Behandelter Abschnitt Apg 9,36-43
Tabitha
Die Stadt Joppe, in der Tabitha wohnte, ist aus der Geschichte gut bekannt. Dort landete man einst das Holz zum Tempelbau (2. thron. 2, 16) und dasselbe wiederholte sich in Esras Tagen (Esra 3,7). In Joppe fand Jona das Schiff zu seiner Flucht vor Gott (Jona 1,3). Daselbst wohnte auch Simon der Gerber, in dessen Haus Petrus zu Gast war. In dieser Stadt wirkte nun Tabitha und zeichnete sich durch ein Leben, fleißig in guten Werken aus (Tit 3,14). Ihr vorbildlicher Wandel soll uns zur Belehrung dienen und wir beachten dabei folgendes:
Ihr Name. Tabitha heißt „Gazelle“ und nimmt offenbar Bezug auf ihre äußere Art und auf ihren Charakter. Wenn im Hinblick auf Mut und Kraft Männer mit Löwen verglichen werden, so vergleicht die Schrift Tabitha ihrer Anmut und Geschwindigkeit wegen mit einer Gazelle. Der Name Tabitha dürfte also das ausdrücken, was sie war. Wir können sie uns gut vorstellen in ihrer beweglichen Gazellenart, immer fleißig und unermüdlich, musterhaft im Dienste des Meisters. Die Schrift preist die Gazelle in vielen Dichtungen (Hld 2,7; 3,5). Gott bedient sich in der Regel unserer Naturanlagen und heiligt sie. Er brauchte den temperamentvollen Petrus und den sanftmütigen Johannes; jeden in seiner Art.
Ihre Jüngerschaft. Tabitha wird eine J ü n g e r i n genannt. Sie ist die einzige Frau in der Schrift, die diese Bezeichnung trägt. Im übrigen wurden nur Männer Jünger genannt. Sie war eine Jüngerin (Schülerin) wie Maria, die zu des Herrn Füßen saß und lernte (Luk, 10, 39). Zu Jesu Füßen erhalten wir unsere Aufgabe und lernen zugleich lieben, dienen, opfern, glauben u. a. m. Wenn der Einzelne diese Lektion gelernt hat, wird auch von ihm oder von ihr gesagt werden: „Sie hat getan, was sie tun konnte“ (Mk 14,8).
Ihre Tätigkeit. Tabitha war reich an guten Werken und Almosen (Vers 36). Lebendiger Glaube, wahre Jüngerschaft, gute Werke und Dienstbereitschaft sind Kennzeichen wahren Christentums. Untätigkeit gleicht stehenden Wassern, die meistens stinken, während die Tätigkeit dem laufenden Bach gleicht, der sich selbst filtriert. Etliche mögen wie Petrus oder Johannes nichts Materielles geben können, weil sie nichts haben (Apg 3,6), und doch machen sie viele reich (2Kor 6,10). Tabitha diente mit ihrer Nadel, die so nützlich war wie Davids Schleuder (1Sam 17,40), oder wie der Stab Moses (2. Mose 4,2, 17,20), oder wie Samgars Rinderstachel (Ri 3,31). Was den Werken der Tabitha besonderen Wert gab, ist die Tatsache, dass sie sie für Arme und Witwen tat, die im Worte Gottes besonderen Schutz finden. Was Tabitha getan hat, nennt die Schrift einen „reinen Gottesdienst“ (Jak 1,27).
Ihre Prüfung. Tabitha wurde sehr krank. Wahre Heiligkeit und Hingabe bieten keine Gewähr gegen Krankheit. Wir erinnern an Epaphras und den geliebten Lazarus (Phil 2,27; Joh 11,3). Gerade gereifte Kinder Gottes werden manchmal hart geprüft, während andere eine geistliche Reifeprüfung nicht bestehen würden und Gott deshalb von Prüfungen absieht. Die Krankheit der Tabitha war ohne Zweifel eine große Prüfung für die ganze Gemeinde in Joppe, und sicher haben die Gläubigen in dieser Trübsal im Gebet angehalten. Der Sieg blieb nicht aus.
Ihr Tod. Er bedeutete sowohl für die Gemeinde als
auch für die Witwen und Armen einen schweren Verlust (Vers 39). Der Tod
setzt allem menschlichen Schaffen ein Ende. Menschen klagen darüber ‑‑
in den Augen des Herrn aber ist der Tod Seiner Frommen kostbar (
Ihre Auferweckung. Ihr Abscheiden hat die Gemeinde sehr überrascht und sie ihrer Wohltäterin beraubt; denn ihre Liebe und guten Werke wurden sehr vermisst (Leider gehen viele gestorbene Gotteskinder unvermisst dahin.). In dieser schweren Prüfung ließen die trauernden Gläubigen eiligst Petrus holen in der Erwartung, Gott werde durch ihn ein Wunder tun, und sie wurden nicht enttäuscht. Beachten wir, was Petrus tat, nachdem er ins Haus gekommen war.
Er schickte alle hinaus (Vers 40). Dies hatte er vorn Herrn und
andern Gottesmännern gelernt (Mk 5,40; 1Kön 17,19;
Petrus kniete nieder. Gebet ist Arbeit. Ernste Gebete geschehen meistens auf den Knien, wir denken an Daniel.
Petrus rief Tabitha mit Namen. Erneut befand er sich in Jesu Wegen (Mk 5,41). Interessant ist, wie der Herr „Talitha kumi“ und Petrus „Tabitha kumi“ rief.
Petrus gab ihr die Hand. Dasselbe tat der Herr Jesus bei der Auferweckung der Tochter des Jairus (Mk 5,41). Kein Wunder, dass Petri Dienst so erfolgreich war; denn wer so nach Jesu Vorbild handelt, muss Gelingen haben.
All diese Einzelheiten sind höchst belehrend und geben unentbehrliche Winke in der Auferweckung geistlich Toter.
Ein neues Leben. Das durch den Tod abgeschnittene Leben war wieder angeknüpft. Was muss das für jene Gemeinde gewesen sein, als Petrus und Tabitha plötzlich den Saal betraten ‑ da herrschte:
Große Freude bei den Gläubigen zu Joppe.
Große Befriedigung unter den Armen und Witwen.
Großes Wachstum in der Gemeinde (Vers 42) Durch dieses Wunder kamen viele zum Nachdenken und glaubten an den Herrn Jesum.