Behandelter Abschnitt Joh 6,16-21
Jesus wandelt auf dem Meer (Joh 6,16-21)
Nach dem Wunder der Speisung der 5000 machten die Jünger ein unvergeßliches Erlebnis. Bei der Speisung, an der wir gewiß alle gern teilgenommen hätten, offenbarte der Herr Seine Allmacht zu Lande, und bei dem Wandel auf dem See Seine Macht auf dem Wasser (Mt 8,23 ff.). Wo Er ist, offenbart Er Seine Herrlichkeit. Kurz nach der Speisung gab der Herr den Jüngern einen ihnen unangenehmen Befehl,
Der Gehorsam der Jünger. Gern hätten sie länger unter der begeisterten Volksmenge, die Jesus zum König machen wollte, verweilt, aber sie gehorchten dem Meister. Der Gehorsamsweg ist oft hart, aber, wenn befolgt, von Segnungen gefüllt. Dieses Erlebnis wird den Jüngern unvergeßlich geblieben sein und zu Ermunterungen in späteren Stürmen gedient haben. Was die Jünger nicht bei der Speisung gelernt hatten, Ihm allein zu vertrauen, sollten sie nun in der Nacht lernen.
Die Lage der Jünger. Sie ist mit vier Worten beschrieben:
1. Es war Abend geworden. Es war Abend, aber noch nicht Feierabend,
weder für sie, noch für den Meister, der auf den Berg stieg, um die weit
wichtigere Arbeit zu tun, zu beten. Gern hätten sie vor ihrer Abfahrt
wie die Emmausjünger gebeten: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend
werden. Blicke nie in die finstere Nacht, sondern auf Sein Wort (
2. Es war finster. Finsternis macht den Sturm um so gefährlicher. Finster ist eines der ersten Bibelworte. Finsternis war unser einstiger Zustand (Eph 5,8). Satan ist der Fürst der Finsternis. Und finster ist es oft in unserem Leben. Nie zuvor waren die Jünger in so tiefer Finsternis wie damals, als der Herr am Kreuze hing. Finster war es um die Witwe zu Nain, bis der Herr des Lichtes kam und die Nacht zum Tage machte. Im Finstern werden die meisten Verbrechen verübt.
3. Jesus war noch nicht gekommen. Ohne Ihn waren sie wie Schafe ohne
Hirten, wie Soldaten ohne Führung. Jakob war anfänglich allein in jener
finsteren Nacht, aber bald ging ihm herrlich die Sonne auf (
4. Ein starker Wind erhob sich. Oft ballt sich ungeahnt viel zusammen, wie hier bei den Jüngern, oder wie bei Hiob (Kap. 1), oder wie bei Paulus auf hoher See. Das aber‑ bedeutet wenig für den Glauben, der mit allen Nöten Dem vertraut, der ihn beauftragt hat. Man denke an den Ausgang bei Hiob, wie auch an den des Paulus (Hiob 42; Apg 27,24). Im Falle der Jünger war der Herr auf dem Berge, aber der Sturm, der die Jünger umtobte umsauste zuvor den Herrn. Von dort spürte und sah Er ihre Notlage, in der gewiß, wie bei Hiob, Satan der Urheber war (Hiob 1,19; Mk 6,48). Gern hätte Satan die kleine Herde vernichtet (Mt 16,18). David sagt: „Die auf Schiffen fahren, diese sehen die Taten Gottes" (Ps 107,23.24; Ps 42,8.9). Die Jünger fuhren in des Meisters Auftrag, und doch erging es ihnen hart. Wer Jesu Befehle ausführt erfährt des Satans Gegenangriffe. Aber der Herr ist bei den Treuen (Röm 8,31).
