Behandelter Abschnitt Apg 4,1-4
Die Rede des Apostels wurde an dieser Stelle unterbrochen, was aber durch die Aufteilung der Kapitel für manchen Leser verlorengeht.
Während sie aber zum Volk redeten, traten die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer zu ihnen, weil sie sich darüber ärgerten, dass sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung von den Toten verkündeten; und sie legten die Hände an sie und sperrten sie auf den morgigen Tag; denn es war schon Abend. Viele aber von denen, die das Wort hörten, wurden gläubig, und die Zahl der Männer wurde etwa fünftausend (4,1–4).
Die religiöse Autorität nahm Anstoß daran. Wer waren diese Männer, die innerhalb des Bezirks des Tempels sprachen? Es ist wahr, dass ein mächtiges Wunder öffentlich und unbestreitbar geschehen war; aber Beamte reagieren empfindlich auf jeden Eingriff in ihre Rechte und neigen dazu, Gott außen vor zu lassen, indem sie wie von der Welt sprechen und wissen, dass niemand außer der Welt sie hören kann. Aber jetzt trat eine Klasse hervor, die vergleichsweise im Hintergrund gewesen war, in der Zeit, als der Herr lebte und wirkte. Damals waren die Pharisäer seine aktiven Widersacher, die Verfechter einer fehlerhaften und falschen Gerechtigkeit, die sich dem Gerechten entgegenstellten. Jetzt hatte der Feind eine weitere und völlig andere Körperschaft unter den Juden bereit, die Sadduzäer, die aus ihrer gewohnten Ruhe durch eine Wahrheit aufgerüttelt wurden, die sie der völligen Untreue und der daraus folgenden Feindschaft gegen Gott und sein Wort überführte. Wunder waren in den Augen dieser Freidenker schlimm genug, sie brachten die Macht Gottes zu nahe heran, sie waren ein Zeichen für die Ungläubigen, damit sie die Wahrheit hören konnten. Aber die Auferstehung, vorgelebt in der Person Jesu, war unerträglich für sie; und keiner war so intolerant wie die, die sich rühmen, jede Schattierung zu tolerieren, wenn die Wahrheit sie konfrontiert. Der milde Sadduzäer übertrifft den zuvor grimmigen Pharisäer, keinen stört die Ankündigung des auferstandenen Jesus so sehr.
Und kein Wunder. Die Auferstehung dessen, den der Mensch gerade erschlagen hatte, ist der klare, schlüssige und unwiderlegbare Beweis für die Macht Gottes nach seinem Wort, die vollständigste Widerlegung derer, die nichts über den natürlichen Lauf der Dinge in dieser Welt hinaus zulassen. Die Gesetze, die diesen Lauf bestimmen, bestreitet niemand, auch nicht die Kenntnis solcher Gesetze, die die Menschen Wissenschaft nennen. Aber die Auferstehung beweist, dass jemand über diesen Gesetzen steht, die in keiner Weise seine Macht kontrollieren oder begrenzen, wie Er an dem Tag zeigen wird, an dem Er alle Dinge neu macht. In der Zwischenzeit ist die Auferweckung Jesu von den Toten, während der gewöhnliche Lauf weitergeht, das ausreichende und auffallende Zeugnis für die Macht, die die Welt, wie sie jetzt ist, zerstören und eine neue, ganz andere, zu seiner eigenen Herrlichkeit schaffen wird.
