Dan 10,12 - Unsichtbare Einflüsse auf die Weltpolitik
Manchmal ist der Himmel scheinbar verschlossen und schwer wie Blei, wie in den Tagen Elias, da weder Tau noch Regen fiel. Gläubige müssen dann lange auf die Erhörung ihrer Gebete warten. Von den vielen Gebetshindernissen nennen wir nur einige.
Sünden im Herzen (Jes 59,1-2; Joh 9,31). Der Prophet Hesekiel mußte dem Volke sagen, daß Gott sich in keiner Weise verändert habe, sondern, daß ihre Gebete nicht erhört werden können wie die eines Mose, Samuel oder Elias, weil sie Götzen im Herzen duldeten (Hes 14,1-3).
Unversöhnlichkeit (Mt 5,23-24; Mk 11,25-26). Wurzeln der Bitterkeit, Nachtragen, Richten u. a. m. verunreinigen den Gläubigen und hindern seine Gebete (Heb 12,15).
Ungehorsam zur Schrift (Spr 28,9; Sach 7,11-13). Viele erleben deshalb so selten Gebetserhörungen, weil sie bewußterweise nicht nach den Grundsätzen der Schrift wandeln und handeln.
Unglaube (Jak 1,6-7). Der Zweifler empfängt nichts, weil er Gott zum Lügner macht (Mt 21,22).
Weltliebe (Jak 4,3-4; Röm 8,7).
Kärgliches Geben (Spr 21,13). Wer sein Herz vor dem Bedürftigen verschließt, dessen Gebete läßt Gott unerhört (Mal 3,10). Große Beter waren stets große Geber (Lk 6,38; 2Kor 9,6, 7; 1Joh 3,21).
Ehesünden hindern die Gebetserhörung (1Pet 3,7).
Auch Hochmut und viele andere sündliche Neigungen sind Gebetshindernisse (Hiob 35,12-13). Gott achtet nur auf den Niedrigen (Psalm 138,6; Jak 4,6; 1Pet 5,5). Wir können nicht mit Gott ringen, wenn Satan in unserm Herzen Raum hat. Aber die Verse 10-12 unseres Kapitels enthüllen ganz besonders:
Das Geheimnis verspäteter Gebetserhörung. Wieso die lange Verzögerung bei Daniel? Überlassen wir der Schrift die Beantwortung der Frage. „Vom ersten Tage an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreiches Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen; und siehe, Michael, einer der ersten der Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich trug daselbst den Sieg davon bei den Königen von Persien.“ Wer ist dieser Fürst des Königreiches Persien, der dem Engel drei Wochen entgegenstand? Gewiß nicht Kores, denn er war ein Freund Daniels, und er hatte die Juden in ihr Land zurückkehren lassen. Irdische Könige vermögen selbst mit ihren stärksten Heeren unmöglich einem Engel zu widerstehen. Den Beweiß erbringt 2Kön 19,35, als ein Engel in einer Nacht im Lager der Syrer 185 000 Mann tötete. Der Fürst von Persien, der dem Engel widerstand, war ein gewaltiger Satansfürst, ja, so mächtig, daß er selbst den Erzengel Michael aufzuhalten vermochte. In Vers 20 ist dann die Rede vom Fürsten von Griechenland; wiederum ein satanischer Engelsfürst, und seine Heere. Aus dem geht hervor, daß Satan ein wohlorganisierten, in Provinzen eingeteiltes Reich besitzt. Jede Provinz oder jedes Land wird von einem speziellen, bösen Engelsfürsten regiert, der Satan über die Verwaltung desselben Rechenschaft schuldet. Satan selbst ist nicht allgegenwärtig wie Gott. Er hat seinen Thron nur an einem gewissen Ort, von wo aus er regiert. Eine Zeittang hatte er ihn in Pergamus (Off 2,13). Von seinem Sitz aus erfolgt der mächtige Widerstand gegen die Erhörung unserer Gebete. Auch Paulus schreibt von verschiedenen himmlischen Gewalten, die in mannigfaltigen Rangstufen stehen (Eph 1,21; Kol 1,16). Solch eine himmlische Gewalt war Satan vor seinem Fall. Allen Aussagen der Schrift zufolge muß er der schönste und mächtigste Engelsfürst gewesen sein. Sein Gebiet ist die Erde, die ihm nach dem Fall überlassen wurde. In Kürze fällt sie aber dem Herrn zu, da Er Sein Reich auf ihr errichten wird (Offenbarung 11,15). Wir sehen also, daß gute und böse Engelsmächte im Kampf gegeneinander stehen, und am Wohl und Wehe der Weltreiche beteiligt sind. Im Engelsheer, das über Israel wacht, steht Michael, einer der mächtigsten Engelsfürsten, an der Spitze. Daniel bekam also hier einen Einblick in die großen Kämpfe, die in der unsichtbaren Welt stattfinden, besonders in ihren Beziehungen zum Volke Gottes. Ebenfalls, ging der Einfluß der bösen Engelmacht, die dem Michael widerstand und die persischen Könige zu feindlichen Handlungen gegen Israel reizte, darauf hinaus, Gottes Verheißung über die Wiederherstellung Judas zu verunmöglichen. So brauchten die Feindesmächte Leute wie Tobias und andere, die im Buch Nehemia genannt werden, um das Werk zu stören. Im Buch Esther haben wir sogar einen Fall, da Satan durch seine Engelsheere und den gottlosen Haman, sein menschliches Werkzeug, versuchte das ganze Volk zu vernichten. Aus dieser Tätigkeit der unsichtbaren Mächte ist der große Doppelkampf sehr beachtenswert. Am persischen Hofe stritten die unsichtbaren Engelmächte, um Einfluß bei den Königen zu gewinnen; und im stillen Kämmerlein rang ein Daniel so sehr mit Fasten und Beten, daß auf sein Gebet hin Michael und seine Engel in den Kampf geschickt wurden. Hieraus ersehen wir die Großmacht des Gebets, die wir so leicht unterschätzen. In unserm Abschnitt war es also Daniel und im Buch Esther Mardochai, die durch Fasten und Beten die Pläne Satans vereitelten und große Segensvermittler wurden. Gewiß werden wir dereinst droben sehen, war das Glaubensgebet vermochte. Leider werden wir auch bereuen müssen, daß wir durch Vernachlässigung des Gebets Satan manchen Sieg überließen.
