Behandelter Abschnitt Mt 17,24-27
Der Herr als Steuerzahler. Mt 17,24-27.
Es ist ganz gleich, in welcher Eigenschaft wir den Herrn betrachten, stets erblicken wir nichts als Lieblichkeit, Tugend und Schöne, besonders aber dann, wenn es gilt, Unrecht zu tragen. Hier forderte man eine Steuer von Ihm die Er nicht schuldete, aber Er zahlte sie. Verweilen wir etwas bei dieser lehrreichen Begebenheit.
I. Feigheit.
Steuerbeamte traten an Petrus heran mit der Frage, ob auch ihr Meister die Tempelsteuer zahle? Er will doch fromm und ein Lehrer sein, aber zahlt Er auch die Steuer? Die Beamten selbst wagten sich nicht an den Herrn heran, und so redeten sie hintenherum. Diese Art "Auskundschaftung", zum Nachteil des andern, ist noch heute üblich.
II. Leicht vergeßlich (Vers 25).
Der Herr fragte Petrus, von wem die Könige, um ihr Haus zu führen, die Steuer erheben, - ob von ihren eigenen Söhnen (Prinzen) oder von den Fremden. Petrus antwortete: "Von den Fremden." Aber "dann sind die Söhne frei", erwiderte der Herr. Petrus, hast du dein großes Bekenntnis vergessen: "Du bist der Christus?" Und hast du nicht eben auf dem Berge meine Herrlichkeit gesehen und die Stimme gehört, daß ich der "Sohn" bin? Mithin bin ich der Herr des Hauses und nicht steuerpflichtig (Heb 3,6). Dazu bedurfte der Herr keines Tempels, um anzubeten, und diese Steuer an sich war eine freiwillige. Schnell vergessen wir wie Petrus, wer der Herr ist und wessen Geistes Kinder wir sind.
III. Vorbildlicher Wandel.
"Zahle", sagte der Herr, auf daß wir ihnen keinen Anstoß geben. Er, der vor Ärgernissen warnte (Mt 18,6-7), gab nie Anstoß. Lieber zu Unrecht zahlen, als Ärgernis geben! Der Herr zeigte in allem den rechten Geist. Weil wir Söhne sind, sind wir zwar frei in Christo, aber nicht frei, der Obrigkeit das Ihre vorzuenthalten, oder ihr die Unterwürfigkeit zu verweigern. Dazu ist zu bedenken, daß uns die Behörde nicht als Kinder Gottes, sondern als Steuerpflichtige einschätzt; ersteres versteht sie nicht. Darum sollen wir als Söhne und zugleich Fremde doppelt bemüht sein, keinen Anstoß zu geben. Benützt euer Kindersrecht in Demut und Glauben und Unterwerfung, sagt der Herr den Seinen. Mit deinem Glauben aber sollst du die Berge der Schwierigkeiten versetzen. Der Herr verzichtete auf Sein Recht.
IV. Des Herrn Wundermacht.
Der Herr wollte zahlen, obwohl Er nicht dazu verpflichtet war, zudem
besaß Er im Augenblick nichts. Das ist manchmal des Gläubigen Erfahrung.
Was machen sie dann? Borgen? Niemals! Hier brauchte der Herr das einzige
Mal Seine Wundermacht für sich selbst; aber wie? Zur demütigen
Verleugnung Seiner Selbst, als Sohn. Der, der hier redete, ist Gott, der
Schöpfer, für den alles geschaffen ist (Kol 1,16; Heb 1,3). Er weiß
um das Geldstück auf dem Meeresgrund, und befiehlt dem Fisch, es von
dort zu holen. Er, dem das Vieh auf tausend Bergen, dem Silber und Gold
gehört, bewies durch Sein Wunder, daß Er der Sohn und Schöpfer ist. Und
dieser ist unser Herr und Helfer auch für uns in jeder Not (
V. Ganzer Gehorsam.
Der Herr befahl Petrus, hinzugehen und zu fischen und versprach ihm Erfolg. Was tat Petrus? Er zweifelte nicht. Der Zweifelnde empfängt nichts (Jak 1,6-7). Petrus glaubte. Dabei mögen Petrus allerlei Gedanken gekommen sein, aber er gehorchte und ging. Dem Herrn gehorchen, ist der Weg zu Segnungen (Joh 2,5). Petrus warf seine Angel aus und fing sofort einen Fisch, öffnete ihn und fand das Geldstück. Der Herr ist treu, aber auch mächtig zu helfen. Der Herr hatte Petrus den Vorgang zuvor angesagt, und genau so geschah es. In gleicher Weise hat der Herr Seine Leiden zuvor angesagt (Vers 22-23). Er weiß alles!
VI. Gehe hin und zahle.
Der Herr selbst war frei, denn Er war der Sohn; um aber keinen Anstoß zu geben, zahlte Er. Der Herr zahlte auch für Petrus. Christi Gehorsam machte Petrus frei. Wieviel größer aber ist jener Gehorsam bis zum Tode am Kreuz, da Er viele frei machte (Phil 2,8; Röm 5,18-19). "Der einzig Freie" macht sich eins mit den Schuldnern und bezahlt ihre Schuld. Als Sohn des Hauses hat Er das Recht, andere frei zu machen (Joh 8,36; Heb 3,1-6). Wer da glaubt, daß der Herr für ihn bezahlt hat, der ist frei.
VII. Nachwandeln Seinen Fußtapfen.
So lieblich der Gedanke ist, daß der Herr für Schuldige zahlt, so ist wohl doch der Hauptgedanke dieses Abschnittes "der einwandfreie Wandel". Wenn Er unser Leben geworden ist, uns frei von Schuld gemacht hat, dann schulden wir einen Wandel nach Seinem Vorbild (1Joh 2,6). Petrus bezeugt, daß der Meister Seine Steuer bezahlt hat. Zahlen wir auch unsere Schulden? Wir wollen lieber die Verlierenden sein, als das Evangelium besudeln (Mt 18,5; 2Kor 6,3; Röm 14,13-15; 15,3). Beachten wir des Herrn Armut, und dennoch hat Er bezahlt. Lernen wir von Ihm, wes Geistes Kinder wir sind, um nie Anstoß zu geben. Wir wollen uns lieber übervorteilen lassen. Er steht uns bei und hilft uns. Lerne, daß Er in jeder Lage genügt; denn Er ist unser allmächtiger Freund und bereit, von Seinen Besitztümern mitzuteilen. Er hätte dem Fisch gebieten können, 10 Geldstücke zu bringen, aber er brachte nur eins. Der Herr will gerade für jede einzelne Notdurft sorgen. Heute bedient Er sich des Fisches und morgen anderer Mittel. Er genügt, um alle Ansprüche Gott oder Menschen gegenüber zu erfüllen. Aber vergessen wir nie, daß es besser ist, benachteiligt zu sein, als Anstoß zu geben, und wir werden finden, daß das der Weg zu Segnungen ist.