Behandelter Abschnitt Apg 10,9-24
Petrus in Joppe
Es ist wunderbar zu sehen, wie der Herr in diesem Kapitel beide, den suchenden Kornelius und Seinen Diener Petrus, für das große neue Werk, welches nun unter der Völkerwelt beginnen sollte, zubereitete.
Auf dem Wege zu Petrus (Vers 9). Kornelius hatte seinen frommen Dienern befohlen zu Petrus nach Joppe zu gehen. Was wird das Thema ihrer Unterhaltung auf dem Wege gewesen sein? Gewiss kein anderes, als die große Engelserscheinung, die ihr Herr erlebte; was sie wohl zu bedeuten habe und was ihr folgen werde. Sie, die selbst Gottsucher waren, warteten mit größtem Interesse der Dinge, die da kommen sollten.
Der Wohnort des Petrus. Der Apostel wohnte in Joppe bei Simon, einem Gerber. Das ist interessant und beachtenswert. Der Gerberberuf galt unter den Juden als unrein, und zwar darum, weil die Häute, die verarbeitet wurden, zum Teil von unreinen Tieren stammten. Früher hätte Petrus kaum in solch einem Hause logiert, aber er hatte unterdessen gelernt, und in diesem Hause sollte er noch viel Neues hinzulernen. Ja, trotzdem er ein großer Apostel, eine Säule unter ihnen war, fand er es nicht für überflüssig stets zu lernen, stets anzunehmen. An ihm können sich alle Gottesknechte ein Beispiel nehmen. Das Haus, in dem Petrus war, stand am Meer, abgesondert, wohl auch deshalb, weil die Felle üblen Geruch verbreiteten. Das Meer ist nach der Schrift das Bild der Völkerwelt und Petrus sollte an Jesu Wort erinnert werden, dass Gottes Boten die frohe Botschaft „bis an die Enden der Erde“ tragen sollten.
Petrus im Gebet. Schon frühere Kapitel zeigten uns Petrus als großen Beter. Wie Daniel, richtete er sich immer noch nach den jüdischen Gebetsstunden. Wie kostbar ist es um bestimmte Gebetszeiten im Leben der Gläubigen. Fern vom Alltagsbetrieb, draußen am Meer, auf dem flachen Dach, hatte Petrus einen geöffneten Himmel und herrliche Gemeinschaft mit seinem Gott. Gleichzeitig muss Petrus gefastet haben; denn er war hungrig. Beten und Fasten gehen in der Schrift vielfach zusammen. Im Gebet erhalten auch wir Lichtblicke und neue Aufträge.
Petrus in Entzückung. Während des Gebets geriet der Apostel in Entzückung. Er sah den Himmel geöffnet und ein großes leinenes Tuch an vier Zipfeln zusammengebunden, vom Himmel herniederkommen, mit allerlei reinen und unreinen Tieren darin, die der hungrige Petrus schlachten und essen sollte. Das Tuch ist offenbar ein Bild der Gemeinde, es kam vom Himmel und ging wieder dahin zurück. Die vier Zipfel weisen auf die vier Enden der Erde hin. Die reinen Tiere sind ein Bild Israels; denn es war das auserwählte, abgesonderte Volk, das durch die Besprengung mit Blut gereinigt worden war. Die unreinen Tiere stellen die Völkerwelt dar. Israel hat sein Vorrecht verscherzt und seinen Messias abgelehnt. Und so hat Gott dieses Volk auf die Seite gestellt, aus dem Er aber immer noch einzelne rettet. Gottes Absicht war, aus Juden und Heiden einen Leib, Seine Gemeinde, zu bilden.
Göttliche Vorbereitung. Der sonst so schnelle Petrus war hier ein langsamer Schüler. Dass die Nationen Miterben der Gnade werden sollten, leuchtete ihm noch nicht ein (Eph 3,6). Vielmehr dachte er, dass es nicht gut sei, den Kindern Israel das Brot zu nehmen und es den Hunden (Nationen) hinzuwerfen. Hatte Petrus Worte wie Mt 8,11 missverstanden, hatte er etwa des Herrn Auftrag vergessen? (Mt 28,19; Apg 1,8.) An Pfingsten hatte er doch davon geredet, dass der Heilige Geist über a 1 l e s Fleisch ausgegossen werden sollte, ja mehr, Petrus selber hob hervor, dass Gott auch die Entfernten (Nationen) herzubringen werde (Apg 2,17-39). Es scheint, als erwartete Petrus immer noch das Königreich Jesu Christi auf Erden in seinen Tagen. Er war nicht so leicht von seinem alten Standpunkt abzubringen. Wie vieler Gläubigen Horizont ist äußerst begrenzt! Sie sehen nur sich und ihre Sache, aber nicht die großen Heilspläne Gottes. Petrus war hungrig und diesen Moment benützte Gott und gab ihm zu essen, wie einst dem Elias in der Wüste. Petrus s a h nicht nur das Tuch, das bis zu ihm herabkam, er h ö r t e auch die Stimme aus dem Himmel: „Schlachte und iss!“ Der Himmel war offen und doch verstand er noch nicht, was Gott ihm damit sagen ,wollte. Petrus sah immer noch den a 1 t e n Weg vor sich, d. h. die Vorrechtsstellung Israels unter allen Völkern, die diesem Volk aber durch die Ablehnung Christi und des Heiligen Geistes vorübergehend genommen wurde, bis dass die Vollzahl aus den Nationen eingegangen sein wird. Dass Petrus reine und unreine Tiere beisammen sah, sollte ihm zeigen, dass das Ende der Haushaltung des Gesetzes gekommen sei und das Zeitalter der Gnade begonnen habe in welchem Gott aus Heiden und Juden eine Gemeinde, ein Haus baut in dem Er wohnt. Alle sind rein in Christo.
Ein entschiedenes Nein. „Nimmermehr“ ‑ so sprach Petrus. Dieser Sprache bediente er sich schon früher (Joh 13,8; Mt 16,22; 26,33). Sagen wir auch „nimmermehr“ wenn der Herr befiehlt und wir die Gedanken Gottes noch nicht ganz verstehen? Wie groß war Abraham; er hätte sicherlich in 1. Mose 22 bei der Opferung Isaaks „nimmermehr“ sagen können; doch war er bereit, Gottes Willen ohne Zögern zu erfüllen. Uns muss stets das Wort: „Was Er euch sagt, das tut“ gelten (Joh 2,5). Obwohl die Stimme dreimal rief: „Schlachte und iss“ und noch dazu: „Was Gott gereinigt hat mache du nicht gemein“, verharrte Petrus auf seinem altjüdischen Standpunkt. Da das Gesicht allein nicht genügte, sprach der Herr außerdem noch durch Seinen Geist zu Petrus, damit er endlich lernte, was Gott hernach zu tun gedachte (Joh 13,7). Wie ist doch unser Lehrer geduldig mit uns, Seinen Schülern.
Ein neuer Ruf. Der Herr sagte zu Petrus, dass drei Männer draußen vor der Tür auf ihn warteten und er unbesonnen mit ihnen gehen solle. Petrus nahm die Männer auf, übte Gastfreundschaft an ihnen und, nachdem er alles Nähere von ihnen erfahren hatte, ging er mit ihnen hinab nach Cäsarea (Vers 22, 23).
Erinnern wir uns noch daran, dass der ganze Vorgang eine Folge des Gebetes des Apostels war. Warum erleben wir so wenig? Weil wir so wenig die Stille aufsuchen. Möchte sich doch über uns allen recht oft der Himmel öffnen wie dort zur Zeit des Apostels.