Daher nahm die skeptische Schule die Apostel in die Mangel, weil sie in Jesus die Auferstehung von den Toten verkündeten; denn das entlarvte ihren bösen Unglauben und überführte sie als Feinde der Wahrheit, die gegen Gott selbst kämpfen. Sonst hätten sie die Tatsachen erforscht; und indem sie sie mit der Heiligen Schrift verglichen, hätten sie sich freuen müssen, dass Er eine so gesegnete und herrliche Sache nach seinem Wort getan hatte. Denn die Auferstehung Christi ist das Unterpfand dafür, dass die, die Christus angehören, auferstehen werden, wie Er auferstanden ist: Er ist erklärtermaßen der Erstling derer, die durch Ihn entschlafen sind. „Denn wie in dem Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1Kor 15,22). Sie sind die Häupter der beiden Familien, der Familie Adams und der Familie des Christus, wobei der Tod durch das eine Haupt hineingekommen ist, wie jetzt die Auferstehung durch das andere. Wer Christus angehört, wird bei seinem Kommen auferstehen. Es ist eine Auferstehung aus den Toten, wie die seine war, und sie herrschen mit ihm tausend Jahre lang:„Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre“ (Off 20,5.6). Niemand bezweifelt, dass sie in einem anderen Sinn ewig herrschen werden, bis in die Zeitalter der Zeitalter, so wie alle Gottesfürchtigen, die während der tausendjährigen Herrschaft aus Gott geboren werden. Aber diese Periode des besonderen Herrschens über die Erde sollte nicht ignoriert werden wegen der ewigen Glückseligkeit der Verherrlichten, nachdem das Reich vorüber ist und der neue Himmel und die neue Erde im absoluten Sinne gekommen sind, nachdem die Bösen auferweckt, gerichtet und in den Feuersee geworfen worden sind. Ihre Auferstehung ist keine Auferstehung von den Toten, denn es gibt dann keine Toten mehr im Grab, sie selbst sind der letzte Rest, nachdem die Gerechten auferstanden sind.
Es war also nicht nur die Wahrheit der Auferstehung, die die Bosheit der Sadduzäer erregte, sondern die der Auferstehung von den Toten. Die Auferstehung der Ungerechten, der Masse der Menschheit, ist nicht aus den Toten wie die Auferstehung der Gerechten; sie ist die Wirkung der Macht Christi, des Sohnes Gottes, wenn Er die Bösen aus ihren Gräbern zum Gericht ruft. Die Gerechten haben jetzt das Leben im Sohn und werden zur Auferstehung des Lebens auferstehen, wie die Ungerechten zur Auferstehung des Gerichts nach den tausend Jahren, wenn sie den ehren müssen, den sie jetzt verachten. So völlig stimmt Johannes 5 mit Offenbarung 20 überein. Es gibt keinen Gegensatz; aber es gibt zwei Auferstehungen nach der Schrift, nicht nur eine. Die allgemeine unterschiedslose Auferstehung der Glaubensbekenntnisse entspricht der Tradition, ist aber eine Fabel. Es wird eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten geben, der Gerechten, damit sie mit Christus bei seinem Kommen herrschen, der Ungerechten, die Er richten wird, bevor Er das Reich dem übergibt, der Gott und Vater ist, wenn Er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan haben wird. Menschen und sogar Gläubige, die auf die Dinge der Menschen bedacht sind, sind beleidigt wegen der Gnade, die jetzt unterscheidet, wie sie bei der Auferstehung von den Toten noch deutlicher sein wird. Sie bevorzugen ein „schwaches religiöses Licht“ mit seiner Unbestimmtheit und Ungewissheit; sie schrecken vor der gesegneten Hoffnung zurück – zumindest in irgendeiner bestimmten Form –, die die Frucht der souveränen Gnade für den Gläubigen ist und die den ernsten und dunklen Hintergrund des Gerichts für alle einschließt, die sowohl die Gnade als auch die Wahrheit in Christus verachten.
Wenn aber die Apostel an jenem Abend bis zum Morgen in Gewahrsam genommen wurden, war das Wort nicht gebunden, sondern das wahre Licht leuchtete bereits. Viele von denen, die hörten, wurden gläubig. Die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend. Das setzt nicht wenige Frauen und Kinder voraus (vgl. Mt 14,21; Lk 9,14; Joh 6,10). Es gibt keinen ausreichenden Grund, „Männer“ (ἀνδρῶν) anders als mit der üblichen Genauigkeit anzunehmen.