Behandelter Abschnitt Joh 1,45-51
Nathanael (Joh. 1,
45‑51 )
Mit Nathanael sind wir beim letzten der fünf Nachfolger Christi in Johannes 1 angelangt. Über ihn hören wir am meisten von allen fünf. Philippus durfte ihn zum Herrn führen, nachdem er tags zuvor selbst den Herrn gefunden hatte. Nathanael war ein ernster Gottsucher, das bewies er schon, indem er zu Johannes dem Täufer ging. Nun, da er das Zeugnis durch Philippus gehört hatte, ging er als ein Sünder zu Jesus und kehrte in voller Glaubensgewißheit in seine Heimat zurück.
Beachtenswert sind die Schritte zur Gotteskindschaft. Nehmen wir nur einige heraus:
Zuerst gilt es, das Wort zu hören (V. 36; Röm 10,7), dann zu kommen und zu sehen, komm und sieh (V. 36. 39), dem Herrn zu folgen (V. 37; Mt 20 34; Off 14,4), bei dem Herrn zu bleiben (V. 39; Kap. 15, 7), von Jesus zu zeugen und andre zu Ihm zu bringen (V. 41.42), wie ein Andreas den Simon und Philippus den Nathanael.
Ein Neubekehrter an der Arbeit. Philippus hatte soeben das Heil erfahren. Obwohl er erst ein neugeborenes Kind war, das die ersten Schritte im Glaubensleben tut, mußte er von dem zeugen, was er erlebt hatte. Voller Freude sprach er zu Nathanael: „Wir haben Jesus gefunden, den Sohn Josephs von Nazareth." Das Zeugnis des Philippus war mangelhaft und leuchtete dem Nathanel zunächst nicht ein. Darum fragte Nathanael: „Was kann von Nazareth Gutes kommen?" Hätte Philippus wie Andreas gesagt: „Wir haben den Messias gefunden", so hätte es Nathanael eingeleuchtet. Aber Ausdrücke wie Nazareth und Sohn Josephs waren ihm fremd. Oder hätte Philippus Jes 7,14 zitiert, so hätte es Nathanael begriffen. Kurz sagt Philippus: komm und sieh, überzeuge dich selbst.
Er führte ihn zu Jesus. Menschenseelen zu Christo zu
führen, muß unsere vornehmste Aufgabe, unser beständiges Sehnen sein.
Dazu war der Herr in die Welt gekommen (Lk 19,10). Lydia wirkte nach
ihrer Bekehrung an ihrem Hause und ebenso der Kerkermeister (
Endlich bei Jesus. Hier erfuhr Nathanael mehr, als er erwartete. Jesus blickte die Kommenden freundlich an (V. 38), lud sie ein (V. 39), kannte und sah ihre Herzensgesinnung (V. 42.48). Er gestaltete sie um (V. 47) und ermunterte sie (V. 50). Er sah, was in den Kommenden war und sagte, was Er aus ihnen machen wolle (V. 42).
Vieles bewegte den Nathanael, aber der Herr kam ihm mit dem Wort zuvor: „Ein Israelit, in dem kein Falsch ist", also wahr, aufrichtig bis ins Innerste. Ein wahrer Israelit, einer, in dem kein Jakob mehr ist, kein Hinterlistiger, wie er es vor Pniel war (1. Mose 32), einer wie in Hiob 1, B. Der Herr freut sich, Aufrichtige kommen zu sehen und nicht solche wie in Mt 9,4.
Eine berechtigte Frage. Nathanael fragt den Herrn:
„Woher kennst Du mich?" Woher weißt Du, daß in mir kein Falsch ist, kein
hinterlistiger Jakob? Ähnliche Fragen finden wir öfters (z. B. 1. Mose 16,13; Joh 4,16-19). „Ich sah dich unter dem Feigenbaum, ehe
Philippus dich rief", ähnlich dem Zachäus auf dem Maulbeerbaum (
Ein schönes Bekenntnis. Die Allwissenheit des Herrn überzeugte Nathanael. Jesus hat Seine Gottheit am Gewissen des Nathanael bewiesen. Das tut der Herr noch heute in der Wortverkündigung. Nathanael hat das Gute gefunden, das aber nicht aus Nazareth sondern vom Himmel kam, nicht vom Sohne Josephs, sondern vom Sohne. Gottes. Nicht durch ein Wunder, sondern durch den Glauben, durch ein Herzenserlebnis.
Nathanaels Bekenntnis war dreifach:
Er bekannte Ihn als Prophet, als Lehrer, der alles weiß und alle überführt. Du bist der Geweissagte in 5. Mose 18,15.
Er bekennt Seine Gottheit. „Du bist der Sohn Gottes." Das ist nach Jesu Wort die höchste Erkenntnis (Mt 16,17). Und das soll unser aller höchste Sehnsucht sein (Phil 3,10).
Er bekennt Ihn als König Israels. Du sagst, ich sei ein wahrer Israelit, Du aber bist Israels König! Alles ging so schnell vor sich wie etwa die Berichte in Apg 16.
Eine große Verheißung. Alles Bisherige war nur der Anfang. Du wirst Größeres sehen (l. Kg. 10, 7). Das Erlebte war nur ein Vorgeschmack. Du sollst einen offenen Himmel sehen (V. 51), du sollst die Engel Gottes sehen (V. 51, Heb 1,14).