Behandelter Abschnitt Apg 10,9-16
Andererseits zog sich Petrus zum Gebet zurück, während diese Boten sich um die Mittagszeit des nächsten Tages Joppe näherten. Als er hungrig wurde, sah er in einer Verzückung, in die er fiel, ein Gefäß von auffallender Bedeutung, das er bald anzuwenden lernte.
Am folgenden Tag aber, während jene reisten und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten. Er wurde aber hungrig und wünschte zu essen. Während sie aber etwas zubereiteten, kam eine Verzückung über ihn. Und er sieht den Himmel geöffnet und ein gewisses Gefäß, gleich einem großen Leinentuch, herabkommen, an vier Zipfeln [gebunden und] auf die Erde herabgelassen, in dem allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde waren und Vögel des Himmels. Und eine Stimme erging an ihn: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! Denn niemals habe ich irgendetwas Gemeines oder Unreines gegessen. Und wieder erging die Stimme zum zweiten Mal an ihn: Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein! Dies aber geschah dreimal; und sogleich wurde das Gefäß hinaufgenommen in den Himmel (10,9–16).
Petrus war nicht aus der Abhängigkeit von Gott abgewichen, den er bei der Auswahl der „Sieben“ für ihren diakonischen Dienst in Jerusalem zum Ausdruck gebracht hatte. Es ist nicht recht, dass wir [die Zwölf] das Wort Gottes vernachlässigen, um die Tische zu bedienen. Seht euch nun um ... wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren“ (Apg 6,2-4). So tat er es sicher auch jetzt, als ihm von Gott ein besonderer Auftrag erteilt wurde. Er hatte sich zurückgezogen, um allein vor Ihm zu sein. Es ging nicht darum, sich wie früher in den Tempel oder gar in einen Gebetsraum zu begeben. Das Hausdach genügte; aber es ist gut, wenn Formen verschwinden, wenn die Gesinnung bleibt und stärker wird wie hier. Wir können es uns nicht leisten, nachlässig zu sein in dem, was Gott im Apostel ehrt. Die Bedürftigen sollten nicht müde werden, Ihm ihre Not zu sagen und mit Ihm zu rechnen, dass Er seines großen Namens würdig handelt.
Petrus erhält ein dreifaches Zeugnis davon, dass Gott die Heiden durch den Glauben reinigt, anstatt Israel durch die Beschneidung zu getrennt zu halten. Das Kreuz hatte alles verändert und machte keinen Unterschied mehr zwischen den Gläubigen, ob Jude oder Nichtjude. Erstere hatten dadurch ihre alte Überlegenheit nach dem Fleisch verloren; beide waren nun gleichermaßen offen für unvergleichlich bessere Segnungen in Christus durch den Glauben. Es ging jetzt nicht mehr um das Gesetz oder darum, ein Proselyt zu werden oder gar die Grenze eines Juden einzuhalten. Vom offenen Himmel strömte Licht auf die reinigende Kraft des Blutes Jesu, und die Gnade erklärte die Unreinheit für beseitigt, die der Berg Sinai eine Zeit lang mit Strenge angeprangert hatte. Denn alles war vorbei mit dem ersten Menschen unter dem Gesetz. Der Heiland spricht aus dem Himmel, wo eine solche Unterscheidung wie Juden oder Heiden keinen Platz hat, und handelt durch die Wirksamkeit jenes Blutes, das allen Gläubigen gleichermaßen die ewige Erlösung bewirkt hat, seien sie Juden oder Griechen, Barbaren oder Skythen, Männer oder Frauen, Sklaven oder Freie. Ein Jude konnte bis dahin ebenso wenig von einem unreinen Tier essen, wie er mit einem Sünder aus den Heiden essen konnte. Aber das Gefäß, das vom Himmel herabkam und dort wieder aufgenommen wurde, lehrte Petrus zu gegebener Zeit die weitreichende Veränderung, die vom Kreuz ausgeht, auf die Herrlichkeit Christi in der Höhe antwortet und ihm an einem späteren Tag sogar in Jerusalem selbst das gnädige Bekenntnis entlockte:„Sondern wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene“ (Apg 15,11): nicht nur die Heiden wie die Juden, sondern die Juden in gleicher Weise wie die Heiden.
Wie weit die Gläubigen oder sogar die Apostel die Gnade des Evangeliums vorwegnahmen, muss dem unaufmerksamsten Leser der inspirierten Erzählung klar sein. Sogar bis zu dieser Stunde hatte Petrus keinen Gedanken an das, was die Stimme vom Himmel befahl, und wagte es, in der Vision dagegen zu protestieren. So wenig war der besondere Charakter des Evangeliums in seiner freien Gnade dem Herzen oder dem Verstand seiner gesegnetsten Prediger geschuldet; so unwiderlegbar beweist das Wort Gottes, dass das, was uns unabsehbar vor allem anderen für Zeit und Ewigkeit betrifft, von Gott allein ausging, der für Christus in seiner eigenen Liebe und zu seiner eigenen Ehre empfand und handelte, wenn auch aus eben diesen Gründen zu unserem besten und sichersten Segen.