Behandelter Abschnitt Mt 5,17-20
Der König und Seine Botschaft. Mt 5,17-20.
Der König legt nun im folgenden Seine Reichsgesetze nieder. Mit den Seligpreisungen endet der erste Teil der Bergpredigt, und von Vers 17 bis Kap. 7, 12 proklamiert der König Seinen Willen in Einzelheiten mit Seinem bekannten Ausspruch: "Ich aber sage euch." Dabei lernen wir, daß Er gekommen ist, das Gesetz zu erfüllen, ja, noch mehr, Er erweitert es. Seine Auslegungen gehen über das Gesetz Moses hinaus (Kap. 5, 21-48), und übertreffen vor allem die Überlieferungen der Ältesten (Kap. 6, 1-7). Wir haben einen Rückblick auf das Gesetz, und einen Ausblick auf das Reich. Der Herr fährt fort und sagt:
I. Meinet nicht.
Der Herr sagt eine Art Warnung aus. Er stand über allem und sprach in dieser Eigenschaft das gewaltige Wort: "Ich aber sage euch!" Manche mögen gedacht haben, daß Er das alte Gesetz auflösen, und dafür ein neues aufstellen werde. Der, der größer als Moses ist, stand vor ihnen, denn Moses war nur der Diener, Er aber der Herr des Hauses (Heb 3). Moses war nur der Überbringer des Gesetzes, Er jedoch ist der Geber desselben. Darum konnte und wollte Er es nicht umstoßen. Viele in unsern Tagen möchten der Gemeinde das Gesetz auflegen (Apg 15,10). Uns zeigen die Episteln unsere Stellung zum Gesetz (Röm 7,4; Gal 3,24-25). Für uns ist die Gerechtigkeit des Gesetzes durch Christi Opfertod erfüllt worden (Röm 8,4). Unsere Richtschnur ist nicht das Gesetz vom Sinai, sondern wir wandeln in der Kraft des Geistes nach Seinem Vorbilde (1Joh 2,6). Wir sind ja mit dem Herrn verbunden (Röm 7,4).
II. Ich bin nicht gekommen.
Oft braucht der Herr den Ausdruck: "Ich bin gekommen". Er war gekommen:
1. Irrende zu suchen und zu heilen (
2. Sünder zur Buße zu rufen und zu retten (Mt 9,13; 18,11).
3. Hilflosen zu dienen und für die Schafe das Leben zu geben.
4. Ein Feuer anzuzünden auf Erden (
5. Seinem Kommen, das der Menschheit verheißen war, schauten sowohl Juden als Heiden und die geknechtete Schöpfung entgegen (Röm 8,19). Und siehe, da kam Er plötzlich zu Seinem Tempel (Mal 3,1).
III. Nicht aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Wir sehen im folgenden die Bestätigung und Erweiterung des Gesetzes. Unter Gesetz und Propheten verstand man das alte Testament, bis zum Zeugnis Johannes des Täufers (Lk 16,16). Von da an wurde das Reich verkündigt. Die Erfüllung des Gesetzes bestand nicht allein in Seinem Gehorsam zum Gesetz, sondern indem Er noch etwas dazu brachte, das Königreich, das die Propheten geweissagt hatten. Das ist die Erfüllung der Propheten. Das Gesetz ist in Christus erfüllt (Röm 3,21-31; 10,4) und das Reich wird gekommen sein, wenn Israel im Lande sein wird (Hes 40-48).
Vier Dinge sagt nun der König über das Gesetz:
1. Die Sicherheit des Gesetzes (Vers 17-18).
2. Die Dauer des Gesetzes (Vers 18). So lange die Erde steht, denn vor dem Untergang der Erde wird es noch zum Gericht am weißen Thron erforderlich sein (Off 20,11).
3. Die Beobachtung des Gesetzes (Vers 19).
4. Die Forderung des Gesetzes, nämlich eine bessere Gerechtigkeit, als die der Pharisäer (Vers 20).
Manches wurde tatsächlich auch aufgelöst; z. B. all die Schatten der zukünftigen Dinge. Der Opferdienst. Das aaronitische Priestertum, um dem melchisedeckschen Raum zu machen, dem großen Priesterkönig Jesus Christus. Der Hebräerbrief hebt diese Dinge klar hervor. Er kam, um zu erfüllen, und Er hat alles erfüllt. Er hat das Gesetz erfüllt:
a) Indem Er es aus Liebe beobachtete. Schon als 12-jähriger Knabe ließ Er das deutlich erkennen. Wie groß Seine Ehrfurcht vor der Schrift war, zeigen die mehr als 400 Zitate des Herrn aus den alttestamentlichen Schriften.
b) Er erfüllte es aber im besonderen durch Seinen Tod, indem Er den unserer Übertretungen wegen uns gebührenden Tod und Fluch des Gesetzes auf Sich genommen hat. Wir Gläubige von heute lieben und halten Sein Wort (Joh 14,21).
IV. Bessere Gerechtigkeit (Vers 20).
Die alte Gerechtigkeit bestand im Erfüllen bloßer Formen und Zeremonien, im Beobachten der Überlieferungen der Ältesten. Man hütete sich den Buchstaben zu verletzen, ohne an die Heiligkeit des Gesetzes zu denken. In den Versen 21-48 stellt dann der Herr die bessere Gerechtigkeit dar, aber auch den Betrug des eigenen Herzens, das sich gern hinter bloße Formen stellt und sich gerecht erklärt. Und wie ist es heute? Man verrichtet seine Gottesdienste, liest in der Schrift, gibt seine Zehnten. Man geht und bringt wie Kain sein Opfer, haßt aber dabei seinen Bruder. Der Herr nun verlangt eine bessere Gerechtigkeit.
Hier hilft nichts anderes als die neue Geburt. Und ehe der Überrest
Israels ins Reich eingeht, wird er diese neue Geburt erfahren (
V. Es sei denn.
Diesen Ausspruch gebraucht der Herr dreimal.
1. Die Gerechtigkeit muß besser sein als die der Pharisäer (Vers 20).
2. Sie ist nur möglich, indem wir wie Kinder werden (Mt 18,3).
3. Durch die neue Geburt (Joh 3,5).