Behandelter Abschnitt Mt 16,13-20
Das große Bekenntnis. Mt 16,13-20.
Eben hatte der Herr die Pharisäer und Sadduzäer mit ihrem beispiellosen Haß gegen Ihn verlassen. Nun weilte Er wieder bei Seinen Jüngern. Sie kamen nach Cäsarea-Philippi. Die Benennung zeigt, daß das Land den Römern gehörte, und daß Israel nur ein Fremdling darin war. Durch Sünde hatte Israel das dem Abraham verheißene Erbe verloren. Drei Jahre hatte der Herr die Jünger gelehrt, dazu hatten sie große Wunder und Sein einzigartiges Leben beobachtet. Nun will Er Frucht sehen, darum stellt Er die wichtige Frage an sie, wer der Sohn des Menschen sei?
I. Die große Frage.
Wer sagen die Menschen, daß Ich sei? Diese Frage stellte Er als
Lehrer an sie, die Schüler. Dabei meinte Jesus nicht die Führer des
Volkes (denn deren Meinung über den Herrn war bekannt), sondern Seine
Gönner, die vielen, die Er geheilt, gespeist und belehrt hatte. Der Herr
suchte dabei auch keine Anerkennung, denn alle himmlischen Heerscharen
dienen Ihm ja, was soll Ihm da der Menschen Anerkennung. Er wollte
lediglich erfahren, ob Israel Seine Sendung erkannt habe (
II. Das allgemeine Echo (Vers 14).
Die Jünger, die allerlei vernommen hatten, sagten es Ihm durch Petrus, ihren Sprecher. Etliche sagen, du bist Johannes der Täufer, diese also glaubten, was Herodes annahm, nämlich, daß der Herr der aus den Toten auferstandene Johannes sei (Mk 6,14-29). Wieder andere meinten, Er sei der große Reformator Elias, dessen nochmaliges Auftreten verheißen ist. Eine andere Klasse meinte, daß Er Jeremias sei, weil auch Er dem Volke Gericht verkündigte, und auch über sie weinte, wie Jeremias. Die Anschauungen waren also sehr verschieden. Die Antworten zeigten, daß Israel den Herrn als Gott, geoffenbart im Fleisch, nicht kannte. Alles Belehren, alle Zeichen und Wunder schienen vergeblich gewesen zu sein. Und heute? Nach 1900 Jahren der Predigt und dem schriftlichen Zeugnis ist es noch schlimmer. Die Ablehnung nimmt zu, und wird am Ende das Gericht über die Christenheit bringen (2Pet 2).
III. Die Antwort der Apostel (Vers 15).
Nachdem der Herr durch Petrus die Meinung anderer vernommen hatte, fragte Er sie nach ihrer eigenen. Wiederum ist es Petrus, der im Namen seiner Brüder die Erkenntnis aller bezeugt (Joh 6,69). Petrus war aber nicht nur der Redner der Jünger, sondern auch Gottes Sprecher; denn es war göttliche Offenbarung, die er aussprach. Das Bekenntnis umfaßt den ganzen persönlichen Glauben an Christus als Sohn Gottes. In Ihm hatte Petrus das Licht erkannt (Joh 1,4). Der Herr hatte nie den Jüngern persönlich gesagt, daß Er der Sohn Gottes sei. Das sollten sie aus Seinen Worten und Werken erkennen. Es war ihnen aber besonders durch den persönlichen Umgang mit dem Herrn klar geworden, daß Er der Christus sei (Joh 1,14; Röm 1,4). Christus zu erkennen, ist göttliche Offenbarung (1Kor 12,3). Petrus erkannte Ihn als Messias, als Sohn Gottes, als die Erfüllung der Weissagung (Joh 1,1, 14,18; 1Tim 3,16). Das war auch Pauli höchstes Streben (Phil 3,10).
Wer ist der Menschensohn? Das ist noch heute die große Frage. Trotz allem Streit bleibt nur eine Antwort: der Sohn des lebendigen Gottes. Die Menschheit war völlig verirrt und ging auf in Abgötterei und Sünde. Da kam der Sohn, in dem die ganze Fülle wohnt, und hat den Vater verkündigt (Joh 1,18). Unsere "Weisen " leugnen die Tatsache der Gottessohnschaft Christi, sie haben nicht Seinen Geist, sondern den des Antichristen (1Joh 4,1-4). Wir aber wollen Ihn bekennen wie Petrus (1Joh 4,15; 5,1); denn ohne diesen Glauben gibt es kein ewiges Leben (Joh 20,31).
IV. Eine Seligpreisung (Vers 17).
"Glückselig bist du." Petrus und die Jünger waren glückselig, weil sie den Herrn als Messias und Gottessohn erkannt hatten. Dieses Erkennen ist nichts Geringeres als göttliche Offenbarung. Nicht unser Reden überführt Menschen, sondern es ist göttliche Offenbarung, die Seelen erleuchtet. Der Herr ehrt jedes Bekenntnis (Mt 10,32-33), und jeder Sünder, der an Ihn glaubt und Ihn bekennt, wird glückselig gepriesen (Röm 10,8-10). Petri Zeugnis war aber unter diesen besonderen Umständen (des Hasses der Führer und der Ungewißheit des Volkes wegen) sehr groß. Diese Seligpreisung gilt noch heute allen, die an Ihn glauben und die Ihn bekennen. Glückselig, wer Ihn aufnimmt; aber auch furchtbar, wer Ihn verwirft, wie Israel das tat.
V. Ein neuer Name.
Mit dem inneren Bekenntnis war auch ein äußerer Wechsel verbunden. So, wie einst Abraham oder Jakob (1. Mose 17,1-5; 32,28), erhielt auch Petrus einen neuen Namen. "Glückselig bist du Bar Jona". Bar Jona heißt "Sohn einer Taube". Die Taube ist das Sinnbild des Hl. Geistes. Petrus hatte vom Vater durch den Hl. Geist diese große Erkenntnis erlangt. Nebenbei sei erwähnt, daß bei diesem Anlaß die ganze göttliche Dreieinigkeit genannt wird. Die ganze göttliche Dreieinigkeit ist also bei der Wiedergeburt tätig. Der Apostel wird ferner nicht Simon, sondern Petrus genannt, d. h. ein Stein. Petrus hatte geglaubt, und so wurde er ein lebendiger Stein in dem neuen geistlichen Hause, das der Herr gleich anschließend verkündigt. Die große Offenbarung des Petrus steht also in Verbindung mit dem Bau, den der Herr verkündigen will. Weil Israel seinen König ablehnte, zeigt der Herr somit, was Er aus denen, die wie Petrus an Ihn glauben und Ihn bekennen, machen wird, nämlich sie sammeln zu einer Gemeinde, die Sein Tempel ist.