenken noch nicht, dass die unreinen Tiere bildlich die Nichtjuden darstellten. Nachdem ihm aber der Geist Gottes gebot, die von Kornelius geschickten Männer zu begleiten, folgte er ihnen ohne Widerspruch. Petrus nahm sechs Männer mit sich, wahrscheinlich als Zeugen. Dies verrät etwas von seiner Unsicherheit und Furcht, er könnte etwas Verkehrtes machen. Er übte sich wie Paulus, ein unverletztes Gewissen zu haben. Das ist nachahmenswert.
Die Begegnung mit Kornelius. Kornelius wird beständig nach Petrus ausgeschaut haben und freute sich, als er seine Knechte mit Petrus und den sechs Begleitern kommen sah.
D i e B e g r ü ß u n g (Vers 25). Obwohl die Engelserscheinung auf Kornelius sehr tiefen Eindruck machte (Vers 3-5), scheint es doch, als habe er Petrus für noch größer als den Engel angeschaut, da er beabsichtigte ihm Huldigung darzubringen. Der Engel hatte Kornelius nur aufmerksam gemacht auf Petrus, hingegen war Petrus selbst der eigentliche Überbringer der guten Botschaft. Kornelius gedachte Petrus in ähnlicher Weise zu ehren wie die Leute von Lystra später Paulus und Barnabas ehrten (Kap. 14, 15), oder ähnlich zu handeln wie Johannes in Off 19,10; 22,8-9). Immerhin fiel er vor Petrus nieder (Vers 25). Was Kornelius vom Engel über Petrus gehört hatte, wird ihn zu dieser Ehrung bewogen haben. Petrus aber lehnte jede weitere Ehrung entschieden ab. Gottesdiener lassen sich nicht huldigen, denn wie könnten sie Gott dienen, wenn sie Ehre von Menschen nähmen. Satan möchte auf diese Weise Gottes Werkzeuge lahm legen. Derselbe Petrus, der in Kap. 5, 40 von seinem eigenen Volke geschlagen wurde, wird als Jude von fremden Römern geehrt. Über die Schläge der Juden jubelte er, dagegen wies er die Ehrung von seiten der Römer energisch ab. So ist es gottgemäß.
Eine interessante Stubenversammlung. Gleich wie Gott verhältnismäßig größeren Erfolg in der Stiftshütte hatte als später im Tempel, so kann dasselbe von Stubenversammlungen gesagt werden. Auch die Gründung der Gemeinde aus den Heiden vollzog sich in einer Stube. Und weiter lesen wir, dass sich die Gläubigen hin und her in den Häusern versammelten. Gott wollte nie die großartigen Kathedralen und Dome. Sie sind eine Nachahmung aus dem Alten Testament. Durch den Anfang in Cäsarea hat uns Gott auch in dem Stück den Weg gezeigt. Kornelius freute sich kindlich auf den Augenblick, da er das erflehte Licht, ja selbst den Heiligen Geist empfangen sollte. Er hatte sein ganzes Haus, seine Verwandten und Freunde versammelt. Eifer, wie der des Kornelius, würde die leeren Räume da und dort bald füllen.
Der Prediger. Ernst, wie immer, beginnt Petrus und erzählt zunächst von seinen inneren Hemmungen, die er als ,jüdischer Mann hatte, zu Kornelius zu gehen. Ohne die Entzückung und die Worte des Geistes wäre Petrus nie in das Haus eines Heiden eingekehrt, es sei denn Kornelius hätte sich zuerst beschneiden lassen. Rassenstolz, religiöse Vorrechte und väterliche Überlieferungen können leicht zum Verhängnis werden. So begreifen wir auch das Zögern des Apostels Petrus. Aber Petrus darf nun sagen: „Gott hat mir gezeigt.“ Gott muss dem Prediger den Weg weisen und ihm auch die Wahrheit offenbaren; dann fließen die Segnungen wie im Hause des Kornelius. Petrus fragt: „Aus welcher Ursache habt ihr mich rufen lassen?“
Die Antwort des Kornelius (Vers 30-32). Sie lautet: „Ich habe vier Tage gefastet.“ Aus dieser Tatsache heraus musste Petrus den großen Ernst dieses Gottsuchers erkennen. „Um die neunte Stunde betete ich.“ Er rang also nach mehr Licht, wie einst Daniel, dem auch ein Engel die Erhörung brachte. Petrus wird hier gewiss an die eigene Engelserscheinung gedacht haben (Kap. 1, 10; ;5, 19). Kornelius legte Petrus nahe, dass er von einem Engel Befehl bekommen habe, ihn rufen zu lassen, und ferner mussten die von Kornelius erzählten, genauen Einzelheiten dazu dienen, Petrus volle Klarheit zu geben in bezug auf den neuen, vor ihm liegenden, großen Dienst. Dem Aufrichtigen lässt es Gott gelingen; das beweist sowohl Gottes Wirken an Kornelius als auch an Petrus.
Eine vorbildliche Zusammenkunft (Vers 13). Petrus trat nun vor die im Hause Versammelten, um ihnen mit Gottes Wort zu dienen. Beachten wir was Kornelius dazu sagte: „Jetzt sind wir alle hier.“ Alle warteten mit Sehnsucht auf die Rede des Petrus. Sie dürsteten nach Lebenswasser.
Die Versammlung war gut besucht. Keiner fehlte! Da war es nicht wie einst bei den Elfen, als Thomas vermisst wurde; und wie viel hatte er doch dadurch verpasst! Viele lassen sich wegen geringen Dingen von den Gottesdiensten abhalten. Dies ist aber ein Unrecht Gott gegenüber, eine Geringschätzung, denn der Herr selbst ist da (Mt 18,20). Die Versammelten waren voll Ehrfurcht. Kornelius sagte: „Wir sind gegenwärtig vor Gott.“ Wer in einem solchen Geiste unter das Wort geht, empfängt Segnungen wie diese Schar.
Sie waren versammelt mit der Absicht, das zu hören, was Gott ihnen zu sagen hatte und um zu wissen, was sie zu tun hatten. Wie wichtig ist gerade letzteres. Gott redet noch heute durch Sein Wort, aber nur wenige gehen darauf ein. Etliche machen es wie Herodes, der in v i e 1 e n Stücken folgte, aber die Hauptsache umging. Die hier Versammelten wollten nur hören, was Gott dem Petrus zu reden befohlen hatte. Jeder Diener soll das reden, was Gott ihm aufträgt, nicht mehr und nicht weniger. Petrus hatte sich auf dem Dach des Simon ernstlich im Gebet vorbereitet und über Gottes Offenbarung nachgedacht. Etliche dienen aber gleich den Bienen, die zusammentragen was erhältlich ist, suchen jedoch die Botschaft nicht wie Petrus in Gebet und Fasten vor Gott. Andere dürfen aus Furcht nicht sagen, was Gott ihnen befohlen hat zu reden. Sie müssen nach dem Befehl der Menschen oder eines Komitees zum Gefallen der Zuhörer reden.
Die Versammelten wurden reich gesegnet. Sie hatten Gottes Botschaft vernommen, nahmen den Herrn an und wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt.