Die Mission Christi. Mt 20,28.
Nachdem der Herr die Mutter der Söhne des Zebedäus, sowie die Jünger selbst zurechtgewiesen hatte, gab Er nun allen zusammen Sein eigenes Bespiel. Nichts wirkt mehr als das eigne Beispiel. Was nützen die Worte der Eltern, der Lehrer, Prediger oder vieler anderer, wenn das eigne Beispiel fehlt? Am Abschluß des Erdenlebens des Herrn durfte Er Seinen Jüngern sagen, ein Bespiel habe ich euch gegeben (Joh 13,15).
In krassester Weise stehen sich in den Versen 20-27 göttliches und menschliches Denken, Herrschen und Dienen, Sein und Nichtsein, Klein und Groß gegenüber. Jedes einzelne Wort der Erklärung des Herrn steht, im großen Gegensatz zu der fleischlichen Einstllung des menschlichen Herzens, wie eine reife Frucht da. Es ist Seine große Mission, die Er in vielfacher Weise den Seinen vor Augen hielt. Wie lautete des Herrn Erklärung? Er sagte:
I. Der "Sohn des Menschen".
Das ist einer der vielen Namen des Herrn. Diesen Namen hat Er sich selbst gegeben. Schon der Name an und für sich zeigt Seine Erniedrigung. Warum sagt Er denn nicht, daß der "Sohn Gottes" gekommen sei, was bestimmt richtig war. Der Herr hat sich selbst erniedrigt bis zur Knechtsgestalt (Phil 2,5 ff.). Uns zugut verzichtete Er auf Seinen Thron und auf Gewalt, auf hohe Titel und Ehren, indem Er in der Gestalt des sündlichen Fleisches erschien (Röm 8,3). Als dieser Menschensohn kam Er, um zu dienen.
II. Ist gekommen.
Da müssen wir uns fragen: Woher ist Er gekommen? Wenn die Ankunft hoher Personen bekanntgegeben wird, dann fragt man in der Regel, woher sind sie gekommen. Und woher kam der Sohn des Menschen?
Er ist aus dem Himmel, aus der Herrlichkeit gekommen, aus dem oberen Vaterhause (Joh 3,13; 14,1; Phil 2,6).
Er ist aus lieblichster Stellung, aus des Vaters Schoße gekommen. Er war Schoßkind beim Vater (Joh 1,18; Spr 8,30).
Er ist aus höchster Macht und Ehre gekommen. Er ist der Sohn Gottes in Ewigkeit (Röm 9,5). Derselbe ist auch der Schöpfer aller Dinge (Heb 1,3). Alle Macht ist Sein (Mt 28).
Er ist aus herrlichster Umgebung gekommen. Alle Engel dienen Ihm, und stehen zu Seiner Verfügung (Heb 1,6).
Dazu müssen wir uns noch fragen, wohin Er gekommen ist? Er ist in diese Welt gekommen, die im argen liegt (1Joh 5,19), und mit Dunkel bedeckt ist (Jes 60,1). In die Welt, in der Satan Fürst und Gott ist (Eph 2,1-3; 2Kor 4,4), die der Schauplatz der Sünde und des Todes ist (Röm 5,12). Er ist zu dir und mir gekommen (Gal 2,20). Welch ein Unterschied zwischen dem Lande, aus dem Er gekommen, und dem, in welchem Er sich erniedrigte!
III. Nicht, daß Er sich dienen lasse.
Die Söhne Zebedäus wollten herrschen, regieren, bedient werden, der Herr aber tat das Gegenteil. Ihm hätten Legionen von Dienern zur Verfügung gestanden (Mt 26,53), dafür hätte Er im Himmel bleiben können. Alle Seine Wunder, Seine Heilungen und Speisungen zeigen, daß Er nicht für Sich, sondern für andere gekommen war. Wir wollen gern anerkannt, bedient, ja wir möchten am liebsten verhätschelt werden, im Gegensatz zu Ihm.
IV. Sondern daß Er diene.
Der Herr ist der wahre Diener. Er zog umher und diente (Apg 10,38) den Armen, Kranken, Hungrigen, Allerverachtetsten und war der Freund der Zöllner und Sünder. Welch ein Dienst! Bis zu Seinem Tode am Kreuz war Er stets der Dienende. Selbst am Kreuz diente Er noch dem Schächer, und versorgte Seine Mutter (Lk 23,43; Joh 19,27). Selbst nach Seiner Auferstehung erschien Er den Seinen zu zehn verschiedenen Malen, um ihnen zu dienen.
V. Zu geben Sein Leben.
Der Mensch hatte durch die Sünde sein Leben verloren (1. Mose 2,17). Da kam in unendlicher Liebe der Sohn des Menschen und gab Sein Leben für ihn (Joh 10,15; 15,13). Dazu wissen wir, in welcher Weise Er Sein Leben gab. Das Leben ist im Blut, und das vergoß Er für alle auf Golgatha (1Joh 3,16).
VI. Zum Lösegeld.
Als der Würgengel durch Ägypten zog, tötete er alle Erstgeburt, aber die Gnade verschonte Israel durch einen Löser (2. Mose 12). Der Hausvater brachte das Lamm als Lösegeld, das an Stelle des verurteilten Erstgeborenen starb. Durch die Sünde sind alle Satans Sklaven geworden und bedürfen der Erlösung. Das Lösegeld ist nicht Gold oder Silber, sondern Sein teures, kostbares Blut (1Pet 1,18,19). Durch dieses Blut ist die Forderung restlos bezahlt, und wir sind völlig frei. Es ist nun keine Verdammnis mehr für diejenigen, die sich loskaufen ließen (Röm 8,1). Der Herr legte unser aller Sünde auf Ihn und strafte Ihn an unserer Stelle (Jes 53). Durch diese Erlösung hat der Erlöser ein Anrecht an Seine Erlösten (1Kor 6,20). Er hat aus Sklaven der Sünde - "Diener der Gerechtigkeit" gemacht (Röm 6,16-23).
VII. Für Viele.
Das Lösegeld ist für die ganze Welt dargebracht worden und reicht aus für alle (1Joh 2,2). Durch den Glauben an den Erlöser und Sein bezahltes Lösegeld sind alle Glaubenden völlig frei (Joh 3,36). Leider nehmen nicht alle diesen Erlöser an. Das Wort sagt: "Auf daß alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden." Wer an diesem Löser und dessen Lösegeld vorübergeht, muß das Gericht über seine Sünde selbst tragen. Es reichte für den vornehmsten der Sünder aus, indem er sagte: der mich geliebt und sich für mich dahingegeben hat (Gal 2,20). Er starb für dich und mich, um uns bald dahin zu bringen, woher Er gekommen ist.