Behandelter Abschnitt Mt 20,20-28
Ein Mutterwunsch. Mt 20,20-28.
Dann kam die Mutter des Zebedäus zum Herrn. Wann? Nachdem der Herr von Seinem Leiden, Seinem Tode und von Seiner Auferstehung gesprochen hatte. Das ist eine Wiederholung von Kap. 18. Dort waren es die Jünger selbst, die fragten, wer untere ihnen der Größte sei. Und diesmal ist es die Mutter von zwei Jüngern. Beide Fälle geschahen nach des Herrn Leidensverkündigung (Kap. 17, 22-23; 20, 17-19). Der Herr war mit Seinen bevorstehenden Leiden, Seine Nachfolger aber mit ihrer eigenen Größe beschäftigt. Welche Gegensätze! Und so ist es noch heute. Leiden, die meistens zur Fruchtbarkeit führen, gehen wir aus dem Wege, dagegen suchen wir die eigene Ehre, die unser Ruin und Gott ein Gräuel ist. Gott widerstehet den Hochmütigen (1Pet 5,5). Dieser Abschnitt ist sehr lehrreich, lassen wir ihn zu uns reden.
I. Erkenntnis und Glauben.
Trotz der rein natürlichen, ja fleischlichen Seite der Bitte dieser Mutter, ist doch eine gute Grundlage dahinter. Da war tiefe Erkenntnis. Was die Obersten des Volkes entschieden ablehnten, das stand bei ihr im Vordergrund, nämlich "Christus als König" und Sein Reich. Sie hatte den Herrn, wie ein Nathanael oder Petrus, als König Israels und Sohn Gottes erkannt (Joh 1,49). Aber auch kindlicher Glaube erfüllte die Mutter. Sie blickte über allen Haß, alle Feindschaft und Ablehnung der Juden hinweg, und sah den Herrn im Glauben auf Seinem Thron.
II. Was willst du?
So fragte der Herr das Weib. Daß meine zwei Söhne, Jakobus und Johannes, neben dir auf Thronen sitzen möchten, um mit dir im kommenden Reich zu regieren, lautete die Antwort. Demütig bittend lag das Weib zu Jesu Füßen. Sie wußte, daß Er regieren werde, sie hatte es selbst gehört (Mt 19,27-28). Da sie des Herrn Tante war, mag die Verwandtschaft dazu beigetragen haben, denn Salome und Maria waren Schwestern (Mt 27,56; Mk 15,40; 16,1). Auch Mutterstolz und Mutterliebe mögen sie zu dieser Bitte bewogen haben, denn Mütter hegen stets große Pläne für ihre Kinder. Nach Vers 24 erfüllte auch ihre Söhne dieser Wunsch. Vorher war Petrus wegen seines Großseinwollens entdeckt worden, nun sind es Johannes und Jakobus. Keiner bleibt vor den Anfechtungen des Hochmuts verschont.
III. Ihr wisset nicht, was ihr bittet (Vers 22).
Mutter und Söhne hatten nicht an die Tragweite der Bitte gedacht. Und ergeht es uns nicht oft gleich so? Auch wir wissen nicht, was wir bitten (Röm 8,26). Nur einer kann uns lehren, der Hl. Geist. Das Fleisch sucht nach natürlicher Größe und will auf den Thron, aber nach Gottes Gedanken gehört es ans Kreuz. Mit Christo regieren nur die, die mit Ihm leiden. Wer gottgemäß bitten will, muß in Ihm bleiben (Joh 15,7).
IV. Kelch und Taufe.
"Könnet ihr den Kelch trinken?" In Mk 10,38 fügt der Herr noch die
Taufe hinzu. Kelch und Taufe, was sind sie? Beide sind Bilder Seiner
furchtbaren Leiden und Seines gewaltsamen Todes. Der Kelch ist etwas
Innerlich-zu-schmeckendes. Der Kelch des Zornes Gottes wider die Sünde,
den Er für Sünder trank (Jer 8,14; 9,15; Hes 23,31; Off 14,10).
Der Herr erschrak davor und bat, wenn möglich, - um Befreiung (
V. Eine doppelte Weissagung des Herrn.
Auf das unüberlegte "Ja" der Jünger macht sie der Herr auf ihre
bevorstehenden Leiden aufmerksam. Er sagte ihnen, daß sie den Kelch
trinken werden. Beide, Johannes und Jakobus, gingen durch harte Leiden.
Jakobus wurde enthauptet, und Johannes kam ins Gefängnis (
Im Hintergrund zeigt Jesus auch das Reich, das Sitzen auf Thronen und das Teilnehmen an Seiner Herrlichkeit, aber nicht allein den Zwölfen, sondern allen Überwindern (Off 3,21; Röm 8,17; 2Tim 2,11-12; 1Pet 1,11; 5,1; 1Joh 3,2). Was aber die besonderen Ehrenplätze, die diese zwei Jünger begehrten, angeht, steht die Verteilung derselben dem Vater zu. Diese Plätze sind noch immer unbesetzt.
VI. Wahre Größe.
Den 10 Jüngern erschien es unerträglich, daß die 2 mehr als sie werden wollten. Sie waren eben mit demselben Hochmut erfüllt. Der Herr aber zeigte allen, daß in Seinem Reich nicht Gewalt wie im damaligen Römerreich gelte, sondern die Demut. Keiner wußte, was zum Großwerden gehörte. Wissen wir es? Die 10 Jünger erkannten wohl den Stolz der Mutter und ihrer Söhne, nicht aber ihren eigenen.
VII. Des Herrn Vorbild (Vers 28).
Beim Herrn selbst galt nur Dienen, Sich-geben, Leiden, Sterben. Aber gerade diesem folgt die göttliche Krönung, die Auferstehung und das Sitzen zur Rechten Gottes. Vor dem, der sich selbst erniedrigte, werden sich bald alle Knie beugen (Phil 2,10-11; 1Kor 15,27-28).