Behandelter Abschnitt Joh 6,15-21
Christus auf dem Berg und die Jünger auf dem See (Joh 6,15-21)
Joh 6,15-21: Da nun Jesus erkannte, das sie kommen und ihn ergreifen wollten, auf dass sie ihn zum König machten, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein. Als es aber Abend geworden war, gingen seine Jünger hinab an den See; und sie stiegen in das Schiff und fuhren über den See nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen; und der See erhob sich, indem ein starker Wind wehte. Als sie nun etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gerudert waren, sehen sie Jesus auf dem See wandeln und nahe an das Schiff herankommen, und sie fürchteten sich. Er aber spricht zu ihnen: Ich bin‘ ’s, fürchtet euch nicht! Sie wollten ihn nun in das Schiff nehmen, und alsbald war das Schiff an dem Lande, zu welchem sie hinfuhren.
Beeindruckt von dem Wunder der Speisung der Fünftausend, bezeugen die Volksmengen Christus als den von Moses angekündigten Propheten, der wie Mose von Gott zu dem Volk kommen würde, um ihren Hunger zu stillen und ihnen den verheißenen Segen zuteil lassen würde (4Mo 18,15-19). Sie hätten gern jemanden, der eine solche Gewalt und Macht ausübte, zu ihrem König und somit zu ihrem Erretter von den verhassten Römern gemacht. Die Zeit der Herrschaft war für Christus jedoch noch nicht gekommen. Indem Er es ablehnt, zum König gemacht zu werden, entweicht Er „auf den Berg, er selbst allein“, um dort, im Bild, seinen gegenwärtigen Dienst als Priester auszuüben.
Die zurückgelassenen Jünger gingen auf ein Schiff, um den See zu überqueren, der von einem „starken Wind“ bewegt wurde, während es schon dunkel geworden war – ein Bild vom Volk Christi, das in einer dunklen Welt zurückgelassen den Anfechtungen des Bösen ausgesetzt ist, die, genau wie der See, nicht ruhen können. Dennoch erfahren die Jünger Hilfe von Christus, der in ihrer Not zu ihnen kommt.
Das priesterliche Werk Christi wird nun für die Kirche ausgeübt und wird in der großen Drangsalszeit für den göttlichen Überrest der Juden ausgeübt werden. Diese Szene bezieht sich wahrscheinlich insbesondere auf diese jüdischen Heiligen und vervollständigt somit die Lehre der ersten Szene, indem gezeigt wird, dass das Königreich nur durch die große Drangsalszeit erreicht werden kann.
Der jüdische Überrest wird während dieser Zeit, wenn er den schrecklichen Werken Satans ausgesetzt sein wird, die Gnade des Herrn als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks erfahren. Nach einer Zeit, in der die Verfolgung ihren Höhepunkt erreicht und ihr Zustand nahezu hoffnungslos ist, wird der Herr zu ihren Gunsten erscheinen. Seine Macht wird die Macht des Feindes übertreffen, wie wir es in dem Bilde von Jesus, der auf dem See wandelte, sehen.
Angesichts dieser offensichtlichen Macht und Gewalt wollten die Jünger Ihn nun in das Schiff nehmen. So lesen wir von dem noch zukünftigen Tag in Psalm 110,3.4: „Dein Volk wird voller Willigkeit sein am Tage deiner Macht.“ Nach der Demütigung durch die Zeit der Versuchungen werden sie im Glauben den aufnehmen, den sie in ihrem Stolz zuvor abgelehnt hatten. Nachdem sie Christus in ihr Schiff aufgenommen hatten, war das Schiff „alsbald … an dem Lande, zu welchem sie hinfuhren“: So wird auch Israel unter der Regierung Christi seine Segnung erhalten.