Behandelter Abschnitt Mt 25,19-30
Der wiederkommende Herr. Mt 25,19-30.
Der vorhergehende Abschnitt stellte uns den "scheidenden" Herrn vor Augen, dieses Wort aber den "zurückkehrenden". Die Knechte, denen Er Pfunde anvertraute, müssen vor Ihm erscheinen, um über ihr Handeln während Seiner Abwesenheit Rechenschaft abzulegen. Derselbe Herr kommt auch zu uns in Bälde und wird über unser Leben und Tun Rechenschaft fordern (2Kor 5,10).
I. Nach langer Zeit (Vers 19). Ja, es ist eine lange Zeit, seit der Herr in den Himmel gefahren ist. Er selbst sah diese Spanne Zeit voraus. Nun neigt sich der Tag und geht seinem Ende zu. Und, wenn Er kommt, gilt es Rechenschaft über die anvertrauten Güter abzulegen (Röm 14,12; 1Kor 3,12-15; Kol 3,24-25). Der Herr hat keine Bevorzugten, ein jeder muß Rechenschaft geben. Das Heil ist aller Gnadengeschenk (Eph 2,8-9), zu guten Werken aber sind die Seinen berufen, um darin zu wandeln (Eph 2,10).
II. Der prüfende Herr. Plötzlich erscheint der Herr, zu einer Stunde, da sie es nicht meinten.
Hocherfreut schauen die treuen Knechte auf Ihn; sie, die mit Tränen säten, dürfen jetzt mit Freuden ernten. Welch ein großer Tag! Ganz anders aber wird es dem untreuen Knechte zumute gewesen sein. Vielleicht verkroch er sich, jedoch das prüfende Auge des Herrn findet jeden und kennt seine
Werke.
Da erscheint der Knecht, der 5 Pfund erhalten hat. Und siehe, er darf berichten, daß seine 5 Pfunde weitere 5 eingebracht haben. Er hat seines Herrn Gut überaus treu verwaltet. Wir möchten diesen vorzüglichen Knecht mit Lehrern des Wortes Gottes, mit Hirten und Evangelisten, die es im wahren Sinne und nicht nur dem Namen nach sind, vergleichen. Dieser Knecht kann auch verglichen werden mit Vätern in Christo, deren es bekanntlich so wenige gibt, und die dem Herrn während Seiner Abwesenheit so treu dienten, als hätte der Herr den Dienst silbst getan. Heilige Schrift und Geschichte sind voll solch treuer Knechte. Wie ermunternd ist ihr vorbildliches und vom Herrn abhängiges Handeln und Wandeln. Groß ist ihr Lohn bei Seinem Erscheinen.
Da kommt der, der 2 Pfund empfing. Seine Gabe ist zwar kleiner als die des vorhergehenden Knechtes, dagegen ist seine Treue nicht geringer; denn auch sein Pfund hatte sich verdoppelt. Von einem Diener erwartet man nur, daß er treu erfunden werde. Vergleichen wir diesen Knecht mit Diakonen, wie z.B. Stephanus. Wie nötig solcher Dienst ist, zeigt gerade Apg 6. Auch sie müssen mit Hl. Geist erfüllt sein, um das Lob ihres Herrn zu erhalten.
Zuletzt muß der Knecht mit dem einen Pfund hervortreten Er war zu dieser Begegnung nicht mit Freuden gekommen, weil er sich fürchtete. Gottlob sind nicht alle Gläubige, die nur 1 Pfund erhielten, so wie dieser! Es ist nicht selten der Fall, daß wenig begabte Gläubige die hochbegabten in den Schatten stellen. An jenem Tag wird das Pfund vieler ein Doppeltes, vielleicht gar ein Dreifaches aufweisen. Nicht bloßer Erfolg, sondern die Treue wird belohnt. Die Erkenntnis wächst je nach Bedürfnis.
III. Der vergeltende Herr. Der Lohn ist ein vielfacher und besteht: 1. In einem öffentlichen Lob (Vers 21; 1Kor 4,5). Der Herr berurteilt den Dienst anders als die Mitgläubigen.
2. In einer reichen Empfehlung. "Du treuer Knecht." Ein besseres Zeugnis konnte ihm sein Herr kaum ausstellen (Heb 3,2).
3. In einem großen Lohn. Der Herr gab jedem das Doppelte, dazu große Ehre und höheren Dienst (1Kor 6,2-3).
4. In besonderer Gemeinschaft. Gehe ein zu deines Herrn Freude, unter Sein Zelt, ähnlich wie in Off 7,17.
IV. Das Gericht über den untreuen Knecht. Auch er muß seinen Lohn, der für ihn gerechte Verurteilung war, holen. Vor dem Herrn müssen dereinst alle Knechte erscheinen. Nun, was sagt dieser Untreue? Zunächst versucht er sich zu entschuldigen. Aber, wer sich entschuldigt, beschuldigt sich. Der Herr läßt die Entschuldigungen nicht gelten. Der Knecht sagte:
"Herr ich kannte Dich." Das war nicht wahr; denn er hatte nur böse Gedanken über seinen Herrn. Er hatte nie in sein liebevolles Herz geblickt, sonst hätte er nicht solche Worte über Ihn ausgesagt. Es gibt viele, die sich Knechte nennen, ihren Herrn aber nicht kennen. Christi Liebe ist nie in ihre Herzen ausgeschüttet worden. Der Untreue hatte genau so viele Möglichkeiten wie der Treue.
"Ich fürchtete mich." Warum? Weil ihn das böse Gewissen schlug. Auch er war gerufen, wie die andern, hatte Gaben empfangen, wie sie, aber diese Gaben aus Trägheit nicht benützt. Was erst hätte er getan, wenn er mehr Pfunde empfangen hätte? Dann hätte er seinen Herrn ruiniert.
V. Sieben entsetzliche Schritte des untreuen Knechtes. Unsagbar ist die hier genannte Strafe. Werfet ihn hinaus; denn er ist eine unfruchtbare Rebe (Joh 15,6). Nehmet ihm das Pfund. So steht er plötzlich entblößt da. Wir sehen nun noch:
1. Absichtliche Vernachlässigung. Er verbarg sein Pfund.
2. Er hatte böse Gedanken über seinen Herrn (Vers 25).
3. Er fürchtete sich; aber Furcht ist nicht in der Liebe.
4. Er war böse. Der Herr nennt ihn einen bösen Knecht.
5. Er war faul. Der Herr sagt: du fauler Knecht.
6. Er war unwürdig, sein Talent wurde ihm genommen.
7. Als unfruchtbare Rebe wurde er hinausgeworfen.
Bilden nicht die, die 1 Pfund erhielten, die große Mehrzahl; meinen etliche nicht, wie dieser Knecht, sie haben nichts empfangen, ihre Gabe komme nicht in Betracht?