Behandelter Abschnitt Mt 20,17-19
Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem.
Es ist schon das dritte mal, daß der Herr zu Seinen Jüngern von Seinem baldigen Kreuzestode sprach, und selbst diesmal verstanden sie Ihn nicht. Es fehlte ihnen noch jener Sinn des Paulus in Phil 3,10: „Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, um Seinem Tode gleichgestaltet zu werden.“ Nach Pfingsten lernten auch sie diese wichtige Wahrheit. Nur die Salbung von Oben, die sie dann empfingen, vermochte sie darüber zu belehren. Das Kreuz und die Auferstehung sind der Inhalt dieser Worte Jesu und bilden die 2 Eckpfeiler im Glaubensleben.
Ein unbegreiflicher Weg.
Die Jünger, die nun schon zum dritten Male davon hörten, wären lieber
nicht hingegangen. Ja, sie fragen: „Herr, willst du wieder hingehen?“
(Joh 11,8.) Öfter war der Herr aus der Gefahrzone gewichen (
II. Die Begleiter auf diesem Wege.
Tausende und aber Tausende zogen hinauf nach Jerusalem, - da eine Gruppe und dort eine. Der Herr nahm Seine Jünger mit Sich. Er sagte nicht allen alles. Besonders Wichtiges besprach Er manchmal nur mit einigen. So nahm Er auf den Berg der Verklärung und nach Gethsemane nur Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Unsere Textesworte aber sagte Er zu allen. Sie sollten Seine Zeugen sein und darum mußten sie die drei Hauptwahrheiten „Leiden, Sterben und Auferstehen“ genau kennen lernen. Der Herr sagte zu ihnen: „Wir gehen hinauf.“ Es scheint so, als spreche Er von ihrem Anteil daran. Gewiß fühlten sie mit Ihm, als sie Ihn in unaussprechlichen Schmerzen am Kreuze hängen sahen, aber für die Sünde leiden konnte nur Er. Später jedoch waren auch sie Seine Mitleidenden und freuten sich in ihren Leiden für Christus.
III. Ihr Unterhaltungsstoff.
Das waren die Schriften (Lk 18,31). Der Herr liebte solche Unterredungen besonders (Lk 24,32). Gemeinschaft mit Ihm beruht auf der Schrift. Wir können nicht in den Himmel blicken und Jesum sehen, sondern wir sehen Ihn in den Schriften. Der Herr liebt die, die Sein Wort beachten, ja, Er wohnt bei denen, die davor zittern. Hier griff der Herr das Hauptthema heraus, das gerade speziell Ihn selbst betraf, nämlich SeineLeiden, Sein Sterben und Seine Auferstehung. Der Herr hat wunderbare Worte geredet; aber Seine Schönheiten treten ganz besonders in Seinen Leiden hervor. Je tiefer Er für uns hinabsteigt, umso höher müssen wir zu Ihm hinaufschauen. Wenn uns Seine Leiden beschäftigen, so denken wir an das Wort des Pilatus: „Sehet, welch ein Mensch.“ Das war auch der Inhalt Seiner Worte an die Jünger. Beachten wir dabei die Einzelheiten.
Der Sohn des Menschen wird überliefert werden. Dabei dachte Er an den Verrat des Judas, an den, der Sein Brot aß, sein Freund und Hausgenosse war, der so viel Liebe durch Ihn empfangen hatte, Ihn aber dannoch verriet (Ps 55,12-14). Wem wurde Er überliefert? Den Ältesten Israels. Dort hatte Er kein Erbarmen zu erwarten. Bei ihnen war der Haß unbeschreiblich. Pilatus und die Römer waren besser als sie. Das Todesurteil war längst fertig. Kein Fanatismus ist so brutal, als der religiöse, und davon waren Israels Führer erfüllt. Der Herr wußte, was Er durch sie erleben werde.
Sie werden Ihn den Nationen übergeben. Die Juden konnten wohl den Herrn beschuldigen, aber nicht töten. Dazu bedurften sie der Römer. Der Herr sah im Geiste Sein Stehen vor Pilatus, und kündigte es darum an. Alle, Juden und Nationen, mußten teilhaben an Seinem Tode. Mit dem Hinweis, daß sie Ihn den Nationen überliefern würden, öffnet der Herr eine neue Leidenstür. Schau, wie sie Ihn vor Pilatus schleppen, und höre ihr Gebrüll: „Kreuzige Ihn.“ Alle waren eins:
Um Ihn zu verspotten, zu geißeln und zu kreuzigen. Drei schreckliche Worte, die ein Vollmaß von Leiden enthalten. Was der Herr dort an Spott, Schmach und Schmerz leiden sollte, ist unbeschreiblich. Einzelheiten darüber bringt Kap. 27. Das alles wußte der Herr im voraus. Die Propheten hatten es bereits geweissagt. Psalmen wie 22 und 69, sowie Jes 53 zeigen den Mann der Schmerzen. Seine Liebe ist grenzenlos. Wir schrecken zurück, wenn wir vor einer schweren Operation oder andern Leiden stehen und versuchen sie zu umgehen, aber Er sagte: „Dafür bin ich in die Welt gekommen.“
IV. Am dritten Tage wird Er wieder auferstehen.
Oft kommt es einem vor, als schaue der Herr über die Leiden hinweg, hin auf den dritten Tag. Er blickte hinweg über die Geißelung und das Kreuz, hin zu jenem Auferstehungslicht, das so viele erleuchten sollte. Er sah Sich als den großen Hirten der Schafe, bekümmert um die durch Seine Leiden zerstreute Herde. Er sah die Menge, die Er zur Beute haben werde. Lernen wir vom Herrn aufs große Ziel zu blicken, alsdann vermögen wir mit Ihm zu überwinden.
Lassen auch wir uns, wie jene Jünger, vom Herrn beiseite nehmen und einweihen in Seine Gedanken. Alles zog hinauf zum Fest, - auch die Jünger; der Herr zeigte ihnen, daß für sie erst die Leiden, danach aber das Fest folgen werde. Der Jünger Weg ist auch der unsre. Wollen wir ihn gehen?