Behandelter Abschnitt Apg 4,23-41
Wieder bei der Gemeinde
Die zwei Apostel und der Geheilte waren vor dem Hohen Rat, um sich zu verantworten. Gott hatte ihnen große Gnade während der Verantwortung gegeben. Doch, was machten die andern Gläubigen in der Zeit, da ihre Brüder gefangen lagen? Die Antwort ist nicht schwer. Hier wird es so gewesen sein wie in Kapitel 12, wo wir lesen, dass für den gefangenen Apostel anhaltend gebetet wurde. Das Gebet ist die einzig sichere Zuflucht in Notzeiten. Im Gebet allein fand selbst der Herr Stärkung und Trost vor Seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane. Er ist auch erhört worden, wenngleich anders als die Apostel.
Wieder unter den Ihrigen. Nach dem Verhör öffneten sich die Tore der Freiheit für die drei Glaubenshelden. Ihr erster Gang war zu den Brüdern. Groß wird die gegenseitige Freude des Wiedersehens gewesen sein! Und erst zu hören, was der Herr getan hatte! ‑ Wohin zieht es uns in der Freizeit und wenn Verfolgung droht? Da ist so vieles am Wege, das den Menschen lockt, ganz abgesehen von der schönen Natur. Im Grunde genommen gibt es aber nur zwei Anziehungspole: die Welt und ihre Lust, ‑ oder Gott und Sein Wort. Demas ließ sich wieder von der Welt und der reiche Jüngling von seinen Gütern betören. Judas wurde nach und nach an seinen eigenen Ort gezogen (Kapitel 1, 25). Wer oder was zieht dich und mich am meisten an? ‑ Ist es der Herr, ‑ Sein Wort, ‑Sein Werk, ‑ das Gebet? Wenn nicht, dann wollen wir uns heilen lassen, wie der Lahme.
Berichterstattung. Die Apostel werden zweifellos von dem Verhör im allgemeinen, dann von der Forderung des Hohen Rates: „Gott ungehorsam zu sein“‑ und von ihrem entschiedenen „Nein“, das sie dem Hohen Rat zur Antwort gegeben hatten, erzählt haben.
Tiefen Eindruck auf alle machten die scharfen Drohungen des Hohen Rates, für den Fall, dass die Apostel weiter im Namen Jesu lehrten; und kein geringes Aufhorchen ging durch die Reihen der Brüder, als sie das vernahmen. Nun wussten sie, was ihnen bevorstand. Sie erkannten die teuflische Gesinnung des Hohen Rates, und die Leiden ihrer Brüder waren für sie wie ihre eigenen. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Einmütiges Gebet (Vers 24). Das Gebet war stets die einzige Zuflucht der Gemeinde. Die Apostel suchten nicht die Gunst der Großen, noch die der Reichen dieser Welt, sondern, wie einst Hiskia, breiteten auch sie ihre Not vor Gott aus (2Kön 19). Und obwohl die Gemeinde zahlreich war, fühlte sie als Körperschaft doch ihre Schwäche dem Hohen Rat gegenüber. Darum wandte sie sich an den allvermögenden Herrn und Schöpfer.
Wie die Gläubigen beteten. Beachten wir einige Einzelheiten:
Sie beteten gemeinsam. Das war eine große Ermunterung für die Zurückgekehrten, als sie diese Gebete hörten. Nichts ist für Gottesknechte erfreulicher als zu wissen, dass eine einmütige Beterschar hinter ihnen steht. Jene Gläubigen hatten das gemeinsame Gebet seit Kapitel 1 längst als die stärkste Waffe der Gemeinde erprobt. Der Herr hat Seine Gegenwart auch im kleinen Kreis verheißen (Mt 18,20).
Ihr Gebet hatte eine besondere Anrede (Vers 24). Sie riefen Gott als „Herrscher und Schöpfer“ an (5. Mose 3,24; 1Chr 29,11,12). Da ihr Ausblick sehr dunkel war, blickten sie auf Gottes Machttaten zurück, wissend, dass Er derselbe ist. Die Feinde wollten niederreißen, Gott aber ist und bleibt der Schöpfer, der aufbaut und bewahrt. Sie wussten, dass dieser Herrscher stärker ist als das Synedrium. Nachdem sie auf die gesegnete Vergangenheit zurückblickten, schauten sie im Blick auf den Herrscher mit neuem Mut und neuer Freudigkeit auf die trübe Gegenwart und Zukunft. Aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, ist stets der sicherste Ausweg.
Beachten wir die Grundlage ihres Gebetes (Vers 25, 26). Sie flehten schriftgemäß. Der zweite Psalm wurde angeführt, und weil ein Psalm, werden sie ihn gemeinsam gesungen haben. „Du hast gesagt“, so beginnt das Gebet. Sich im Gebet auf Verheißungsboden stellen heißt, den Sieg davontragen. Wir müssen die Schrift zur Grundlage aller Gebete machen. Die zitierte Stelle ist nur zum Teil erfüllt worden, das Hauptsächlichste steht aber noch aus. Es ist die große Weissagung über den gesalbten, kommenden Herrscher der Erde. Interessant ist, dass die Auflehnung in Jerusalem begann; gerade in der Stadt, in der der Herr hätte willkommen sein sollen, wo Er aber dereinst mit Freuden empfangen werden wird.
Der besondere Gebetsgegenstand. Die Beterschar flehte nicht um Rache. Sie wussten aus Psalm zwei, dass alles nach Gottes Plan gehe, und den Seinen nichts geschehen könne (Röm 8,28). Gott stritt für sie, und sie konnten stille sein.
Sie beteten: dass Gott das Drohen der Feinde ansehe, dass sie als Zeugen mit neuer Kraft ausgerüstet würden, dass weitere Zeichen und Wunder geschehen möchten.
Mit ihrem Gebet ehrten sie Gott (Vers 30). Gerade diesen Namen, den der Hohe Rat verbieten und totgeschwiegen wissen wollte, diesen erhoben und ehrten sie. Jesusverherrlichung muss Ziel und Zweck alles Dienstes sein, dann ist er gesegnet. Die Gläubigen flehten nicht um ihre eigene Sicherheit, sondern um die Verherrlichung des Herrn. Welch ein Beispiel für uns!
Sie beteten glaubend (Vers 31). Der Ausdruck: „Und nun Herr“ zeigt, dass sie mit Gottes Eingreifen rechneten und reiche Früchte ihres Dienstes erwarteten. Die Beter wussten: „Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?“