Mt 1,20. Fürchte dich nicht!
Dieses ermunternde Wort kommt in der Hl. Schrift sehr viel vor und im Neuen Testamente hier zum ersten Male.
Schlaflos lag Josef in seinem Bett, endlich schlief er ein. Wir wissen, was ihn so stark beschäftigte. Josef sah sich bitter enttäuscht in seiner Braut Maria und wollte sie heimlich entlassen. Unglaube und Vorurteile erfüllten ihn. Diese zwei Dinge bereiten noch heute den meisten Menschen viel Not. Der Herr aber ist treu und hilft. Zu Josef sandte Gott einen Engel, der ihn mit diesem schönen „Fürchte dich nicht“ ermunterte, so daß Josef mutig alles auf sich nahm.
Wir leben in einer dunklen Zeit, und da benötigen wir der Ermunterungen. Ein sehr ermunterndes Wort ist der in der Schrift so oft vorkommende Ausspruch: „Fürchte dich nicht“.
Wer sich eine Konkordanz zur Hand nimmt und all die „Fürchte dich nicht“ nachschlägt, wird reiche Erquickungen finden. Das erste Mal wurde dieses schöne Wort Abraham zugerufen (1. Mose 15,1), als er eine große Glaubenstat vollbracht hatte und sich nun in großer Bedrängnis glaubte. Das letzte Mal finden wir diesen ermunternden Ausspruch an den verbannten Johannes, auf Patmos gesprochen (Off 1,17). Zwischen diesen beiden "Fürchte dich nicht" zu Anfang und am Schluß der Bibel befinden wir uns wie in einem herrlichen Blumengarten, da wir vor Fülle nicht wissen, was wir abpflücken sollen. Laßt uns einige dieser schönen Blumen "Fürchte dich nicht", die unter den verschiedensten Umständen gesprochen worden sind, pflücken, und uns daran laben und aufmuntern, damit wir auch, wie einst Josef, mutig durch alle Nöte hindurchgehen.
I. Fürchte dich nicht, wenn du vor neue und große Aufgaben gestellt wirst.
Aus Josua 1,9 ersehen wir, daß Josua vor der vor ihm liegenden großen Aufgabe bangte. Ihm graute, dieses halsstarrige Volk zu führen, das er zusammen mit Moses so oft erfahren hatte. Josua schaute auf die großen Schwierigkeiten, die vor ihm lagen. Die größte Schwierigkeit ist die Angst jene neue Aufgabe nicht erfüllen zu können. Doch der, der sie uns gegeben hat, kommt mit Seinem herrlichen "Fürchte dich nicht" entgegen, spricht uns Mut zu und sichert uns Seine Gegenwart. Also frisch voran!
II. Fürchte dich nicht, wenn du in großer Not bist.
Wir leben in Notzeiten. Da ist das Gespenst Arbeitslosigkeit, begleitet von so viel materieller Not. Denken wir dabei an eine Witwe, die die letzte Mahlzeit bereitete und dann den Hungertod vor sich sah. Dazu gesellte sich noch ein Hungriger, der sie bat, mit ihm zu teilen. Und staunen wir nur, diese Witwe teilte mit dem ihr ganz fremden Manne (1Kön 17,13). Da ertönt plötzlich das göttliche "Fürchte dich nicht". Das Weib glaubte und erfuhr eine große Rettung. Lernen wir von ihr, oder von den Jüngern, denen der Herr befahl, die wenigen Brote der hungernden Volksmenge zu geben, damit Er ihre Körbe füllen konnte. Unser Gott ist heute noch derselbe, der da weiß, wann wir in Not sind (1. Mose 21,18-19).
III. Fürchte dich nicht, wenn Feinde dich umzingeln.
Wie erschrocken war Elisas Diener, als er sich mit Elisa von Heeren
umzingelt sah. Elisa aber rief ihm dieses "Fürchte dich nicht" entgegen,
und siehe, bald jubelte der, der sich eben noch fürchtete (
IV. Fürchte dich nicht, wenn allerlei Kummer dir naht.
Lesen wir Verheißungen wie Jes 41,10; 43,1 ff. Da jauchzt das Herz dir großem Heiland zu, wie groß bist du, wie groß bist du. So jubelt der Dichter. Ist auch das Schifflein mit Wellen bedeckt, so vergißt Er es nicht, sondern kommt mit Seinem tröstenden "Fürchte dich nicht" (Mt 14,27).
V. Fürchte dich nicht, wenn es gilt den Herrn zu bekennen (
Sehr oft war Paulus in großer Not und sein Zeugnis brachte ihm manch Leiden, Schläge und Gefängnis. Der Herr aber begegnete Seinem Diener mit dem bekannten "Fürchte dich nicht". Fürchten wir uns nie zu bekennen, ein Zeugnis zu geben, wenn Gott uns dazu nötigt! Niemand kann uns schaden (Mt 10,31). Ihr sollt meine Zeugen sein, gilt noch heute.
VI. Fürchte dich nicht, wenn dir die Zukunft bange machen will.
So rief einst Gabriel dem bebenden Daniel zu (Dan 10,19). In erschreckenden Nachtgesichten hatte der Prophet die Zukunft Israels und der Nationen gesehen; da sehnte er sich, wie später die Jünger, nacht Aufklärung (Mt 24,3). Bangt unser Herz nicht, wenn wir an den schwarzen Horizont blicken und ein nahendes Gewitter droht? Alle Völker beben ob der Dinge, die da kommen sollen, und wahrlich sie haben Ursache dazu. Bald werden die geweissagten Gerichte über sie wie eine Sturmflut hereinbrechen und es wird kein Entkommen sein. Wir aber sind Vielgeliebte wie Daniel (Eph 1,6). Uns ist ein Vaterhaus droben bereitet, und das ist unsrer Hoffnung Ziel. Wahrlich, da fürchten wir uns nicht, sondern freuen uns und warten auf Ihn, unsern bald wiederkommenden Herrn.
VII. Fürchte dich nicht, wenn das Tal der Todesschatten dir naht (Ps 23,4).
Denken wir an den bedrückten Jairus, dessen einziges Töchterlein im Sterben lag. Tief bedrückt naht er sich dem Herrn, und in demselben Moment erhält er die Todesnachricht seines Kindes. Der Herr, der seinen Schmerz sah, rief ihm ein "Fürchte dich nicht" zu. Unser Gott ist der Gott alles Trostes (2Kor 1,3) ja, mehr als das, Er ist die Auferstehung und das Leben. Bald wird Er unsere Heimgegangenen aus den Gräbern rufen, und sie und uns dahin bringen, wo es keinen Trennungsschmerz mehr geben wird (1Thes 4,13).