Es gibt einen Unterschied zwischen den beiden Wörtern. Das Wort, das mit „Diener“ übersetzt wird, bedeutet einen Diener. Aber in Vers 27 geht es um einen Leibeigenen oder Sklave. Wollt ihr wirklich groß sein, entsprechend den Grundsätzen meines Reiches? Steige so tief hinab, wie du kannst. Willst du der Größte sein? Steige so tief wie möglich hinab. Wer am wenigsten von sich selbst hält, ist in den Augen des Herrn der Größte.
... so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (20,28).
Er nahm den niedrigsten Platz von allen ein und gab sein Leben als Lösegeld für viele. Gepriesen sei sein Name in Ewigkeit!
Die letzten Verse gehören eigentlich zum nächsten Kapitel; sie beschreiben, wie unser Herr von Jericho nach Jerusalem geht. Und es ist notwendig, die beiden Kapitel zusammenzufassen, um den richtigen Zusammenhang von allem zu haben, was uns hier gegeben wird. Aber ich kann diesen Teil des Themas nicht abschließen, ohne die Aufmerksamkeit auf die Grundsätze des Reiches Gottes zu lenken, wie sie uns von Christus selbst gezeigt wurden. Welch ein Aufruf zum selbstverleugnenden Dienst! Was für eine Freude, daran zu denken, dass alles, was jetzt eine Prüfung ist, in jenem Reich als Freude gefunden werden wird! Es gibt einige, die denken, dass sie bevorrechtigt sind, dem Herrn bei wenigen Gelegenheiten zu dienen, die von dem, was ihr Herz begehren würde, ausgeschlossen sind. Lasst uns daran denken, dass Er, der alles weiß, ein Recht hat, den Seinen und von dem Seinen zu geben, wie Er will. Er wird das Beste tun, wie es seinem Herzen entspricht. Unsere einzige Aufgabe ist es jetzt, an den zu denken, der nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Das ist unsere wichtigste Berufung und Notwendigkeit –Diener Christi zu sein, indem wir einander dienen.
Bei der Verklärung hatten wir ein Bild des kommenden Reiches; Christus, das Haupt und der Mittelpunkt, mit Repräsentanten seiner himmlischen und irdischen Aspekte; auf der einen Seite Mose und Elia in der Verherrlichung; und auf der anderen die drei Jünger in ihren natürlichen Körpern. Dies war ein Wendepunkt in der Geschichte des Weges unseres Herrn, den Johannes nicht erwähnt, der aber in den anderen drei Evangelien vollständig wiedergegeben wird. Das Kreuz, wegen der Sünde, ist die Grundlage aller Herrlichkeit. Ohne es könnte es nichts Sicheres oder Heiliges geben. Es ist der einzige Kanal, durch den all unsere Segnungen fließen; und das Sterben Christi, so wissen wir von Lukas, war das Thema auf dem heiligen Berg. Aber Johannes erwähnt nichts von dieser Begebenheit; denn er ist mit Christus als dem Sohn beschäftigt. Bei Johannes haben wir nicht die menschliche Seite, sondern die Gottheit des Herrn Jesus: Seine Verwerfung seitens Israel und Israels konsequente Verwerfung von Seiten Gottes werden von Anfang an in diesem Evangelium vorausgesetzt. So lesen wir: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an“ (Joh 1,11). Nun bringt die Verklärung nicht die Gottheit Christi zum Vorschein, sondern seine Herrlichkeit als der erhabene Sohn des Menschen, der zugleich als Sohn Gottes anerkannt wird. Dies war ein Vorgeschmack der Herrlichkeit des Herrn in seinem zukünftigen Reich; zusammen mit den Vorbildern derer die auferstanden und himmlisch sind, und der anderen in ihrem natürlichen oder irdischen Zustand. Aber Johannes zeigt uns nicht das Reich, sondern das Haus des Vaters. Die Welt mag in gewissem Maße die Herrlichkeit sehen, wie sie auf dem Berg gezeigt wurde, aber das ist nicht unser höchstes Teil. Während wir auf „die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit“ (Tit 2,13) warten, besteht unsere Hoffnung darin, mit Christus in dem Haus des Vaters mit den vielen Wohnungen zu sein – eine Hoffnung, die weit über jede Segnung des Reiches hinausgeht. Sie wird auch nicht entfaltet werden. Die Geheimnisse der Liebe zur und der Gemeinschaft Christi mit der Versammlung sind nicht dazu da, vor der Welt gezeigt zu werden. Zweifellos werden die Herrlichkeit und die Stellung der Macht, die die Versammlung im kommenden Reich besitzen wird, gezeigt werden; denn diese bilden einige der Hauptmerkmale der tausendjährigen Herrschaft. So nimmt der Berg der Verklärung in den drei synoptischen Evangelien einen wichtigen Platz ein, da er Christus in der Eigenschaft des Messias, des Knechtes und des Sohnes des Menschen zeigt. Als solcher wird Er nach dem Muster auf dem Berg dargestellt, und dementsprechend geben uns die drei Evangelisten, die Christus in diesen drei Aspekten darstellen, die Verklärung. Die Vorstellung der gegenwärtigen Annahme durch die Juden ist, wie wir gesehen haben, völlig aufgegeben worden, und das Neue, das kommt, wird angekündigt. Christus muss leiden und sterben.
