Behandelter Abschnitt Apg 5,1-5
Die Offenbarung der Gnade ruft die Feindschaft der Widersacher hervor, und das Fleisch würde sich gern um den geringstmöglichen Preis das höchste Ansehen verschaffen. Es war bald zu vergessen, dass Gott gerade die Versammlung zu seiner Wohnstätte gemacht hatte; und sicherlich waren die Zeugen seiner Gegenwart darin viele und deutlich. Aber der Feind weiß, wie er die Menschen nach und nach in das tödliche Böse locken kann; und geistliche Anmaßung ist ein direkter Weg und ein glitschiger wie auch schneller Abstieg.
Barnabas war für eine besondere Auszeichnung ausgesucht worden, da er später von Gott in der ersten Reihe seiner Diener benutzt und geehrt werden sollte. Ananias folgt, aber sein Herz war nicht recht vor Gott: Dieser Moment, als große Gnade auf ihnen allen war, wurde für seinen großen Betrug genutzt, mit dem Schweren, dass seine Frau davon wusste und daran teilnahm. Wie manch eine christliche Frau war die echte Hilfe ihres Mannes in rechtzeitiger Warnung und sofortigem Appell, indem sie jedes Übel bei den ersten Knospen verurteilte! Wie furchtbar, wenn Mann und Frau sich gegenseitig helfen, Gott und seine gnädige, aber heilige Gegenwart zu vergessen und wenn sie übereinstimmen, den Namen des Herrn durch lügnerische Anmaßungen selbstaufopfernder Hingabe zu entehren!
Ein gewisser Mann aber, mit Namen Ananias, mit Sapphira, seiner Frau, verkaufte ein Grundstück und schaffte von dem Erlös etwas beiseite, wovon auch die Frau wusste; und er brachte einen gewissen Teil und legte ihn zu den Füßen der Apostel nieder. Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Erlös des Feldes beiseitegeschafft hast? Blieb es nicht dein, wenn es so blieb, und war es nicht, nachdem es verkauft war, in deiner Gewalt? Was ist es, dass du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen hast? Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott. Als aber Ananias diese Worte hörte, fiel er hin und verschied. Und große Furcht kam über alle, die es hörten (5,1–5).
Die Sünde wird durch die Stellung des Schuldigen verschlimmert, wie in 3. Mose 4 deutlichgezeigt wird. Der Fürst wird von einem aus dem Volk unterschieden, und der gesalbte Priester zog weit schwerwiegendere Konsequenzen nach sich als beide.
Aber es gibt noch ein anderes und noch ernsteres Kriterium, nämlich die Gegenwart Gottes, und zwar entsprechend seinem nun vollständig offenbarten Wesen. In Israel war es der Herr, der in der dichten Finsternis wohnte, der über sein Volk herrschte, der sich ihm aber nicht nähern konnte, so dass der Heilige Geist anzeigte, dass der Weg ins Allerheiligste noch nicht offenbart war. Nun ist es durch das Blut Christi, der also ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen ist und eine ewige Erlösung gefunden hat. Darum ist auch der Heilige Geist herabgekommen, um uns zu Gottes Wohnung, zu seinem heiligen Tempel zu machen. Wenn schon die Sünde durch das Gebot übermäßig sündig wurde, wie abscheulich im Licht des Kreuzes! Aber darin hat Gott die Sünde verurteilt, nicht nur in ihren Früchten, sondern in ihrer Wurzel, und zwar in dem, der zum Opfer für die Sünde wurde. Das war Gottes Werk, als Er seinen eigenen Sohn sandte, den Heiligen, der gerade zur Sünde gemacht wurde, damit wir in Ihm Gottes Gerechtigkeit werden können. Die Sünden des Gläubigen sind ausgelöscht und vergeben; die böse Natur, die nicht vergeben werden konnte, ist bereits in seinem Kreuz gerichtet, der für sie gestorben ist; und Er ist auferstanden, und wir sind in Ihm, befreit von aller Verdammnis, und leben durch sein Leben, das wieder lebendig ist für immer und ewig. Auch der Heilige Geist ist nicht nur Zeuge für uns, sondern die Kraft in uns, und persönlich hier, um Gottes Gegenwart zu erweisen.
