Behandelter Abschnitt Mt 22,23-33
Die Sadduzäer und die Auferstehung.
Soeben hatte der Herr die Pharisäer und die Herodianer zum Schweigen gebracht. Nun sind es die Sadduzäer, die Ihn versuchen. Sie waren die Rationalisten jener Tage, die, wie ihre Kumpanen von heute, die Schrift ironisch behandeln und an keine Auferstehung glauben. Ihr Wahlspruch war „Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“. Ihre Absicht mit der gestellten Frage in Vers 25-29 war eine boshafte. Sie wollten damit den Herrn vor der Volksmenge lächerlich machen (Apg 23,8). Dazu bedienten sie sich eines ganz krassen Falles, daß nämlich ein Weib 7 Ehemänner hatte, die alle nacheinander gestorben waren. Wie oft werden sie mit dieser Geschichte herumkolportiert haben, um den Glauben der Einfältigen zu unterminieren. Furchtbar wird aber auch das Gericht über sie sein (Mt 18,6-7). Die Sadduzäer sagen nun, alle 7 Männer haben das Weib gehabt, alle 7 werden darum im Himmel ein Anrecht an sie haben. Da dies aber unmöglich ist, kann es keine Auferstehung geben.
I. Der Grund ihrer Frage.
Dieser war kein edler; denn sie kamen, um den Herrn zu versuchen. Aber verwirrten sie Ihn wirklich (Vers 29)? Ihre angebliche Schwierigkeit entsprang dem Gesetz (5. Mose 25,6). "Meister, Moses hat gesagt." Laut Gesetz durfte kein Vaterhaus aussterben. Hatte ein Israelit sein Erbteil erhalten, so blieb es sein und seinen Erben. Starb aber der Hausvater kinderlos, so war der nächste Verwandte verpflichtet, dem Verstorbenen das Haus zu bauen, d. h. die Witwe zu heiraten. Der erste männliche Nachkomme trug dann den Namen des Verstorbenen. Mit dem besonderen Beispiel, das nun die Sadduzäer vorbrachten, wollten sie die Auferstehung der Toten leugnen.
II. Ihr irret.
So lautete kurz des Herrn Antwort. Diese Männer wollten Gesetzesgelehrte sein, kannten aber selbst die Schrift nicht. Unwissenheit der Schrift ist meistens die Ursache von Verirrungen (Lk 24,25-27; 44-46; 2Tim 3,16-17). Der Herr spricht die Schrift frei von jedem Irrtum. Sie ist für Ihn unfehlbar, weil sie von Gott inspiriert ist und nicht gebrochen werden kann (Joh 10,35). Die Schrift war dem Herrn alles, mit ihr erstaunte Er schon als 12 jähriger Knabe die Gesetzesgelehrten (Lk 2,46-47; Joh 7,15; Ps 119,99). Die Schrift war des Herrn einziges Lebenselement bis ans Kreuz. Sie ist lebendig, denn der Geist Gottes durchweht sie. Viele, den Pharisäern und Sadduzäern gleich, kennen die Schrift nur dem Buchstaben nach, haben aber nicht ihren Geist.
III. Ein kleiner Blick in den Himmel.
Der Herr gibt uns in Seiner klugen Antwort einen Blick in den Himmel. Lockend zeigt Er selbst Seinen Gegnern die kommende herrliche Welt. Die Sadduzäer meinten, wenn es einen Himmel gäbe, so müsse dieser rein materiell sein. So dachte auch Mohammed. Der Herr zeigte klar, daß in der Auferstehung keiner der 7 Brüder das Weib, das sie alle rechtmäßig auf Erden besaßen, benötigen werde. In dieser Welt des Todes ist die Heirat zur Fortpflanzung irdischer Zustände nötig, nicht aber in einer Welt, die ewig währt. Dort ist kein Sterben und darum auch keine Heirat mehr nötig. Der Himmel ist nicht die Fortdauer irdischer Zustände. Im Himmel werden die Heiligen den Engeln Gottes gleich sein. Aber in welcher Weise werden sie das sein? In Schönheit, in Macht, Stärke und Heiligkeit. Im übrigen aber werden die Erlösten mehr als die Engel sein; denn Engel sind nur Diener, sie aber sind Söhne. Ja selbst der Sohn war um des Leidens des Todes willen eine Zeitlang niedriger als Engel (Heb 2,7). Also nicht nach der Stellung werden Gotteskinder den Engeln gleich sein, sondern dem Wesen nach. Der Stellung nach werden sie sein wie Er (1Joh 3,1-2). Die lieblichsten irdischen Bande werden im Himmel nicht mehr sein, dafür aber unaussprechlich Innigeres. Wir sind jetzt einem Manne anvertrauet, bald wird der Bräutigam kommen und die Ihm Anvertrauten in die bereiteten Stätten bringen. O, daß wir mehr an das dächten.
IV. Ein schlagender Beweis.
In verblüffender Weise löste der Herr 2 Widersprüche der Sadduzäer.
Er widersprach ihnen nicht nur in ihren materiellen Anschauungen über
das Jenseits, sondern belehrte sie unzweifelhaft über die Auferstehung.
Sie sagten zum Herrn: "Lehrer, Moses hat gesagt", und es ist
interessant, daß der Herr ihnen wieder mit Moses antwortete, obwohl Er
viele andere Stellen dafür gehabt hätte, wie Jes 26,19; Hes 37; Dan 12,2. Weil sich aber die Sadduzäer auf Moses beriefen, zitierte auch Er
Moses (2. Mose 3,6). Habt ihr nicht gelesen? Als Gott zu den Erzvätern
und zu Mose sprach, da sagte Er nicht: "Ich war", sondern "Ich bin" der
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Also müssen diese Toten leben. Er ist
ihr Gott und selbst im Bunde mit ihnen (Vers 33). Dasselbe sehen wir
auch in Fällen, wie bei der Auferweckung von Jairus` Töchterlein und des
Lazarus, da der Herr vom Tode als vom Schlaf redet (Mt 9,24;
V. Die befriedigte Volksmenge (Vers 33).
Sie staunte über Jesu Antwort. Ja, selbst Schriftgelehrte lobten Ihn für diese Gründlichkeit (Lk 20,39); dennoch glaubten sie nicht an Ihn.