Wenn Satan freie Hand hätte, würde er Gebete nicht allein aufhalten, sondern sie überhaupt ganz verhindern. Hunderterlei ablenkende Gedanken legt er dem Gläubigen ins Herz, wenn er ins Gebet gehen will. Immerhin sehen wir aus unserm Wort, daß die Erhörung eines gottgemäßen Bittens sicher ist; selbst wenn sie scheinbar verspätet eintrifft, so kommt sie dennoch zur rechten Zeit.
Der Engel, der mit der Gebetserhörung beauftragt und nun zu Daniel geschickt wurde, hatte einen ernsthaften Kampf von vollen drei Wochen mit einem starken Satansengel zu bestehen, den er schlußendlich nur mit der Hilfe Michaels gewann. Auch auf dem Rückwege erwartete der Engel einen ähnlichen Kampf mit jenem satanischen Engelsfürsten, der Griechenland in seiner Verwaltung hatte.
Unser Abschnitt umschreibt gewissermaßen den Grundriß der Völkergeschichte. Die Weltreiche liegen unter der Beeinflussung Satans und seines Heeres; er selbst ist der Fürst dieser Welt. Auch Einzelpersonen unterliegen seinem direkten Einfluß. Wir denken an Saul, von dem der Geist des Herrn wich und ein böser Geist von Gott ihn plagte, bis er im Selbstmord endete (1Sam 16,14). Wenn Gott einen bösen Geist zuläßt, so ist er nur zum Gericht, entweder für den Einzelnen oder für ein ganzes Volk. Wir erinnern ferner an jenen Lügengeist, der über Ahabs Propheten und Ratgeber kam, Ahab zu überreden, in den Kampf zu ziehen, in welchem er dann fiel und Israel geschlagen wurde. Der Lügengeist mußte das Werkzeug sein, um das Strafgericht über Ahab herbeizuführen (1Kön 22,19-23). Der Fürst, der in der Luft herrscht, hat sein Wesen in den Kindern des Unglaubens (Eph 2,2), und gegen ihn haben auch wir zu kämpfen (Eph 6,12). Die einzige wirksame Waffe gegen diese Finsternismächte ist das Glaubensgebet (Vers 12).
Bei den heidnischen Völkern bestand bei Aberglaube, daß jedes Volk unter seinem besonderen Schutzgott stehe, man lese 2Kön 5,18; 2Chr 28,23; Jes 37,38; Dan 4,8. Solche Verehrungen waren nichts anderes als Lockspeise der Dämonen (5. Mose 32,17; Psalm 106,37; 1Kor 10,20). Gegenwärtig stehen alle Völker unter Satans Einfluß, die sogenannten christlichen nicht weniger als die heidnischen! Gottes Volk aber wird für seine Obrigkeit beten, denn das Gebet eines Gerechten vermag viel. Wie gewaltig Gott zu antworten vermag, zeigt gerade das Gebet Daniels. Gott lenkte das Herz Kores, des Perserkönigs, Juda zu befreien. Die allgemeinen Beziehungen der Menschen und Völker zueinander stehen also unter einer gewissen unsichtbaren Leitung Satans, dem Mörder von Anfang an. Seine Absicht ist, die Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, zu vernichten. Und wehe einem Land und Volk, wenn es Satan gelingt, dessen Regierung zu inspirieren! Doch gleich wie die bösen Engel, so sind auch die guten tätig. Sie sind vor allem ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Seligkeit ererben sollen (Heb 1,14). Wieviel unsichtbare Hilfe uns zuteil wird, ahnen wir überhaupt nicht. Engel sind außerdem noch die besonderen Beschützer dei Kinder (Mt 18,10). In unserm Abschnitt wird der Erzengel Michael zum erstenmal in der Schrift erwähnt. (Eine Abhandlung über die Erzengel Michael und Gabriel finden Sie in meinem Buch „ Jenseitiges und Zukünftiges“.)