Behandelter Abschnitt Mt 1,18-25
Um die Geburt des Königs.
Es ist sehr auffallend, wie wenig der Geburt des Königs selbst, wieviel aber den Umständen derselben gewidmet wird. Gerade die Umstände und Einzelheiten beweisen so recht das Wunder der Fleischwerdung. Dabei treten fünf Dinge hervor. a) Die Jungfrau wird schwanger werden (Vers 23). b) Die Bestürzung des Josef (Vers 19). c) Das Zeugnis des Engels (Vers 20). d) Die Übereinstimmung der Weissagung mit der Botschaft des Engels (Vergl. Jes 7,14 mit Vers 22) und e) der ruhige Glaubensgehorsam des Josef (Vers 24).
Der Bericht des Matthäus lautet: "Die Geburt Jesu aber war also". Da, wo Menschen alles in Bewegung setzen, ist die Schrift sehr kurz, weil der Glaube tätig sein soll und das Wunder der Fleischwerdung anbetend würdigen, wie das von Hirten und Weisen geschah. Wir wollen noch einige dieser wunderbaren Einzelheiten näher betrachten.
I. Ein Werk des heiligen Geistes.
Die Schrift sagt, daß der heilige Geist die Zeugung des Sohnes Gottes bewirkte. Wäre der Herr von sündlichem Samen gezeugt worden, dann hätte Er genau wie wir eine sündige Natur gehabt. Um Mensch zu werden, wurde Er wohl von der Jungfrau geboren, aber nicht von Josef gezeugt, sondern vom heiligen Geiste (Joh 1,14). Weil die Kinder Fleisch und Blut haben, ist auch Er desselben teilhaftig geworden (Heb 2,14). Jeder andere Mensch ist in Sünden geboren, nicht aber Jesus. Er kam, um uns aus unsern Sünden zu eretten. Mittel der Geburt dieses Retters war die Jungfrau Maria.
II. Ein heiliger Mann.
Der Matthäusbericht stellt Josef unbedingt in den Vordergrund. Er schreibt von seinem Schmerz, seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit, von seiner Zurückhaltung und von seiner Zartheit Maria gegenüber, von der göttlichen Offenbarung und von seinem Gehorsam. Lukas dagegen gibt uns Einblicke in Marias Leben, indem er von der Erscheinung Gabriels, von Marias Ergebenheit und ihrem Lobgesang, sowie über all die Einzelheiten der Geburt des Herrn schreibt. Doch achten wir noch auf einige Einzelheiten bei Josef.
1. Er war heilig. Er war fromm, gottesfürchtig, von Sünden abgesondert. Die Nachricht über Marias Empfängnis bereitete ihm Schmerz. Wohl wird ihm Maria das große Erlebnis mit Gabriel erzählt haben, aber Josef konnte es nicht fassen und hielt wohl Maria für untreu. Heilige Menschen vermögen die Sünde nicht zu ertragen.
2. Er war gerecht. Als solcher wollte er seine Verlobte nicht öffentlich bloßstellen. Während schlaflosen Nächten sinnt seine gequälte Seele über einen Ausgang nach, und er entschloß sich, sie heimlich zu entlassen. Wahre Heiligkeit und Gerechtigkeit decken nicht auf, sondern zu. Wer wie Ham, Sünde aufdeckt, ist weder heilig noch gerecht, sondern verflucht (1. Mose 9,22-25). Müssen wir aber richten, so laßt es uns im Geiste von Gal 6,1 tun. Ach, wieviel wird gesündigt gerade wenn Verlobungen aufgelöst werden. Solche sollten gründlich diese Geschichte lesen. Unser innerstes Empfinden mag es manchmal nicht zulassen, zu heiraten, wenn man sich nicht versteht - oder wenn gar Verfehlungen vorliegen wie Josef sie irrtümlich vermutete, aber auch dann müssen Heiligkeit, Gerechtigkeit und göttliche Weisung entscheiden.
Nicht nur Josef allein, sondern auch Maria trug ihre Last. Wer glaubte ihr die Botschaft Gabriels? Sie kannte Josefs heiligen Chrarakter, ängstlich erspähte sie den Ausgang ihrer besonderen Lage. Wohnt Christus in uns, so müssen wir Seine Schmach tragen. Beide, Josef und Maria, trugen ihre Lasten vorbildlich still.
III. Eine Engelsbotschaft.
Josef, der viel nachdachte und betete, erhielt bald die göttliche Antwort. Unsere Schlaflosigkeit in Schwierigkeiten hat meistens ihre Ursache darin, daß uns die göttliche Einsicht in Seine Wege fehlt. "Fürchte dich nicht", so lautete die Engelsbotschaft. Solch ein "Fürchte dich nicht" hat Gott in allen unsern Nöten. Beachten wir nun was Josef daraus lernte. a) Daß der Vorgang bei Maria die größte Tat Gottes menschlicher Geschichte, das Werk des heiligen Geistes sei. b) Daß der Vorgang in Maria die Erfüllung der Verheißung und seine Verlobte die Gebenedeite unter den Weibern sei, und daß sowohl Weissagung als Engelsbotschaft übereinstimmten (Jes 7,14). c) Er bekam Befehl, Maria sofort zum Weibe zu nehmen. Er vernahm, daß sie nicht nur nicht gesündigt habe, sondern die Hochbegnadigte und die Trägerin der göttlichen Verheißung sei, und daß er ihre Beschützerin werden durfte. d) Gleichzeitig erfuhr er noch den Namen des Kindes. Du sollst seinen Namen Jesus heißen, Immanuel, Gott mit uns.
IV. Sofortiger Gehorsam.
Der Engel, der zu Elisabeth und Maria kam, erquickte auch Josef und erlöste ihn aus seiner Qual, so daß auch er glaubte. Wird sich nicht Josef über seinen Argwohn geschämt haben, wie wir dies auch oft mußten.
Er nahm sofort Maria zum Weibe. Beide waren jetzt göttlich belehrt. Gott gab nun der Maria einen unerschütterlichen Helfer, Schützer und Bewahrer.
Josef gab dem Kind den befohlenen Namen. Josua, Jesus, Retter. Auch er sollte wie Josua ein Führer sein. Vers 25 besagt noch, daß Josef sein Weib nicht erkannte, bis sie ihren Erstgeborenen erhalten hatte. Das aber sagt nicht, daß Maria keine weiteren Kinder mehr hatte, wie dies die römische Kirche lehrt. Ps 69,7-8 sowie Mt 12,46 lehren das Gegenteil. Kinder sind ja eine Gabe Gottes.