Behandelter Abschnitt Mt 15,15-20
Das natürliche Herz. Mt 15,15-20.
Mit ernsten Worten hatte eben der Herr die Heuchelei der Gesetzesgelehrten gestraft. Sie waren nur um den Schein besorgt. Ihr Gottesdienst bestand in Äußerlichkeiten und war deshalb keiner, sondern nur Menschendienst. Mit unreinen Händen essen kann unmöglich das Herz verunreinigen; denn was wir essen, geht nicht in das Herz, sondern in den Bauch. Der Herr konnte solche Dinge nur vergeblichen Gottesdienst benennen. Bei dieser Gelegenheit läßt dann Jesus alle Umstehenden einen Blick in das Herz des Menschen tun. Goßner hat wohl sein bekanntes Herzbüchlein aus dieser Stelle heraus geschrieben und gezeichnet.
Eine demütigende Tatsache.
Jesus zeigt, daß das Herz des allermoralischsten Menschen, sowie das des verkommensten, ganz gleich ist. Das Herz eines Hottentotten ist nicht schlechter, als das eines sogenannten Christen. Jesus läßt uns dabei Blicke tun in die Tiefen der Sünde, die im Herzen verborgen sind. Das Schrifturteil über den natürlichen Menschen ist erschütternd. Die falsche Lehre, der Mensch sei gut, er müsse nur veredelt werden, ist satanisch, weil sie Jesu Opfer damit verwirft. Der natürliche Mensch mag noch so begabt sein, aber die Schrift nennt ihn „Fleisch“. Viele vergessen, wie Nikodemus, daß die adamitische Natur nichts taugt (Joh 3,6). Lesen wir einige Stellen über den natürlichen Menschen.
Das ganze Haupt ist krank (Jes 1,5).
Das Herz ist trotzig, verzagt (Jer 17,9; Mk 7,21-23).
Die Zunge ist sehr trügerisch (Röm 3,13; Jak 3,5).
Der Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit (Röm 3,13).
Die Hände sind gesetzlos, voll böser Werke (Apg 2,23).
Die Füße gehen böse Wege (Röm 3,15; Jes 59,7-8).
Die Gesinnung ist verderbt (Röm 8,7-8; 1. Mose 6,5).
Kein Maler vermöchte ein Bild, wie dieses, zu malen. Jeder ehrliche Mensch muß bekennen im Blick auf sich selbst, „ja, so bin ich“. Wie verblendet gerade der religiöse Mensch ist, zeigt der Herr bei den Pharisäern und auch in Off 3,17-18. Die eine oder andere Sünde schlummert bis zur Gelegenheit, sie auszuüben. (Der in der Gefangenschaft durch Milchflasche entwöhnte Tiger dürstet bei nächster Gelegenheit nach Blut; und der wie ein Hündlein erzogene Wolf frißt das Lamm). Woher kommt das? Aus unserer Natur, aus dem Herzen! Kinder, die wie im Glasschrank gehütet wurden, stehlen, lügen etc. zum größten Erstaunen der Eltern; das ist die Natur.
II. Die Herkunft der Sünde.
Der Ursprung liegt im Sündenfall des Menschen. Nichts Reines kann aus den vom Weibe geborenen Menschen hervorkommen (Hiob 25,4). David betete nach seinem Fall, „Ich bin in Sünden empfangen und geboren“ (Ps 51). Er will sagen, meine Natur ist also. Hier hilft kein Reparieren, noch Amputieren eines kranken Gliedes; denn alles ist böse und verderbt. Die in die Erscheinung tretende Sünde war zuvor da, wie die Sonne während des Nebels.
III. Erschütternde Einzelheiten.
Eben zeigte Jesus die Verderbtheit des Menschen im allgemeinen, und um es besser zu erläutern, nennt Er nun Sünden vom bloßen Gedanken bis zum Schlimmsten, zur Gotteslästerung, deren sich gerade diese frommen Pharisäer schuldig gemacht hatten. Jeder ehrliche Zuhörer des Herrn mußte, wenn er wollte, sofort von der Wahrheit des großen Lehrers und Seelsorgers überzeugt sein. Alles kommt aus dem Herzen. Bei dem Ausdruck Herz sind die inneren verborgenen Neigungen gemeint, es fühlt sich nicht zu Gott, sondern zur Sünde gezogen. Der Herr nennt nun allerlei Böses, das aus dem Herzen kommt.
Böse Gedanken.
Die Gedanken sind die Eier, aus denen die scheußliche Brut auskriecht. Üble Gedanken sind, was der Same in der Natur ist. Sie sind nicht zollfrei, wie das Sprichwort sagt. Wer seine sündigen Gedanken nicht richtet, wird bald in der betreffenden Sache fehlen. In dieser dunklen Geheimkammer wird der Befehl zur Sünde erteilt. Die Pharisäer dachten Lästerworte in ihrem Herzen, und Jesus sah sie genau so, wie Er später ihre offene Lästerung hörte. Viele dürfen sich in groben Dingen nicht gehen lassen, schlechte Bücher oder das Kino sind ihnen dann ein Erlaß für offenbare Sünde.
2. Mord.
Welch ein Riesensprung! Vom verborgenen Haß und Zorn zur Mordtat. Wer seinen Bruder haßt, der ist ein Mörder. Männer sind oft die Mörder ihrer Frauen, und Kinder die ihrer Eltern, durch ihr sündiges Leben.
3. Ehebruch-Hurerei.
Die Sünde aller Zeiten, aller Klassen und fast aller Alter und aller Völker. Der wahre Gläubige aber richtet sie in seinen Gedanken, weil er der Sünde abgestorben ist (Röm 6,6-11; Gal 5,24; Kol 3,5).
4. Dieberei.
Kaum ist das Kind entwöhnt, und schon beginnt es heimlich zu naschen, bis es später von Unehrlichkeit zu Unehrlichkeit schreitet. Gehasi, Achan, welch furchtbare Beispiele. Ein Schwarzer, der einen Europäer bestohlen hatte, kam einst mit abgehauenen Händen zu meiner Frau, und als sie ihn nach der Ursache seiner Verstümmelung fragte, erwiderte er: „ich habe gestohlen“, aber er fügte hinzu: „das Herz hat es getan, nicht die Hände“. Jede Sünde wird zuerst im Herzen begangen.
Falsches Zeugnis, Lästerung.
Wie zahlreich sind die Zungensünden aller Art, Lüge, Fluch, Lästerung, Verleumdung etc.
IV. Der einzige Ausweg.
Dieser ist die neue Geburt, das neue Herz (Joh 3), zu Christo kommen, eine neue Kreatur werden! Diese Segnungen erlangen alle, die an Jesus glauben, umsonst, also nicht aus Werken, oder durch religiöse Übungen. Es geschieht so, wie später Paulus sagt: „Glaube an den Herrn Jesus Christus“ (Apg 16,31).