Behandelter Abschnitt Apg 4,1-12
Die erste Verfolgung
Die Apostel blieben nicht bei ihrem großen Erfolg stehen, sie fuhren fort in ihrer Tätigkeit und belehrten das Volk (Vers 1). Ihr Dienst war von großem Segen begleitet. Fünftausend Männer wurden hinzugetan; das war eine schöne Schar und rechnet man noch die Frauen hinzu, dann war sie fast unübersehbar. Hier werden zum letzten mal Zahlen genannt und wir finden sie nur auf Reichsboden, nirgends aber auf heidenchristlichem. Dies soll uns zur Belehrung dienen. Unser Abschnitt hat es immer noch mit den Nachwirkungen der Heilung am Lahmen zu tun, derentwegen die Apostel zur Verantwortung gezogen wurden.
Die erste Verfolgung. Die Gunst, welche die Gemeinde beim Volke genoss, verwandelte sich bald ins Gegenteil (Kapitel 2, 47). Es ging also nicht lange und die Gläubigen erfuhren des Herrn Wort: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.“ Währenddem die Apostel unter dem Volke wirkten, wurden sie von der Tempelwache festgenommen und vor den Hohen Rat geführt. Bis dahin hatten sich die Prominenten der Religion wenig um die neue Gemeinde gekümmert. Als aber die Zahl der Jesus-Gläubigen sehr groß wurde und dazu das aufsehenerregende Wunder am Lahmen geschah, versuchten sie, die Apostel in ihrer weiteren Tätigkeit zu verhindern. Dieses gewaltsame Eingreifen zeigt einmal mehr Israels wiederholte Ablehnung der Aufforderung, „Buße zu tun“, an den Herrn zu glauben und auf diesem Wege die verheißenen Zeiten der Erquickung herbeizuführen.
Herausgerissen aus der Menge der Gläubigen, führte man die Apostel vor den Hohen Rat. Sie gingen denselben Weg, den zuvor ihr Herr gegangen war. Ob wohl Petrus an das Kohlenfeuer dachte, als er jenen Hof betrat? ‑ Bald sollten sie vor denselben Richtern stehen, wie ehedem der Herr. Wird man sie auch schlagen und anspeien wie Ihn? (Mk 14,65). Die Apostel waren die ersten Gefangenen, von Myriaden von Märtyrern. Ja, bis in unsere Tage hinein befinden sich Gottesknechte ihres Glaubens wegen in Gefängnissen. Man mag zwar die Diener binden, das Werk aber schreitet dennoch ungehindert weiter (Vers 4).
Die Verfolger. In Jesu Tagen waren es vornehmlich die Pharisäer, die den Herrn verfolgten, weil Er ihre religiösen Werke, auf die sie so stolz waren, zerschlug. Hier waren es vor allem die Sadduzäer, die feindselig gegen die Gläubigen auftraten. Sie waren die liberale Richtung jener Tage. Wohl glaubten sie an Gott und an das Gesetz Moses, aber sie lehnten alles Übernatürliche ab, glaubten weder an die Auferstehung noch an die Engel. Sie waren sehr beunruhigt, weil die Apostel mit Macht von der Auferstehung Jesu zeugten.
Der Ort der Verfolgung war Jerusalem. Die Stadt, über die Jesus einst weinte (Mt 23,37; Lk 19,41) und die stets die Propheten getötet hatte. Die Verfolger machten das Maß der Sünde voll..
Die Verfolgten. Zunächst waren es die Apostel. Mit ihrer Gefangennahme wollte man die ganze Gemeinde treffen. Die Jünger erfuhren an sich selber, was ihnen der Herr vorher gesagt hatte, dass man sie um Seines Namens willen hassen, ja töten werde. Ein großer Wechsel war in den Aposteln vor sich gegangen. Aus dem einst furchtsamen, leidensscheuen Petrus war ein mutiger Bekenner geworden! Der Heilige Geist gestaltet die Menschen völlig um. Da war kein derbes „Dreinschlagen mit dem Schwert“ mehr, noch der Wunsch eines Johannes, „Feuer vom Himmel auf die Feinde zu senden“ sondern allenthalben legten die Jünger ein gottverherrlichendes Zeugnis ab.
Das Gericht über die Verfolgten. Beachten wir:
1. D i e R i c h t e r. Es versammelten sich der Hohe Rat, die Obersten, Ältesten, Schriftgelehrten. Hannas Kaiphas, Johannes und Alexander. Die Sadduzäer waren besonders tätig. Diese religiösen „Größen“ die bis in unsere Tage hinein im Amt sind und deren Sauerteig wirksamer ist denn je, missbrauchten ihre Macht immer in schmählicher Weise.
2. Die Gerichteten. Vor dem Rat standen drei einfache Männer; Petrus, Johannes und der Geheilte. Sie waren wie Schafe unter Wölfen. Der Rat begann die Gerichtsverhandlung.
Seine Frage. „In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?“ Damit erkannten sie das Wunder an, das sie ebenso gern weggeleugnet hätten, wie zuvor die Auferstehung Jesu. „Ihr, Petrus und Johannes, die ihr ungelehrte Leute seid, ohne Ruf und Stellung in der Welt, dazu ohne Erlaubnis noch Auftrag von uns, bedenkt, mit wem ihr es zu tun habt und antwortet!“ ‑ Der Rat stellte dieselbe Frage an die Jünger, wie einst an den Herrn (Mt 21,23). Woher ihre Kraft und ihr Wissen kamen, machte den Rat stutzig.
Petri Antwort (Vers 8-12). In ihr erfüllte sich zunächst Jesu Weissagung (Mt 10,16; Mk 13,9; Joh 15,20). Petrus bedurfte keines Advokaten; er hatte den besten Fürsprecher, den Heiligen Geist (Mk 13,11), der allem menschlichen Wissen überlegen ist. Der Rat schaute Petrus als den einfachen Fischer an, vergaß aber, dass er ein von Gott beauftragter und bevollmächtigter Apostel war. Petrus begann seine Rede, indem er die Wohltat der Heilung am Lahmen schilderte (Vers 9). Die Apostel hatten also gar nichts Böses getan, um deswegen vor Gericht erscheinen zu müssen. Dann bezeugte Petrus, dass im Namen und durch die Kraft Jesu das Wunder am Lahmen geschehen sei und beschuldigte den Rat, er habe diesen Jesus gekreuzigt. „Gott aber hat den von Israel gekreuzigten Jesus auferweckt, und E r hat den Lahmen geheilt.“ Warum sagte der Rat nichts von jener Lüge, wonach die Jünger den Leib des Herrn sollten gestohlen haben? Sie wussten nur zu genau, dass die Auferstehung Christi unleugbar war.
Petrus schloss seine Verteidigung, indem er den Obersten nochmals nahe legte, dass sie, die Bauleute, Jesus, den Eckstein, verworfen hätten, obschon die Rettung nur in Jesus sei (Vers 12). Mit den Worten: „In welchem wir gerettet werden müssen“, gibt ihnen der Apostel eine dringende Einladung, gerade jetzt zu kommen und an den von ihnen Verworfenen zu glauben.