Behandelter Abschnitt Apg 3,12-18
Die Dritte Rede des Apostel Petrus
Zweimal zuvor hatte Petrus geredet (Kapitel 1, 15-23; 2, 14-36), und nun ergriff er zum dritten Male das Wort. Das am Lahmen geschehene Wunder hatte großes Aufsehen zur Folge, was den Apostel zu einer Erklärung nötigte. Der Inhalt derselben ist ein tiefer Born des Heils, zum Überlaufen voll und reich an Belehrung und Erbauung.
Die Rede trägt zunächst rein jüdischen Charakter. Petrus spricht vom Gott Abrahams und dem Bunde mit Israel, von den Propheten und von der geweissagten Wiederherstellung des Reiches Israels. Vom Herrn Jesus spricht er als von dem Knecht Jehovas, der Israels Hoffnung ist (Jes 52). Die Zusammenkunft war in der Halle Salomos. Hier hörten sie noch weit größere Weisheit, als die jenes weisen Königs in Israel. Hier war mehr als Salomo (Lk 11,31).
Der vorbildliche Prediger. Die Bescheidenheit, Demut, Weisheit und der Takt des Apostels sind an sich eine reiche Belehrung für alle, die das Wort verkündigen. Wie einst Johannes, so weist Petrus nur auf den Herrn hin (Joh 1,23) und betont dessen Anrechte, Macht und Herrlichkeit vor seinen Zuhörern (1Kor 2,2). Petrus fragt: „Warum staunt ihr über das Wunder?“ Das hat der Gott Abrahams, also euer Gott, durch Seinen Knecht Jesus getan. Ihr Männer, Volk einer so wunderreichen Geschichte, warum blickt ihr auf u n s , die wir nur die Diener unseres Gottes sind und weiter nichts bedeuten. Vergesst doch die zahllosen Wunder nicht, die gerade dieser Knecht Jesus bis vor kurzem, ehe ihr Ihn gekreuzigt habt, unter euch getan hat. Durch alles hindurch erhob Petrus den Herrn.
Auch die sofortige Bereitschaft des Apostels ist belehrend. Da ist nichts von „Unvorbereitetsein“! Vom Heiligen Geist Erfüllte sind stets bereit, vom Herrn zu zeugen und für Seine Sache einzutreten.
Schön ist die Art der Rede. Sie war einfach, bestimmt, ohne Schonung, und doch voll Erbarmen (2Kor 3,12).
Die vorbildliche Predigt. Sie enthält sieben Punkte:
1. Petrus zeugt gegen ihre Sünde (Vers 13, 14). Als erstes überführt der Heilige Geist von Sünde (Joh 16,8). Nur gegen die Sünde zeugende Diener werden Menschen zu Gott führen.
2. Dann weist er auf den Sündenträger hin. Er redet vom Tode Christi (Vers 15). Zuerst gilt es, dem Menschen seine Sünde zu zeigen, und wenn er davon überzeugt ist, ihn auf Den hinzuweisen, der für Sünder gestorben ist.
3. Als nächstes nennt Petrus die Auferstehung, denn durch sie ist der Sünder vor Gott gerechtfertigt. Er ist um unserer Rechtfertigung willen aus den Toten auferweckt worden (Röm 4,25).
4. In Vers 18 enthält die Rede den Schriftbeweis, dass die Leiden Christi sich auf diese Weise erfüllen mussten. Schriftbelege sind besser als die besten Beispiele (Ps 22; 69; Jes 50,6; 53; Dan 9,26).
5. Die darauffolgende Aufforderung zur Buße und Umkehr ist eine ganz selbstverständliche Erwartung (Vers 19). Wie Petrus, müssen auch wir nach der Wortverkündigung Umkehr zu Gott erwarten.
6. Der Sünder soll nicht nur umkehren; es winken ihm auch reiche Segnungen (Vers 19‑26). Man denke an den verlorenen Sohn, den Schächer und andere.
7. Der Apostel unterlässt es aber auch nicht, die ernste Drohung hervorzuheben, die der Ablehnung Christi folgen wird (Vers 23).
Beachtenswert ist ferner, dass Petrus den Herrn selbst in siebenfacher Weise benennt: „Knecht Jesu“ (Vers 13), „der Heilige“ (Vers 14), „der Gerechte“ (Vers 14), „der Urheber des Lebens“ (Vers 15), „der Messias“ (Vers 19, 21), „der Prophet“ (Vers 22) und „Den aus Abrahams Samen“ (Vers 25).
Petri Rede enthielt allerdings auch sehr harte Worte. Es war ihm nicht darum zu tun, das Lob der Zuhörer zu ernten. So sprach er von Christi Tod, und von ihnen als den Schuldigen, den Mördern dieses Gerechten. Selbst als Pilatus Jesus freigeben wollte, überredeten sie das Volk, Jesus zu töten (Mt 27,22; Joh 19,4, 15) und zwar auf die schmerzlichste Art. Mit lauter Stimme riefen sie: „Hinweg mit diesem, gib uns den Barabbas los“.
Neben der harten Anklage ertönten Liebesworte. «Ihr habt in Unwissenheit gehandelt» (wie später Saulus, 1Tim 1,13). Das war eine große Erquickung für ihre durchbohrten Herzen. Diese Schonung hatte Petrus vom Herrn gelernt, der am Kreuze betete: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun» (Lk 23,34).
Ein neuer Bußruf. Petrus hielt den Zuhörern ihre
Sünden nicht nur vor, sondern forderte sie zur Buße auf. Ihr habt euch
getäuscht, als ihr Pilatus zur Verurteilung Jesu zwanget! Gott hat diese
eure Tat durch die Auferstehung ausgeglichen, aber an euch ist es, Buße
zu tun und die reichen Segnungen als Folge der Buße zu genießen, die da
sind: a) Die Vergebung (Vers 19, Jes 55,7; Jer 3,12 bis 14;
Die Folgen dieser Predigt (Kapitel 4, 4). Eine noch größere Schar als an Pfingsten wurde gerettet. Das war sehr erfreulich, entsprach aber nicht den Erwartungen der Apostel, die mit der Umkehr g a n z Israels rechneten; denn die Zeiten der Erquickung hängen mit der N a t i o n a 1 b u ß e Israels zusammen.
Eine weitere Folge war die Gefangennahme der Apostel, die aber nur zu noch größeren Segnungen führte.