Das Ende unseres Kapitels, ab Kapitel 20,30, ist eine Vorrede zu Matthäus 21, wo wir die letzte formelle Präsentation des Königs haben – nicht mit dem Gedanken, angenommen zu werden. Er stellt sich selbst vor und zeigt, wie die Schuld der Menschen und die Ratschlüsse Gottes erfüllt werden. Der Herr ist auf dem Weg nach Jerusalem, und zwei Blinde rufen zu Ihm: „Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids!“ (V. 30). Wenn sie auch nichts von der bevorstehenden Krise wussten, so passte es doch völlig zu dem, was geschah. Der Heilige Geist wirkte auf sie ein, damit sie Zeugnis für Jesus ablegen konnten, der nun zum letzten Mal öffentlich als Thronfolger vorgestellt werden sollte. Was für ein Bild! Die Sehenden in ihrer blinden Herzenshärte, die ihren eigenen Messias verwarfen, obwohl er von den Heiden als der geborene König der Juden angesehen wurde; und die armen Blinden, die ihn durch den Glauben lautstark als den wahren König bekannten. Vielleicht war ihr wichtigster, ihr einziger Wunsch, von ihrer Blindheit geheilt zu werden. Wie dem auch sei, jedenfalls gab Gott ihrem Glauben den richtigen Gegenstand und das richtige Bekenntnis für diesen Augenblick, denn Er leitete die Umstände. Was auch immer der Gedanke der blinden Männer war, als sie nach dem Herrn riefen, war es der Plan Gottes, dass es ein passendes Zeugnis für seinen König, den „Sohn Davids“, geben sollte. Ein Jude würde wohl alles verstehen, was in dem Titel angedeutet war. Was für eine Verurteilung der Pharisäer und Schriftgelehrten, die Christus verworfen hatten! Die höchste Sichtweise ist nicht immer die richtigste. Die Umstände sind unterschiedlich. So war das Bekenntnis zu Christus als dem „Sohn Davids“ hier angemessener, als wenn sie gesagt hätten: „Sohn Gottes.“ Wir müssen nur die verschiedenen Titel abwägen, um zu sehen, dass sie, indem sie Ihn entsprechend seiner jüdischen Herrlichkeit anriefen, das aussprachen, was im Einklang mit dem war, was Gott damals wirkte.
