Behandelter Abschnitt Apg 10,1-8
Kornelius
Das zehnte Kapitel der Apostelgeschichte ist ein großes und wichtiges, denn es stellt einen ganz neuen Anfang dar. Hier beginnt „die Gemeinde‑Entwicklung auf dem Boden der Nationen“, der wir angehören. Bis dahin ist das Evangelium nur Juden und Proselyten verkündigt worden und obwohl die Jünger den klaren Befehl erhalten hatten, bis an die Enden der Erde zu gehen, hatten sie dies weder begriffen noch befolgt. Ehe wir aber auf diesen großen Gegenstand eingehen, wollen wir uns erst kurz mit der Person des Kornelius beschäftigen.
Wer war Kornelius? Eine hochgestellte, interessante Persönlichkeit.
Seine soziale Stellung. Er war ein römischer Hauptmann. Das große römische Weltreich schickte seine Beamten und Soldaten in alle Provinzen des Reiches, genau so, wie es die heutigen großen Kolonialreiche tun. Kornelius diente in Cäsarea, einer römischen Garnisonsstadt am Mittelmeer, die den Namen des römischen Kaisers trug. Die Familie, der Kornelius entstammte, war alten römischen Adels und sehr hoch geachtet. In Cäsarea wohnten viele Juden, denen Kornelius gut bekannt war.
Sein persönliches, inneres Empfinden. Trotz aller Vorrechte und Ehren eines römischen Hauptmanns war Kornelius nicht befriedigt. In Cäsarea lernte er den Gott Israels kennen, den er anzubeten anfing. Das Wort Gottes muss tiefe Eindrücke auf ihn gemacht haben, so dass er ein ernster Gottsucher wurde. Gott bereitete ihn vor, denn in seinem Hause sollte der Kanal gelegt werden, durch welchen hernach den Nationen das Heil zufloss. Kornelius war noch kein Christ, aber sein Leben beschämt viele Christen. Vier Einzelheiten werden über ihn berichtet:
Seine Gebete. Kornelius war ein Beter und richtete
sich als Proselyt nach den jüdischen Gebetszeiten (Vers 2, 4, 30). Er
betete um die neunte Stunde, wie Petrus um die sechste betete. Israel
betete besonders zur Zeit des Morgen‑ und Abendopfers. Daniel betete
dreimal des Tages, so ganz nach der Schrift (Ps 55,18). Beten ist
etwas Wunderbares! Die Seele schwingt sich zu Gott empor und lässt alles
andere auf der Seite. Inbrünstige Gebete erreichen Großes, wie dies
unser Text beweist. Im Falle des Kornelius schickte Gott einen Engel,
der ihm die Erhörung brachte und ihm die nötige Weisung und Weisheit gab
(Jak 1,5; Ps 32,5, 6). Andere wie Hanna erhielten durch das Gebet
reichliche leibliche Segnungen (1Sam 1). Nehemia erlangte durchs
Gebet Gunst beim König (Neh 1,11: 2, 4). Elias schloss und öffnete
durch Gebet den Himmel (Jak 5,17,18). Ach, und wie viele Gläubige
gibt es, die beten und erlangen nichts! Wille und Ehre Gottes sind nicht
das Endziel ihrer Gebete (Jak 4,3). Oft verhindern Sünden die Erhörung
(Ps 50,16; Spr 28,9; Jos 7,10-12). Etliche übergehen die Almosen;
sie übersehen den Bruder in Not, und deshalb erhört Gott ihre Gebete
nicht. Kornelius betete innig zu Gott und erwartete die Erhörung, das
sehen wir in seinem Verhalten zu Petrus (Vers 25; Esra 9,6-9;
Seine Almosen. Gott sah und anerkannte die Liebeswerke des Kornelius. Bedürftigen dienen ist wahrer Gottesdienst; denn dem Armen geben heißt dem Herrn leihen. Wer den Bruder nicht liebt und ihm in seiner Notdurft nicht hilft, verschließt Gottes Herz gegen sich selbst. Almosen gehören zu den geistlichen Segnungen (Ps 112,9; Lk 16,9; 1Tim 6,17, Mt 25,34,35). Der Herr selbst hat die Almosen mit den Gebeten verbunden (Mt 6,1-6) ; desgleichen auch Paulus (1Kor 16,1-2), und hier übte Kornelius beides und wurde ein frommer Mann genannt. Almosen gehen aber noch weiter als nur zu den im allgemeinen Bedürftigen (Phil 4,18). Eine Frage: Wie viel stellen wir Gott von unserm Einkommen zur Verfügung?
Sein vorbildliches Leben. Viele sagen: «Religion ist Privatsache.» So war es nicht bei Kornelius, sie erfasste nicht nur ihn allein, sondern auch sein ganzes Haus. Er hatte fromme Diener und gottesfürchtige Soldaten, die er wie Freunde in seinen Rat zog, ähnlich wie Abraham seinen Knecht Elieser (1. Mose 24). Kornelius hatte eine kleine Hausgemeinde. Ja, so soll es sein. Die Dienerschaft ist nicht nur Gesinde, nein, sie ist dem Hausherrn für das geistliche Wohl anvertraut. Mit Josua konnte Kornelius sagen: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Frömmigkeit, die nicht im Hause fühlbar ist, ist wertlos. Wie der König Josias, also beeinflusste Kornelius weite Kreise; denn viele kamen in sein Haus, das Wort Gottes zu hören. Vorbildliche Häuser erfreuen Gott (1. Mose 18,9; Hiob 1,5; Eph 6,4, 9), im Gegensatz zu Häusern wie das des Eli (1Sam 3).
Seine Vorrechte. Gott schickte einen Engel in sein Haus. Ein gesetzestreuer Jude wäre kaum in sein Haus gegangen und so sandte Gott einen Engel. Gott ist nie in Verlegenheit um Diener, und wenn du und ich Ihm nicht dienen, so erwählt Er sich andere Werkzeuge. An Mitteln fehlt es Ihm nichts Beachten wir die Engelserscheinung.
Der Zeitpunkt der Erscheinung. Es war um drei Uhr nachmittags, zur Stunde des Gebets. Nur treue Beter machen Erlebnisse mit Gott. Wer kann sich das Staunen und zugleich den Schrecken vorstellen, als plötzlich ein Engel vor Kornelius stand! Engelserscheinungen waren in der Regel mit Furcht und Schrecken verbunden (Mt 28,4).
Der Auftrag, den Kornelius erhielt. Er sollte zu Petrus senden, der ihm dann weiter dienen werde. Es geschah hier ähnliches wie in Kap. 9, im Falle von Paulus und Ananias. Die Erhörung zeigt, dass Kornelius dem göttlichen Lichte treu war. Bis dahin diente er mit Gebet und Almosen, nun sollte er seine Wiedergeburt erleben.