Behandelter Abschnitt Mt 6,5-8
Vom Beten Mt 6,5-8. .
Das Gebet ist unser höchstes Vorrecht, es ist das Atmen der Seele und darum so nötig zur gesunden Entwicklung des Glaubenslebens. Die Pharisäer aber entwürdigten das Gebet, indem sie es als Mittel zur Erreichung persönlichen religiösen Ansehens vor Menschen gebrauchten. Dazu standen sie in den Synagogen und an verkehrsreichen Plätzen, um von den Menschen gesehen zu werden. Solches Beten aber ist kein Beten, denn es geht nicht zu Gott, sondern zu Menschen, für die es bestimmt ist.
I. Unser höchstes Vorrecht.
Das ist ohne allen Zweifel das Gebet, denn beten heißt mit Gott reden. Hier treten wir in Gottes Gegenwart, wo Cherubim und Seraphim ihr "heilig, heilig, heilig" ausrufen. Das ist heiligster Boden, auf dem man die Schuhe ausziehen muß. Hier werfen wir uns entblößt vor Ihm nieder und liegen still vor Seinem Angesicht. Von hier aber gehen wir auch neu gestärkt davon, erfrischt und mit einem reichen Einfluß auf unsere Umgebung, ausgestattet wie Moses, als er mit seinem strahlenden Angesicht vom Berge kam. Diejenigen, die Gott am meisten brauchte, waren Beter.
II. Unser Anrecht an den Vater.
In den Versen 1-18 wird der Ausdruck "Vater" zehnmal gebraucht Wir stehen also in einem regelrechten Kindschaftsverhältnis zu Gott, denn wir haben ja auch den Geist der Kindschaft (Röm 8,26; Joh 16,7). Wir wissen, wie wir in diese Kindesstellung gekommen sind, nämlich durch die neue Geburt (Joh 1,12-13; 1Joh 2,13; 1Pet 1,3.5). Dadurch haben wir auch das reine Herz bekommen und dürfen Gott schauen. Solche Stellung kannte Israel nicht, obwohl es Gottes Erstgeborener genannt wird (2. Mose 4,22; 5. Mose 14,1). Erst der Sohn hat uns den Vater verkündigt und uns durch Sein Opfer zu dieser Kindschaftsstellung gebracht. In Seinem Namen dürfen wir nun freimütig kommen und "Abba, lieber Vater" sagen.
III. Der Gebetsort.
"Du aber gehe in deine Kammer." Also nicht in die Öffentlichkeit wie die Pharisäer. Wir ziehen uns aus der Gesellschaft zurück in die Stille vor Gottes Angesicht, um mit dem Vater allein zu sein. Fehlt uns die stille Kammer, so dürfen wir wie unser Herr Wald, Berg, Feld, selbst Einöden aufsuchen. Hier sind Beter und Erhörer ganz allein zusammen. Hier ist das wahre Heiligtum und ein Festfeiern der Seele. Solch verborgenes Beten verrät ein ebenso verborgenes Leben vor Gott. Des Königs Rat ist gleichzeitig Befehl. Verfolgen wir diesen königlichen Befehl?
In der Kammer beten schließt natürlich nicht das öffentliche Beten aus. Jedes hat seinen bestimmten Platz. In der Apostelgeschichte haben wir eine Reihe Beispiele solch öffentlicher Gebete und der herrlichen Erhörung, die folgte. Diese Gebete aber sind in der Regel alle kurz. Nur Salomos Gebet bei der Tempelweihe macht eine Ausnahme (1Kön 8).
IV. Die Gebetsgegenstände.
Der Herr zeigt sie in den Versen 9-13. In noch kürzeren Worten hat auch Paulus in 1Tim 2,1-2 erhabene Gebetsgegenstände nahegelegt. "Bitte" meint wohl unser persönliches Anliegen vor Gott niederlegen. "Gebet" unsere Anbetung vor Gott, da wir staunend Ihm huldigen. "Fürbitte" heißt die Anliegen Seines Werkes und die unserer Mitmenschen Gott darbringen. Dabei gedenken wir besonders der Obrigkeiten, aber auch aller Menschen, indem wir ihre Errettung erflehen. Zuletzt wird noch Danksagung genannt (Ps 103). Dieses und anderes mehr sind die Dinge, mit denen wir in die Kammer gehen. Daniel tat das dreimal täglich und der Herr während vielen Nächten. Gebet ist eine Arbeit, die von allen Gläubigen, selbst von Kranken getan werden kann. Leser, tust du das?
V. Zwei Gefahren des Gebets.
Wie überall, so sucht auch Satan Eingang in unser Allerheiligstes, in das doch nur der Hohepriester Zutritt hat. Wir sehen, was Satan aus dem Gebet gemacht hat.
1. Da ist das Gesehen-werden-wollen. Das war der Pharisäer Sünde. Diese Sekte war nicht nur einst in Jerusalem, sondern ist heute noch international. Um dieses zu verhindern, hat der Herr geboten, die Tür zu schließen.
2. Da ist ferner das Plappern genannt. Dazu gehört das viele Worte machen, und Hersagen oder Ablesen gewohnheitsmäßiger Gebete, unnütze Worte, fortwährendes Wiederholen, ähnlich wie das Rosenkranzbeten. Hierzu gehört auch das Abwesendsein im Gebet. Alle diese Dinge zeigen geistloses, ja, wertloses Beten. Das machen die Heiden, nicht aber Kinder des Vaters im Himmel. Nicht die Länge, sondern der Ernst, die Innigkeit, die Kraft sind im Gebet entscheidend, denn unser Vater weiß, was wir bedürfen.
VI. Die Erhörung.
Der Herr redet in unserm Wort vom Lohn und von der Erhörung, also von zweierlei.
1. Sie haben ihren Lohn dahin. Beter werden dereinst reich belohnt werden, weil es die beste und vornehmste Arbeit ist. Hier ist der Kampf ein ernster (Eph 6,12). Zu gar nichts werden wir in der Schrift soviel aufgefordert, als zum Gebet. Wenn der Pharisäer Lohn dahin ist, so zeigt dies, daß rechte Beter ihn bekommen werden.
2. Dann redet der Herr vom Erhörtwerden. Dafür haben wir sehr viele Verheißungen und Bestätigungen in der Bibel und aus unserer Erfahrung. In zahllosen Fällen hat Gott unsere Gebete erhört. Er ist unser Vater und weiß, was wir bedürfen. O, daß wir beten, ja mehr beten möchten, denn wir werden nicht nur hier erhört, sondern finden noch dereinst Lohn für diese herrliche Arbeit.