Behandelter Abschnitt Mt 20,17-19
Vers 17—19: „Und Jesus zog hinauf gen Jerusalem und nahm zu sich die zwölf Jünger besonders auf dem Wege, gab ihnen Privatunterricht und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem . . . und am dritten Tage wird er wieder auferstehen." Diese Worte haben keinen Boden bei den Jüngern gefunden. Sie hatten immer nur die Herrlichkeit vor sich — ein Kapitel wie z. B. das 53. Kapitel des Propheten Jesajas war ihnen verschlossen. „Durch Leiden zur Herrlichkeit" — das ist der göttliche Weg, um eine im Höhenwahn befangene Welt wieder zurechtzubringen. „Ihr werdet sein wie Gott", hat der Teufel im Paradies zu Eva gesagt.
Der Herr Jesus wusste, was seine Aufgabe hier unten sein würde und welchen Ausgang er würde nehmen müssen, um unser Erlöser zu werden, — aber im Augenblick, wo er es seinen Jüngern nahe zu bringen versucht hatte, kommt eine Mutter und hätte gern ein besonderes Herrlichkeitsvorrecht für ihre Söhne. Sie hat Herrlichkeitsblicke und ist tief innerlich überzeugt: was auch die nächste Zeit für den Herrn noch bringen möge, steht doch die Herrlichkeit hinter allem Leiden, und da möchte sie ihren Söhnen einen Anteil sichern. Der Herr wendet sich an die Söhne mit der Frage: „Könnt ihr den Kelch trinken . . ?" Sie sprachen zu ihm: Wir können es." Ja, ihr lieben Brüder, das ist bald gesagt. Das hätten sie aber nie gekonnt, wenn der Heilige Geist nicht über sie ausgegossen worden wäre. „Ja, ihr werdet meinen Kelch trinken . . ., aber euch zu geben, dass ihr sitzet zu meiner Rechten und Linken, das steht nicht mir zu . . ."
Ihr müsst zuerst den Leidensweg gehen, aber selbst auf diesem Wege kann ich euch nicht garantieren, dass ihr eine besondere Herrlichkeitsstellung einnehmen werdet in meinem Reiche. Das hat mein Vater zu bestimmen. Und nun die Entrüstung der anderen, dass die Brüder so etwas begehrten! Sie hätten Loch auch gern eine solche Herrlichkeitstellung. O, diese Erbärmlichkeit, immer etwas Besonderes haben zu wollen! Wo noch solches Begehren ist, da ist die Liebe Gottes noch nicht ausgegossen in ein Menschenherz, die Liebe, mit der Gott jeden liebt, ob er hienieden eine Ehrenstellung einnimmt oder nicht. Es darf jeder dem Herzen Jesu so nahe treten wie nur möglich — und je näher wir ihm hier unten gekommen sind, um so näher werden wir ihm such droben sein.
Wir brauchen uns nicht um das Herz unseres Vaters im Himmel zu streiten, wie Kinder sich um den Schoss der Mutter streiten. Wenn andere ihm näher treten, so soll uns das ein Ansporn sein, alles andere liegen und stehen zu lassen, um uns ihm zu nähern durch alles, was er im Laufe eines Tages in unser Leben hinein-legt.