Wo ist der Meister? So mögen sich die Jünger gefragt haben, ähnlich, wie Maria und Martha (Joh 11,21). Jesus hatte sich aus zwei Gründen zurückgezogen. Der nötigen Stille wegen nach so hartem Tagwerk, um zu beten und neue Kräfte zu sammeln. Besonders aber in der Absicht dem Volk zu entgehen, das Ihn zum König proklamieren wollte. Israel hätte gern einen König gehabt, der sie ernährt hätte, anstatt erdrückende Steuern einzuziehen. Jesus vertraute sich ihnen nicht an. Er floh. Hüten wir uns vor dem modernen Götzen Volksmenge, dem gegenwärtig viele Gotteskinder zujubeln. Denken wir vielmehr an Mt 18,20. Würden wir solche Ehre auch abweisen, wie das der Herr getan hat? Hier entwich der Herr, nicht aber bei Seiner Gefangennahme.
Achten wir darauf, wie Jesus zu den Jüngern kam. Auf dem Wasser. Das war mehr als das, was Moses tat (2. Mose 14,21). Die Besorgnis des Herrn um uns ist groß (5. Mose 32,26; Ps 93,4). Keine Macht der Welt kann Ihn von uns trennen. In der Speisung hat Er sickt der Welt geoffenbart, hier den Jüngern.
Fürchtet euch nicht. Diese Aufmunterung benötigten sie. Erst meinten
sie, es sei ein Geist. Noch fehlte jenes „Es ist der Herr" in
Sicher am andern Ufer. Bald war der Sturm vorüber, und bald werden auch wir das andere Ufer erreicht haben. Die Stimme des Erzengels wird bald erschallen, und wir werden mit unsern entschlafenen Brüdern mit Ihm droben sein (1Thes 4,13-18). Die Stürme toben, das brausende Völkermeer schäumt, Satan wütet, aber bald kommt Er über all diese Wellen und bringt uns heim.
Und was geschieht dort? Was geschah bei der Landung? Lies Mt 14 33 doch weit größeres wird bei unserer Landung geschehen (Off 5,11-14). Lob und Anbetung wird sein bei den Geretteten, aber Schrecken und bleibende Finsternis bei denen, die nicht ins Schiff gestiegen sind. Bist du im Schiff?
Wirket für Speise, die da bleibt (Joh 6,27)
Tausende in Israel wären in Jesu Tagen glücklich geworden, wenn sie den Tag ihrer Heimsuchung erkannt (Lk 19,42) und den Messias aufgenommen hätten, der sich durch große Zeichen und Wunder als Sohn Gottes unter ihnen erwies. Viele folgten dem Herrn aus Neugierde, der Wunder wegen, die sie gesehen hatten, andere, weil sie von Jesu Brot gegessen hatten. So ist es bis heute. Die einen wollen einen großen Redner oder Chor hören. Viele andere gehen aus persönlichen Interessen zur Predigt.
Wirket nicht Speise, die vergeht. Jesus bittet die Hörer, ihre Kräfte nicht nur im Irdischen zu verzehren, sondern für das, was bleibt. Damit unterstützt Er nicht die Trägheit, die Schrift tadelt sie sogar (2Thes 3 10). Jesus lehrt uns für das tägliche Brot zu beten (Mt 6 11). Unter Speise sind alle täglichen Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Obdach eingeschlossen, und dafür hat der Herr verheißen zu sorgen (Mt 6,8). Bald werden wir das Irdische nicht mehr benötigen, es ist eitel (Pred 1,2). Das Irdische vernachlässigen, träge sein ist auch Sünde. Alle bedeutenden Menschen waren fleißig. Man denke vor allem an Jesus selbst und an Paulus, die Tag und Nacht wirkten. Wir wirken nicht fürs Irdische, denn: Reichtümer sind ungewiß. Irdische Schätze gleichen den Zugvögeln, die sich bald da, bald dort niederlassen. Wir können sie auch nicht dauernd behalten, die Schrift nennt sie ungewissen Reichtum (1Tim 6,17), der das Wort erstickt (Mt 13,22) und in einer Stunde dahin sein kann (Off 18,17) oder verfault (Jak 5,2).
Reichtümer geben keine Befriedigung (Mt 16,26), sie bringen große
Verantwortung mit sich. Sie können zu den anvertrauten Pfunden gehören
(Mt 25,21) und zum Segen sein, aber auch das Gegenteil (
Wirket Speise, die da bleibt. Diese Speise gibt nur der Sohn, sie bleibt in Ewigkeit und ist unvergänglich.
