Behandelter Abschnitt Mt 18,1-11
Wahre Größe. Mt 18,1-11.
"Zu jener Stunde" (Vers 1). Zu welcher Stunde? Zu der Zeit, da der Herr besonders mit Seinen bevorstehenden Leiden beschäftigt war, traten die Jünger zu Ihm. Der Herr ist mit dem Kreuz und die Jünger sind mit ihrer eignen Größe beschäftigt (Mk 9,33-34). Welch große Gegensätze!
I. Eine törichte Frage.
Wer ist wohl der Größte unter uns? Etwa ein anderer als Petrus - Johannes oder Jakobus? Welch ein Herzenszustand! Vieles hatte sich in letzter Zeit abgespielt, wobei besonders Petrus hervorgetreten war. Man denke an sein großes Bekenntnis, an die ihm übertragene Schlüsselgewalt (Kap. 16), ferner an die Verklärung, bei der Petrus auch anwesend war, an den gefangenen Fisch mit der Geldmünze. Andere mögen an Johannes gedacht haben, der oft an des Herrn Brust lag. Am liebsten wollte natürlich jeder der Größte sein. Schließlich unterbreiten sie den Streitfall dem Herrn selbst (Vers 1), der ihn auch sofort praktisch behandelt. Wie tief sitzt, selbst beim Kind Gottes, das Trachten nach Ehre oder nach dem ersten Platz (3Joh 9; Mt 20,21). Unser Maßstab muß nicht die Welt, sondern der Herr sein (Mt 11,25). Vornehme Plätze, Titelsucht und Macht in Gottes Werk sind Gott ein Greuel. In Mt 5,19 zeigt der Herr wahre Größe. Man denke an Hochmütige und deren Ende (2Kön 25,7; 2Chr 33,23-24; 36,12), im Gegensatz zu Abraham Moses, David oder Daniel (Spr 16,18).
II. Eine kluge Antwort.
Der Herr beantwortete ihre Frage durch Anschauungsunterricht. Er nahm ein Kindlein, stellte es in ihre Mitte und sagte: "Wenn ihr nicht umkehret und wie eins dieser Kleinen werdet, könnt ihr nicht ins Reich eingehen", geschweige denn, der Größte darin sein. Der Herr gab hier praktisch dieselbe Antwort wie einst dem Nikodemus (Joh 3). Alle müssen von neuem geboren werden, weil alle von der gleichen Art, vom Fleisch geboren und in Sünden sind (Joh 3,6; Ps 51,5). Alle benötigen ausnahmslos dieselbe Rettung (Joh 3,3, 5; 2Kor 5,17; Gal 6,15). Der Herr bezeugt also, daß man auf demselben Wege ins Reich eingehen muß, auf dem ein Kind in die Welt kommt, durch Geburt bzw. Wiedergeburt. Eine Umwandlung muß stattfinden, und durch den Hl. Geist eine ganz neue Gesinnung ins Herz kommen. Kleine Kinder haben liebliche Eigenschaften, wie Vertrauen, Schlichtheit, Edelmut und lassen sich belehren. Und gaz ähnliche Eigenschaften offenbaren die, die durch den Geist geboren worden sind. Werdet also wie die Kinder, sie streben nicht nach hohen Plätzen, sondern nach der Elternliebe. Das sind also die Größten vor Ihm, die klein in ihren Augen sind. Der von ihnen so begehrte Ehrenplatz ist also noch frei und dem wirklich Kleinsten reserviert.
III. Eine weitere Bekräftigung der Antwort (Vers 5).
Jünger sollen nicht nur werden wie die Kindlein, nein noch mehr, sogar solche aufnehmen, und ist ihr harmloses Wesen keine beschämende Lektion für uns? Die Kleinen, die Kindlein in Christo, sind Ihm besonders wertvoll, sie sind Seine Lämmlein (Jes 40,11). Wer nun gar ein solches um Seinetwillen aufnimmt, weil vielleicht verstoßen, wie dies öfters bei Neubekehrten der Fall ist, der nimmt den Herrn selbst auf (Mt 10,40; Joh 13,20). Auch andere Stellen zeigen, wie sich der Herr mit den Hilflosen eins machte (Jes 63,9; Apg 9,4-5).
IV. Ein ernstes Wehe.
Scharf eifert Seine Liebe für die Geringsten der Seinen, indem Er die Strafe der Anstoßgeber hervorhebt. Gerade in der furchtbaren Strafe tritt die ganze Schwere hervor (Vers 8). Seinen Geliebten im Wege stehen, sie entwürdigen, verleumden, ärgern, schmähen und ihnen Schaden verursachen, ist große Sünde vor dem Herrn. Der Herr stellt ein "Achtung" auf, damit nicht etwa das angedrohte Wehe über sie komme.
Der Herr sagt, es müssen Ärgernisse kommen, denn Licht und Finsternis bekämpfen sich ständig, und die "Kinder des Lichts" sind umgeben von Finsternis, doch wehe ihnen, wenn sie durch Finsterniswerke Anstoß geben. Hätte man sie lieber zuvor mit einem Mühlstein versehen ins Meer geworfen und vor dieser Sünde bewahrt! Prüfen wir uns, ob wir solcher Sünden schuldig sind; haben wir Geringe verachtet, Mitgläubige verleumdet, gerichtet und ihnen berechtigten Anstoß gegeben? Ärgernis geben ist ein Verachten des Herrn und der Engel.
V. Eine harte Korrektur (Vers 8).
Zunächst wiederholt der Herr ein Stück der Bergpredigt (
VI. Drei große Hüter der Geringen und Kleinen.
Kurz erwähnt sei noch, was in Verbindung mit den Geringsten über die Engel, den Hirten und den Vater gesagt wird.
1. Die Engel (Vers 10).
Sie sind die Hüter der Seinen (Heb 1,14). Sie sehen Gottes Angesicht, erstatten Bericht über ihre Aufgabe. Aber wehe uns, wenn sie Ärgernisse berichten müssen.
2. Der Hirte (Vers 11-12).
Er ist besorgt um die Schafe. Was dünkt euch, die ihr auch verirrt waret, wie war es euch damals? So sollt ihr euch meiner Schafe annehmen. Hilf dem Abgeirrten zurecht und verstoß ihn nicht richtend.
3. Der Vater (Vers 14).
Auch Er ist um die Geringsten besorgt. Dürfen wir, was Engel beschützen, was der Herr liebt und den Vater beschäftigt, ärgern?