Stille vor Gott (Joh 6,15)
Der Herr ist unser Vorbild auf der ganzen Linie. Stille, die Er
Seinen Jüngern nach vieler Arbeit befahl, übte Er selbst (Mk 6,31).
Nach dem anstrengenden Dienst an den 5000 zog sich Jesus zurück. Zwar
lag dort ein besonderer Grund vor, Israel wollte ihn zum König machen.
Doch diese Zeit war noch nicht gekommen. Wohl wußte der Herr, daß Er
König sei. Vor Pilatus bezeugte Er: „Ich bin ein König." Aber Er wird
erst dann Israels König sein, nachdem Ihn das Volk als Seinen Messias
erkannt haben wird. Das wird geschehen, wenn Er als König der Könige auf
dem Ölberg erscheinen wird. Zuvor muß Israel Ihn als den erkennen, den
sie durchstochen haben, und darüber wehklagen (Sach 12,10;
Ein zweiter Grund des Sichzurückziehens war gewiss, die Stille vor dem Vater zu suchen. Er benötigte neue Ausrüstung für weitere Dienste. Tun wir das auch? Jesus ist uns nicht nur hier, sondern in allen Stücken das große Vorbild. So sehen wir Ihn in tiefem Erbarmen über alle Hilflosen. Wir sehen Ihn in Seiner Gnade, Liebe und Herablassung zu den Verachteten (Lk 15,2). Überall in der Schrift tritt Er als Der hervor, der uns in Bewunderung versetzt. Der Apostel befiehlt uns „Aufsehen auf ,Jesus". Wo wir das tun, staunen wir über Seine Gnade, Liebe, Güte, Selbstlosigkeit und Hingabe und sind gest.irkt. Oft war Jesus allein, besonders frühmorgens. Warum? Um bei dem Vater Weisung für Sein Tagewerk zu suchen Jes 50,4).
Die Art der Stille. Sie besteht nicht in einer klosterförmigen Zurückgezogenheit. Ein Luther suchte sie im Kloster, blieb aber dabei friedlos. Der Herr nimmt die Seinen nicht aus der Welt heraus, sondern bittet den Vater, sie in der Welt zu bewahren (17, 15). Klosterart stünde ganz im Gegensatz zu dem Befehl. das Evangelium in alle Welt hinauszutragen Stille vor dein Herrn ist ein Sichzurückziehen vom alltäglichen Getriebe. Das kann manchmal nur für wenige Minuten geschehen, manchmal einige Zeit dauern. Das kann im stillen Schlafzimmer sein und selbst inmitten der Volksmenge (Mt 11,25 ff.). Wie unsinnig und unüberlegt verbringen viele Gläubige ihre Ferien. Oft geschieht dies in einem Herumrasen von Land zu Land, anstatt die herrliche Stille vor dein Herrn zu genießen (Phil 3,10). Ohne die Stille gibt es keine Fruchtbarkeit (15, 5).
Der Befehl zur Stille. Wozu? (1Tim 2,1-4)
Zur stillen Betrachtung des Wortes. Man denke an Isaak, der aufs Feld ging um zu sinnen. Worüber? Gewiß über Gottes Wort und über Seine Absichten mit ihm. Und was erlebte er dabei? Er fand Rebekka und sein Herz ward getröstet (1. Mose 24,67). Von David lesen wir, daß er über Gottes Wort Tag und Nacht sann (Ps 1,2; 63,7). Er sann nach über das Gesetz, über Gottes Werke und sagt in Ps 139,17: Wie köstlich sind mir deine Gedanken (Ps 19,11; 119,72 . Josua wurde über das Sinnen des Wortes Sieg und Segen verheißen (Josua 1,8).
Zum Genua der Gemeinschaft mit Gott. Hier erleben wir Unvergeßliches. Jesaja ging ins Heiligtum. Dort sah er den Herrn. Dort bekam er die nötige Einsicht in sein eigen Herz und rief ein Wehe über sich aus. Dort empfing er seinen großen Auftrag (Jes 6). David sann nachts über Gottes Gedanken. Und was war die Folge, ähnlich der des Moses auf dem Berge. Als Gott mit Mose ausgeredet hatte, gab Er ihm die Tafeln des Gesetzes (2. Mose 31,18). Und dem David enthüllte er den Plan des Tempels (1Chr 28,11 ff.). Wir gehen in die Stille:
Zur Erfüllung unserer geistlichen Pflichten (1Tim 2,1-3).
Im Gebet. Du aber, wenn du betest, gehe in dein Kämmerlein (
In Fürbitte. Wir sehen sie schon bei Abraham, als er für Sodom eintrat (1. Mose 18). Hiob flehte für seine Freunde um Heilung, und Gott segnete ihn reichlich dafür (Hiob 42,9.10). Daniel trat in Buße und Fürbitte für Juda ein, Gott erhörte ihn, und das Volk kehrte zurück nach Jerusalem. Vergessen wir nie, für die Obrigkeiten zu beten. Beständig ersucht man uns um Fürbitte. Von Missionsfeldern, von Geprüften, von Brüdern, die am Wort dienen (Eph 6,19.20; z. Thess. 3, 1.2). Durch Fürbitte erhalten wir selbst den größten Segen und werden mit frischem öl gesalbt (Ps 92,19).
In Danksagung. Das tat Jesus reichlich (Mt 11,25.26.27;
Der Segen der Stille. Er ist vielseitig. Man denke
an: a) Die Verheißung. Der Gott, der ins Verborgene sieht, lohnt
öffentlich (Mt 6,4.18). Das erfuhr ein Daniel und seine Freunde (Dan 2,17-23). Das erlebte jener Gebetskreis in Apg 12,5. b) Die Tröstungen. Johannes erfuhr sie in der Verbannung. In der
Stille und Abgeschlossenheit erlebte er Unvergeßliches. Hier hörte Er
die Stimme des Herrn (Off 1,10). Hier erhielt er göttliche Aufträge
(Off 1,11). Hier durfte er in den Himmel blicken (Off 15,5; 1Kor 2,9). Hier wird uns Weisheit zuteil wie einem Salomo (