Behandelter Abschnitt Apg 3,19-26
Zeiten der Erquickung
Das dritte Kapitel trägt einen stark prophetischen Charakter. Schon die Geschichte von der Heilung des Lahmen, die ein Bild Israels ist, welches gleichsam v o r der Tür, das heißt außerhalb den Segnungen steht, weist darauf hin. Die Zitate, die Petrus in der Erklärung des Wunders anführt, deuten auf Israels kommende Segenszeiten hin. Sie sollen uns kurz beschäftigen.
Die Zeiten der Erquickung (Vers 19). Was verstehen wir darunter? Nichts anderes, als die geistige Wiederbelebung Israels, von welcher unter anderem Hesekiel in Kapitel 37 eine beredte Schilderung gibt. Hesekiel sah ein weites Feld voller Totengebeine, denen er weissagen musste. Der Prophet sah, wie die Totengebeine zusammenrückten und wie durch den göttlichen Odem Leben in sie kam; ‑ plötzlich standen sie wie ein großes Heer vor ihm. Auch im Neuen Testament sind diese Erquickungszeiten geweissagt (Mt 19,28; Röm 8,19-23; Eph 1,10). Israel wird einst in Reue und Buße zu Gott umkehren und anschließend werden die Zeiten der Erquickung folgen.
Auch wir haben Zeiten der Neubelebung sehr nötig; denn der Geist von Laodizäa beherrscht die Christenheit. Kritik, Weltförmigkeit, Abfall, Schläfrigkeit, Lauheit und Interesselosigkeit sind an der Tagesordnung. Nicht wenige Gläubige leiden sogar (wie einst Jakob) der verborgenen Götzen wegen (l. Mose 35, 2). Nur Buße vor Gott führt aus diesem geistlosen Zustand heraus und in neue Segenszeiten hinein.
Wann werden die verheißenen Segenszeiten für Israel kommen? Nicht in der Jetztzeit. Im Gegenteil' Israel wird nach der Entrückung der Gemeinde in die größte Not kommen, ja, in eine so furchtbare, dass die Menschen verschmachten werden. Und da mit der Entrückung auch der Heilige Geist in den Himmel zurückgeht und somit das, was jetzt aufhält, aus dem Wege geräumt sein wird, kann sich das Geheimnis der Bosheit in jener Zeit völlig ungehindert entfalten (2Thes 2,6-10).
Die verheißene Segenszeit wird mit Israels nationaler Buße beginnen. Der Christus, der Israels Ablehnung wegen in den Himmel fuhr, wird dann erscheinen und zu Seinem Volke zurückkommen, Buße schenken und ganz Israel wird gerettet werden. Und obgleich diese Zeiten der Erquickung auf Grund der Ablehnung hinausgeschoben wurden, so zeigt doch das Ganze, dass Gottes Vorsatz unabänderlich ist (Röm 11,29).
Die Wiederherstellung aller „Dinge“. Was ist mit d i e s e r Wiederherstellung nicht gemeint?
Irrlehrer aller Art, die das Wort verdrehen, haben auch diese Stelle arg missbraucht und lehren daraus die Wiederherstellung der Gottlosen. So etwas sagt die Schrift weder hier noch anderswo. Davon hat kein Prophet geweissagt, vielmehr haben sie das Gegenteil gesagt.
Unter dieser Wiederherstellung versteht die Schrift: a) Die Rückkehr Israels in sein L a n d (Jes 11,11; Jer 23,3-8; Hes 37,21-25). Gott wird Israel das Land wiedergeben. b) Die Wiederaufrichtung des Thrones D a v i d s. Zu diesem Zweck wurde der Herr geboren (Lk 1,68-79; Sach 12,8). Der Herr wird zu Seinem Volke kommen, auf Davids Thron sitzen und ihr König auf immerdar sein (Apg 15,15-18). c) Die Wiederherstellung der Erde (Jes 35,1; 41,18-19). Auf ihr wird es keinen Fluch mehr geben; noch wird der :Mensch im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen (Jes 32,15; Jer 31,12). Auf allen Gebieten, in der Tierwelt (Jes 11,6-9; 65. 25), wie in der Pflanzenwelt (Jes 35,1; 41,18-19), aber vor allem unter den Menschen wird eine außerordentliche Segenszeit sein. Schwachheiten oder Krankheiten wird man dann nicht kennen (Jes 24; 65,20). Hundertjährige werden in jener Zeit < Jünglinge» genannt (Jes 65,20-22). Diese große Segensfülle ist ein Hinweis auf eine noch weit größere Segenszeit, von der die hier genannte nur ein schwaches Vorbild ist. Johannes sagt: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Off 21,1; 2Pet 3,13), und das Neue ist in Wirklichkeit die endgültige Wiederherstellung aller Dinge. d) Die Segnungen der Völker. Nicht Israel und die Erde allein, nein, auch die Völker werden in jener Zeit reich gesegnet sein. Petrus sagt in Vers 26: „euch zuerst“. Wo ein «Zuerst» ist, muss ein „Zuletzt“ folgen. Dieses Zuletzt ist die Segenszeit der Völkerwelt. Die ganze Erde wird voll der Erkenntnis Gottes sein. Dann wird es keinen Krieg mehr geben (Jes 2,4; Micha 4,3; Hag 2,22; Dan 2,44); denn Christus wird herrschen.
Meine Broschüre „Das Tausendjährige Reich“, gibt reichen Aufschluss über die Wiederherstellung aller Dinge.
Der Weg zu diesen reichen Segnungen. Der Apostel zeigt ihn in Vers 19, indem er Israel zur Buße und Bekehrung auffordert, damit ihre Sünden ausgetilgt werden. Weiter ermuntert er sie, den Propheten zu glauben und besonders dem größten aller Propheten, C h r i s t u s (Vers 22-25). Dabei zitiert Petrus 5. Mose 18,15-19 und zeigt, dass Jesus die Erfüllung jener Weissagung ist: „ Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird Jehova, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören.“ Immerhin war Mose im Vorbild ein mächtiger Prophet:
1. Er war von Gott gerufen;
2. er war aus seinen Brüdern, das heißt aus Israel genommen;
3. er war als Mittler und Retter bestellt worden; denn er führte Israel aus Ägypten.
4. er war einer, der Gott sah, mit Gott sprach und göttliche Aufträge erhielt (4. Mose 12,8; 5. Mose 34,10). Diesen Moses musste einst Israel hören und ihm gehorchen. Da der Herr aber weit über all den hohen Eigenschaften des Moses stand, so war Er der von Moses verheißene Prophet. Wie viel mehr hätte Israel Ihn hören sollen! Darum unterließ es auch Petrus nicht, auf die Folgen der Jesus‑Ablehnung hinzuweisen (Vers 26). Sie, denen dieser Jesus zuerst gebracht und das Heil zuerst verkündigt wurde, wie der Herr befohlen hatte, „anfangend in Jerusalem“, sollten Ihn nun annehmen und infolgedessen zum verheißenen Segen der Wiederherstellung aller Dinge gelangen.