Diese Speise ist Er selbst, Sein Opfer. Öfters stellt sich der Herr als bleibende Nahrung dar.
In Kap. 4, 14 offenbart Er sich als der Geber des Wassers des Lebens, das allein den Durst der Seele stillt. „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird in Ewigkeit nicht dürsten." Ja, weit mehr, Trinkende werden selbst zu einer Quelle, um den Durst ihrer Mitmenschen zu stillen (4, 29; 7, 38). Wer aus dieser Quelle getrunken hat, geht nicht mehr zu den leeren Brunnen dieser Welt (Jer 14,3). Wer im Sonnenlicht wandelt, bedarf keiner Kerze.
In unserem Kap. V. 35 nennt sich Jesus das Brot des Lebens, ebenso in V. 48.51. Er ist die Speise, das Brot, das ewig nährt, das lebengebende Wort Gottes. Es gilt also, Ihn in sich aufzunehmen. Ihn so genießen, Der nicht nur das zeitliche Leben erhält, wie unser täglich Brot, sondern in alle Ewigkeit befriedigt. Dieses Brot wird nie alt oder gar schimmlig wie das der Gibeoniten (Jos. 9). Es bleibt frisch wie am Tage, da Er sich auf Golgatha für uns hingab.
Ferner sagt Jesus in V. 54: „Wer Mein Fleisch isset." Sein Leib, den Er zu unserer Speise opferte, um uns damit Sein Leben zu geben. Dabei erinnern wir uns an jenes Speiseopfer in 3. Mose 2, das wie alle Opfer ein Vorbild auf das eine Opfer, Christus, ist. Er war das Weizenkorn, das zum Speiseopfer in die Erde fiel (12, 24). Es bestand aus Feinmehl und Öl und wurde auf dem Altar zum lieblichen Geruch, als hochheiliges Feueropfer dem Jehova dargebracht, und die Priester hatten ihren Teil daran. Sie stärkten sich am Opfer (Christus).
Im gleichen V. 54-56 sagt der Herr, daß Sein Blut der rechte Trank sei, und wer es trinkt, hat ewiges Leben. Wir dürfen also im Glauben Sein Blut in uns aufnehmen, und wer es tut, der lebt wie der Herr in Ewigkeit. Hier ist aber keineswegs das Abendmahl gemeint. Viele glauben, daß, wenn sie in der Sterbestunde den Kelch genießen, sie selig werden, sie irren sich. Gewiß denken wir beim Abendmahl an Sein für uns vergossenes Blut und danken gemeinsam dafür, weil wir dadurch gewaschen wurden, Vergebung empfingen (1Joh 1,7). Dieses Blut bedeutet mehr:
Es ist unsere Decke. Es reinigt, macht uns herrlich (Jes. 61, 10; Off 7, 14). Sie haben ihre Kleider helle gemacht im Blut des Lammes, stehen also nicht nackt vor dem Throne des Lammes.
Diese Speise „wirken“ muß uns die Hauptsache sein. Sie währt bis in Ewigkeit. Nur sie allein nährt und kein frommer Ersatz, etwa bloßer Abendmahlsgenuß (Apg. 4, 12; Phil. 2, 12).
Ein klarer Hinweis. Wo ist diese vielseitige Nahrung zu finden? Allein im Sohne Gottes! Er ist die Gabe Gottes an uns (Röm. 4, 4‑6; Gal. 2, 16; Eph. 2, 8.9). Jeder muß den Herrn in sich aufnehmen wie die tägliche Speise, um zu leben (Hiob 9, 2‑3; Röm. 3, 24; Gal. 3, 11). In andern Worten heißt es: „Ringet danach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; oder: „Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes" (Mt. 6, 33). Trachtet nach dem, was droben ist (Kol. 3, 2). Laßt uns, wie einige jener Juden, bitten: Herr, gib uns dieses Brot (V. 34). Was sollen wir tun, um Gottes Werk zu wirken? Die Antwort lautet: Glaube (V. 29; 1. Joh. 3, 23).