Dann wiederum ist die Wohnung Gottes der wahre und volle Grund für den Aufruf zur Heiligkeit. Sogar in Israel war es so: „Deinem Haus geziemt Heiligkeit, Herr, auf immerdar“ (Ps 93,5). So werden sie später in Wahrheit des Herzens singen, wenn das Königreich kommt und der Herr regiert. Und so war es, nicht nur rückblickend, als Israel nur eine zeitliche Erlösung durch göttliche Macht aus Ägypten erfuhr, ein Vorbild der unvergleichlich gesegneteren und dauerhaften, ja ewigen Erlösung, die der Herr Jesus durch sein Blut erwarb. Sogar damals, als die Erlösung nur ein Schatten der besseren Dinge war, die da kommen würden, offenbarte der Gott Israels die Gegenwart seines Namens und inmitten seines Volkes. Jetzt ist alles wirklich, denn Christus, der die Wahrheit ist, kam, um die Sünde durch sein Opfer wegzunehmen. Das völlige Ergebnis ist für das Universum noch nicht sichtbar, bis Er kommt, um in Gerechtigkeit zu regieren, wo dann der neue Himmel und die neue Erde sein werden, in denen Gerechtigkeit wohnt. Aber in der Zwischenzeit ist das mächtige Werk der Versöhnung nicht nur vollbracht, sondern auch angenommen, und der Geist der Wahrheit ist in Person herabgekommen, um die Gegenwart und das Wohnen Gottes hier auf der Erde in der Versammlung der Gläubigen als sein Haus zu bewirken.
Wenn also das zweite Buch Mose vor allen Büchern der Bibel in seiner ersten Hälfte das Bild der Erlösung ist, so zeigt uns seine letzte Hälfte die darauffolgende Wohnung Gottes, das Zelt der Zusammenkunft, in der Mitte seines Volkes; und die Wege des Volkes sind entsprechend geregelt: „Und ich werde dort mit den Kindern Israel zusammenkommen, und es wird geheiligt werden durch meine Herrlichkeit. Und ich werde das Zelt der Zusammenkunft und den Altar heiligen; und Aaron und seine Söhne werde ich heiligen, dass sie mir den Priesterdienst ausüben. Und ich werde in der Mitte der Kinder Israel wohnen und werde ihr Gott sein. Und sie werden wissen, dass ich der Herr bin, ihr Gott, der ich sie aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um in ihrer Mitte zu wohnen; ich bin der Herr, ihr Gott“ (2Mo 29,43-46).
So ist es jetzt in der Versammlung. Heiligkeit ist ein Gebot für den Einzelnen, denn der Geist Gottes wohnt in jedem Gläubigen, der gereinigt durch das Blut Jesu, lebendig gemacht ist von den Toten, befreit von der Sünde und gehört Gott an, damit wir unsere Frucht haben zur Heiligkeit und als das Ende ewiges Leben. „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1Kor 6,19.20). Er wohnt aber auch in der Versammlung (1Kor 3,16.17) und macht uns gemeinsam zum Tempel des lebendigen Gottes, und wir sind verantwortlich dafür, dass wir von den Ungläubigen abgesondert sind und das Unreine nicht anrühren. Dort wohnt Gott; für solche ist Er ein Vater. „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2Kor 6,16-18; 7,1). So gründet sich die Heiligkeit in jeder Hinsicht, persönlich und gemeinschaftlich, nicht auf das Gesetz, sondern auf das, was die Gnade durch unseren Herrn Jesus gewirkt und uns gegeben hat; und der Heilige Geist ist ständig gegenwärtig, um uns zu helfen oder, wenn es Böses gibt, ein geeignetes Zeugnis gegen das aufzurichten, was das Kreuz als absolut unerträglich erwiesen hat, und das in seinen Kindern, am wenigsten in der Versammlung, wird Gott Ungerechtigkeit zulassen. Gott ist in der Kraft des Heiligen Geistes da, um das Unrecht aufzudecken, das seiner Gnade und seinem Wesen, dessen der Christ teilhaftig geworden ist, angetan wurde.
