Behandelter Abschnitt Ps 101,1-8
Ein gesegnetes Vornehmen Psalm 101
Der Schreiber des Psalmes ist David. Er gleicht einem ernsten Gelübde, das er als König gelobt hat. Er will vorstehen wie ein weiser Hausvater seiner Familie. Er will beides sein, ein weiser, vorbildlicher Regent und Familienvater.
Sein schönes Vornehmen (Vers 1). Ich will lobsingen von Gottes Gnade und Recht üben. David blickt auf Gottes weise Vorsehung zurück, die ihn zum König erwählte, sowie auf die Zucht, die Er erduldet hat, besonders aber auf die Gnade und auf das Gericht, das Gott ihm widerfahren ließ. Das ist so mit allen Gläubigen, sie dürfen auf gleiches zurückblicken, auf Gottes Gnade und Rechte. Wie du handelst, Herr; sei es in Gnade oder sei es, dass Du Gericht an mir übst, Dir will ich für beides lobsingen. Ihm gebührt Lobgesang für Sein Handeln. Seine Gnade überwiegt alles, auch das Harte. Was lernt er davon?
Ich will weislich handeln, das befiehlt die Schrift. Weil ihm Gott in Gnade und Gericht begegnet, will auch er als Regent und Vater ähnlich handeln. David fasst sein Gelübde in einen Gesang, um besser daran erinnert zu werden. Er will seinem Volk und Haus ein Vorbild sein (1Tim 3,4). Als er alle Hände voll Arbeit hatte, ging er dennoch in sein Haus, um es zu segnen (2Sam 6,20). Gewissenhaft und vorsichtig wandeln ist ein Zeugnis, dient zur Ehre Gottes und ist den Mitmenschen ein Ansporn.
Eine sehnsüchtige Bitte. Wann wirst du zu mir kommen? Hier liegt mehr als im Tischgebet: „Komm, Herr Jesu, sei Du unser Gast“, Gott soll in seinem Hause wohnen. Was kann es Größeres geben, als Gott unter seinem Dach zu wissen?
Er will, wie Paulus befiehlt, keinen Umgang mit den Gottlosen haben. Ihr Gewinn soll ihm nicht ankleben. Er hat es wie Abraham, der sagte: „Nichts für mich.“ Er nahm nichts von den gottlosen Sodomitern (1. Mose 14,21-23; Jes 33,15.16). David hielt sich nicht nur fern davon, sondern hasste es. Er duldete auch keine Bösen in seinem Hause, etwa unaufrichtige Dienerschaft, die ihm schmeichelte. Hier meint er nicht offenbare Sünder, sondern fromme Heuchler. Ein gerader Christ wünscht nur Freundschaft mit seinesgleichen, weil er die Wege und Werke der Unaufrichtigen hasst.
David will seine Augen bewahren. Das tat Hiob; er hatte mit seinen Augen einen Bund gemacht, keine Jungfrau anzuschauen und keiner nachzublicken. Die Sünde fängt in vielen Fällen bei der Augenlust an. Achan sah das Gold, dafür konnte er nichts, aber seine Augen blieben daran hängen, und so war im Herzen der Fall bereits geschehen. Eva sah den Baum und ihre Frucht, den sie gewiss oft sah, aber wie kam es zum Fall? Durch das Verhandeln mit der Schlange. So sah auch David Bathseba beim Baden, schaute ihr nach und tat einen schweren Fall. Kaum sündigen wir auf den ersten Blick, darum hüte dich vor dem zweiten.
David mied die, die verkehrten Herzens waren, er will den Bösen nicht kennen. Böser Verkehr verdirbt gute Sitten. Sage mir, mit wem du gehst, und ich will dir sagen, wer du bist.
Er hasst heimliche Verleumder. Die sind sehr zahlreich, selbst unter sogenannten Frommen. Wer kennt nicht das Unheil durch heimliche Verleumdung, in extremen Fällen führt es ins Gefängnis. David sagt, dass er sie vertilgen will. David selbst hat viel unter ihnen gelitten. Man denke an den Verrat des Doeg und seine entsetzlichen Folgen (1Sam 22,11.18). Verleumdungen sind üblich bei Königen und Regenten bis hinab zum einfachsten Angestellten oder Arbeiter. Fromme leiden oft darunter. Man denke an viele in den Ostländern, die in Gefängnissen wegen Verleumdung gequält werden. Vor allen anderen aber hat der Herr unter Verleumdung gelitten. Er aber stellte alles dem anheim, der recht richtet.
David will auch nichts zu tun haben mit den Stolzen, den Hochmütigen. Er selbst war demütig und sagte zu seinem Weibe Michal, ich will noch geringer werden. Den Demütigen, den Geringen in ihren eigenen Augen gibt Gott Gnade. David tat die Heuchler hinaus, wie das der Herr an jenem Tage tun wird (Off 22,15). Wer Lügen redet, soll nicht bestehen. Wen liebte David? Die Gottesfürchtigen. In Vers 6 sagt er: „Meine Augen werden gerichtet sein auf die Treuen im Lande.“ In Psalm 16 sagt er, dass Gott an ihnen all sein Wohlgefallen habe. Von den Frommen, die aufrichtig ihre Mitgläubigen lieben und ihnen dienen, sagt der Herr in Matthäus 25,40: „Was ihr getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan.“ Kann es ein größeres Vorrecht geben? Ihr Lohn wird groß sein! Wir sind sogar schuldig, das Leben für die Brüder zu lassen. Es waren viele Untreue im Lande, wie heute selbst unter vielen Frommen. Wer treu zum Herrn ist, steht auch treu zu seinem Bruder. Es gibt suchende Augen, die spähen, wo sie dem Bruder helfen und dienen können, vor allem dem Bedürftigen.
David säubert sein Königreich, er duldet kein Unrecht so wenig wie ein Hausvater in seiner Familie. Er sagt: „Jeden Morgen will ich vertilgen alle Gottlosen im Lande, dass ich alle Übeltäter ausrotte aus der Stadt des Herrn.“ Sie vertilgen, ausrotten ist zum Wohl der Stadt oder des Landes. Der Tag ist nicht ferne, da der Sohn Davids Jerusalem von allem Unrat säubern wird. Kein Unreiner soll die Stadt betreten (Off 21,27).
Und wie ist es heute in der Gemeinde? Das Zitat, lasset beides zusammen wachsen bis zur Ernte, was oft missbraucht wird, findet hier keine Anwendung.