Wer Christus gefunden hat und Ihm nachfolgt, sucht und findet bald andere. Aber nicht immer sind sie sofort bereit, Ihm nachzufolgen.9 Und so lernen wir auch, dass ein sonst ausgezeichneter Mensch durch ein nicht geringes Vorurteil behindert werden kann. Es ist eine heilsame Lektion, weder voreilig in unseren Erwartungen zu sein, noch niedergeschlagen zu sein, wenn ein guter Mann nur langsam zuhört, wie sich oft erweisen mag.
Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose in dem Gesetz geschrieben hat und die Propheten, Jesus, den Sohn des Joseph, den von Nazareth (1,45).
Darauf war Nathanael überhaupt nicht vorbereitet. Sicherlich suchte sein Herz nach dem, von dem Mose und die Propheten geschrieben hatten; dass jedoch Christus Jesus, der Sohn Josephs, aus Nazareth war, musste er erst noch lernen. Er glaubte an die Herrlichkeit der Person des Messias, soweit das Alte Testament sie offenbart hatte: Es war ihm nie in den Sinn gekommen, wie der Messias „aus Nazareth“ sein konnte, um nicht von „dem Sohn Josephs“ zu sprechen. Denn dieses Dorf war selbst in den Augen eines verachteten Galiläers verachtenswert, der zweifelsohne wegen seiner eigenen praktischen Frömmigkeit dessen elend niedrigen moralischen Ruf umso mehr spürte. Hätte Philippus gesagt „aus Bethlehem, der Sohn Davids“, hätte der erwartungsvolle Jude keinen solchen Schock bekommen. Aber in Wahrheit wird der Herr hier als völlig über allen irdischen Beziehungen stehend betrachtet, und deshalb konnte Er zu den niedrigsten Menschen herabsteigen. Denn Er war der Sohn Gottes, der nach Nazareth kam, und nur so konnte man sagen, dass Er „aus Nazareth“ war, genauso wie „der Sohn Josephs“.
9 Kelly fügt hier hinzu: „So beweist es Philippus hier mit dem Sohn des Talmai, der hier nicht Bartholomäus, sondern Nathanael heißt.“ Das ist mir allerdings unverständlich [WM].↩︎