Ananias tritt also hervor und sucht die Anerkennung für eine Entfaltung des Glaubens, der durch die Liebe wirkt, die das Fleisch, von Satan angestiftet, ohne Vertrauen auf Gott nachzuahmen suchte, ja, er suchte Ihn auch zu täuschen, als ob Er kein Haus auf der Erde hätte, in dem Er wohnen und seine Macht wie auch seine Gnade offenbarte. Einen Teil des Erlöses seiner verkauften Besitztümer behielt er für sich, einen Teil legte er mit dem Anschein, es sei das Ganze, den Aposteln zu Füßen. Der Herr entfernt durch seinen Diener die Sünde und Beleidigung. „Ananias,“ sagte Petrus, „warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen [betrogen]und von dem Erlös des Feldes beiseitegeschafft hast? ... Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott“ (V. 3.5). Was kann uns einfacher und damit kraftvoller das Bewusstsein für die Gegenwart Gottes erkennen lassen? Die Sünde verblendete damals die Augen des schuldigen Jüngers; in nicht allzu fernen Tagen stahl der Unglaube die Wahrheit von der Versammlung, die daraufhin ihre eigenen Bollwerke, Regeln und Funktionäre, Werke ihrer eigenen Hände, ihre goldenen Kälber aufstellte, und vergaß, dass der, der aus der Höhe wiederkommt, als auch der, der inzwischen hier ist, um den Sohn als den Vater zu verherrlichen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das Motiv des Ananias der erhoffte Besitz geistlicher Gaben wie bei Barnabas war oder die begehrte Macht, sie zu vermitteln, wie im Fall von Simon (Apg 8,19). Es ist ein Irrtum, daraus zu schließen, dass sich seine Sünde deshalb gegen den Heiligen Geist richtete. Die Wahrheit Gottes ist tiefer als jedes bloße Produkt menschlichen Denkens.8
Gott war in seinem heiligen Tempel (der alte Tempel war durch die Verwerfung des Messias nur noch euer Haus, das Haus der ungläubigen Juden), und dort wagte jemand, der sich zum Namen des Herrn bekannte, vor seinem Angesicht zu lügen. Es war kein Fehler der Eile, sondern Betrug mit einem selbstsüchtigen und heuchlerischen Ziel im Herzen, und es war umso abscheulicher angesichts der frischen und grenzenlosen Gnade Gottes und ihrer Frucht in der beispiellosen Selbstaufgabe vieler Gläubigen vor allen. Gott richtete Achan einst streng, der die verfluchten Gegenstände begehrte, und Gehasi, der sich durch eine schamlose Herabwürdigung des Prophetennamens bereicherte. Der entrüstete Mann Gottes sagte dazu: „Ist es Zeit, Silber zu nehmen und Kleider zu nehmen und Olivenbäume und Weinberge und Kleinvieh und Rinder und Knechte und Mägde?“ (2Kön 5,26). Obwohl es also der Tag der Gnade ist, ist es aus diesem Grund in Gottes Augen umso ernster, dass jemand, der sich als Gläubiger an Christus bekennt, erwartet, dass seine Ungerechtigkeit im Haus seiner Heiligkeit auf die Probe gestellt wird. Als er die apostolischen Worte hörte, fiel Ananias nieder und starb, so dass alle, die es hörten, erschraken.
8 Es ist dasselbe Verb (ψεύδομαι) in den Versen 3 und 4, aber mit einer anderen Konstruktion: mit einem Akkusativ (3) im Sinn von Aufdrängen einer Lüge, mit einem Dativ (4) als Adressierung einer Lüge an eine Person, hier an Gott selbst in der Person des vom Himmel herabgesandten Geistes.↩︎