Ich sage mit aller Ehrfurcht: Warum sollte die Auferstehung des Lazarus in den ersten drei Evangelien ausgelassen werden? Der Mensch, wenn diese Berichte sein Werk gewesen wären, hätte es sicher nicht weggelassen. Man hätte es für viel zu wichtig gehalten, als dass man es unter irgendeinem Gesichtspunkt hätte weglassen können. Die Auslassung eines so gewaltigen Wunders bei Matthäus, Markus und Lukas weist deutlich darauf hin, dass es der Geist Gottes ist, der souverän gewirkt hat und bei jedem mit einer besonderen Absicht schreibt. Wenn das so ist, dann ist das, was die Menschen Ungereimtheiten und Unvollkommenheiten nennen, in Wirklichkeit Vollkommenheiten in Gottes Wort. Es war ein Teil der Absicht Gottes, das Wunder in einigen auszulassen, denn Er präsentiert nur die Tatsachen, die seinem Plan in jedem Evangelium entsprechen. Dieses Wunder der Auferweckung des Lazarus zeigt uns Christus nicht als den Messias oder den Knecht Gottes oder den Sohn des Menschen, sondern als den Sohn Gottes, der Leben gibt und Tote auferweckt –das ist der große Punkt der Lehre in Johannes 5 – deshalb finden wir es allein im Johannesevangelium. Es gab noch andere Wunder der Totenauferweckung in den anderen Evangelien, aber die Wahrheit von der Sohnschaft und der gegenwärtigen Herrlichkeit Jesu in Gemeinschaft mit dem Vater ist in diesen anderen nicht die herausragende Sicht. Es ist also nicht der Sohn Gottes, als der Er in ihnen erscheint. Nehmen wir beispielsweise die Auferweckung des Sohnes der Witwe in Nain. Was sind die Umstände, die dort hervorgehoben werden? Er war der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe. Lukas, oder vielmehr der Geist, achtet sorgfältig darauf, dies zu erwähnen; denn es ist das, was der rührenden Geschichte den Sinn gibt. Er gab ihn seiner Mutter zurück. Es ist das menschliche Mitgefühl des Herrn, des Herrn als Sohn des Menschen, um das es hier geht. Gewiss, Er muss Gottes Sohn gewesen sein, sonst hätte Er den Toten nicht so auferwecken können. Wenn die Gottheit und die Beziehung zum Vater dessen, der Fleisch geworden ist, die einzige Wahrheit gewesen wäre, die es zu zeigen galt, hätten die begleitenden Umstände nicht erzählt werden müssen; das Johannesevangelium hätte ausreichen können, den Herrn Jesus in hervorragender Weise als den Sohn zu beschreiben.
All dies offenbart die Vollkommenheit des Wortes Gottes. Mit dieser unterwürfigen Gesinnung wird dies gesehen, und Er lehrt die, die sich Ihm unterwerfen und Ihm vertrauen. In Johannes 9 wird ein Blinder geheilt (nicht diese hier in der Nähe von Jericho, die sich an Jesus wenden), sondern als Jesus vorbeikam, sah Er einen Mann, der von Geburt an blind war. Von den Menschen abgelehnt, ging Jesus umher und suchte nach Menschen, denen Er seinen Segen geben konnte. Wir sehen Ihn da als den Sohn, der ungefragt die tiefe Not sah und entsprechend handelte. Es war eine Gelegenheit, die Werke Gottes zu wirken. Er wartet auf nichts, geht zu dem Menschen, und das Werk ist getan, obwohl es Sabbat war. Wie könnte der Sohn Gottes in der Gegenwart von Sünde und Elend ruhen, was auch immer religiöser Stolz empfinden mag? Der Herr verlässt ihn nicht, bis er Ihn „Sohn Gottes“ nennen und anbeten kann. Außerdem, so können wir sagen, erwähnt Johannes nie ein Wunder, nur um seine Macht zu zeigen, sondern um die göttliche Herrlichkeit Christi zu bezeugen. Bei Matthäus ist es der verworfene Messias. Hier in Matthäus 20 lässt Gott, nachdem der Herr von der Nation verachtet wurde, zwei blinde Männer von Ihm als Sohn Davids Zeugnis ablegen, was, wenn Er so von der Nation anerkannt wird, die Wiederherstellung Israels mit triumphaler Macht einleiten wird.
Der Ort (in der Nähe von Jericho) war verflucht. Aber wenn Jesus als Messias gekommen ist, obwohl die Juden Ihn ablehnen, zeigt Er sich als der Herr– nicht nur als Messias unter dem Gesetz, sondern als Jahwe über dem Gesetz; und so segnet Er sie sogar bei Jericho, und sie folgten ihm. Das war der Ort, den Israel hätte einnehmen sollen: Sie hätten ihren König anerkennen sollen. Die beiden blinden Männer waren ein Zeugnis für Ihn und gegen die Juden. Es gab ein wirkungsvolles Zeugnis –„aus dem Mund von zwei Zeugen „und so weiter. Markus und Lukas, deren Ziel es nicht war, ein nach dem Gesetz gültiges Zeugnis vorzustellen, erwähnen nur einen Blinden.