Behandelter Abschnitt Ps 80,9-19
Der Weinstock Israels Psalm 80,9-19
Die zwei Gleichnisse, das des Hirten Israels und jenes des Weinstockes beleuchten beide Israels Geschichte in Bildern. Der Weinstock, der öfters erwähnt wird, dessen Wurzel der Herr selbst ist (Röm 11,16.17) ja mehr, in Joh 15,1 nennt Er sich den wahren Weinstock. Die zwei Gleichnisse weisen hin auf Israels Erfahrungen von Ägypten hinweg bis zur endgültigen Wiederherstellung des Volkes. Nachdem wir uns im ersten Teil mit dem Hirten Israels beschäftigt haben, wollen wir nun den Weinstock betrachten.
Die Herkunft des Weinstockes. Über vierhundertdreißig Jahre stand er in Ägypten, wo er sehr überschattet und jedes Wachstum verunmöglicht war, noch weniger dass Früchte hätten erwartet werden können. Der Herr selbst holte den Weinstock aus Ägyptens Boden heraus. Der Widerstand Pharaos konnte den Weingärtner nicht hindern, den Weinstock zu holen, noch weniger die sieben starken Nationen Kanaans, dass er auf ihrem Boden wuchs. Der Weingärtner entriss ihn erst dem Pharao. Später säuberte Er ihn von den Bewohnern Kanaans und pflanzte ihn auf einen fetten Hügel. Hier sollte er sich fruchtbar entfalten. Schon Abraham offenbarte der Herr Sein Vorhaben mit Israel: „Durch dich und deinen Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden.“
Eine liebliche Beschreibung des Weinberges. Wir finden sie in Jesaja 5, wo siebenerlei über ihn gesagt wird:
Der Besitzer. Mein Geliebter hatte einen Weinberg. Wo? Auf einem fetten Hügel.
Er grub um ihn. Säuberte ihn von Steinen. Bepflanzte ihn mit Edelreben. Baute einen Turm in der Mitte zur Bewachung.Und eine Kelter für die zu erwartenden Früchte.
Das Wachstum des Weinstockes. Er war anfänglich klein, aber er wuchs zu erstaunlicher Größe. Er machte Raum für ihn, und er schlug Wurzeln und erfüllte das Land. Man denke an die Zeit Salomos in der alle Völker aus allen Landen Salomo huldigten. Es war die Blütezeit, aber Jesaja klagt, dass er keine Frucht brachte. Ein lehrreiches Bild oder einen Vergleich finden wir in Josephs Geschichte. Lies 1. Mose 49,22-26. Die Schösslinge des Fruchtbaums Josephs treiben über die Mauer. Und hier in Vers 10 sagt Asaph, dass die Berge von seinem Schatten bedeckt wurden und seine Äste waren gleich Zedern Gottes. Die Reichweite des Weinstockes Israel wurde schon den Erzvätern gegeben (1. Mose 15,13-14).
Vernachlässigung. Der Turm des Weinberges blieb unbewacht. Wer waren die Wächter, die schliefen? Könige, Priester und Propheten, die untreue Hirten waren, so dass die Feinde sich einschleichen konnten. So lange Hiob vom Herrn umzäunt war, konnte Satan ihn nicht überwinden (Hiob 1,10). Das tut Gott noch heute (Ps 139,5).
Eine traurige Frage: Warum hast Du seine Mauern niedergerissen, so dass alle, die vorübergehen, ihn berupfen (Vers 12)? Der 19. Vers beantwortet sie mit der Bitte: „Führe uns zurück!“ Israel hat die lebendige Quelle verlassen. Eure Sünden scheiden euch von eurem Gott. Das gilt bis heute, sowohl vom einzelnen Gläubigen, der abweicht wie Demas, als auch von ganzen Gemeinden, wenn sie nicht Buße tun (Off 2,5; 2Chr 34,27).
Die Folgen der niedergerissenen Mauern. Feinde dringen ein und verheeren den Weinberg. Zuerst zogen die kleinen Füchse ein und verdarben den Weinberg. Zu einem solchen Fuchs wurde der gesegnete Salomo, dem der Herr zweimal erschienen ist. Er verheiratete sich mit fremden Weibern, was die Schrift verboten hat (1Kön 11,1-10). Diesen baute er sogar Götzenaltäre, damit sie ihren Göttern dienen konnten mitten in Jerusalem. Den Füchsen folgten schlimmere Verwüster, nämlich Eber. Der Götzendienst nahm auch in Juda überhand, so dass der Herr Israel in die Hand der Feinde gab. Man denke an die Gefangenschaft, als die Assyrer Israel wegführten und an Nebukadnezar, der den Tempel zerstörte, sowie alle heiligen Geräte und alle Schätze Israels, sogar das Volk, wegführte. Kleine Überreste blieben im Lande und weinten in ihrem Elend (Neh 1,2.3).
Im Gleichnis von den Weingärtnern gibt uns der Herr noch einen schlimmeren Grund an (Mt 21). Israel tötete nicht nur die Propheten, welche die Frucht suchten, sondern scheuten den Erben nicht und warfen Ihn zur Stadt hinaus und töteten Ihn.
Eine dringende Bitte. Herr, Gott der Heerscharen, führe uns zurück, lass Dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet. Der Mann der Rechte ist der Messias, von dem wir lesen, dass Er sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. Diese Bitte Israels wird nach der Zeit der Drangsal Jakobs ihre Erfüllung finden. Der kommende Eber, der vorhat, den Weinstock nicht nur unschädlich zu machen, sondern auszurotten, wird von der Hand Dessen, der zur Rechten ist, umgebracht werden (Off 20,10). Dann wird der Weinberg Israel blühen und Früchte tragen.
Der Weinberg von heute. Wie steht es mit diesem? Auch in ihm haben sich kleine Füchse eingeschlichen, die Füchse der Lauheit und Gleichgültigkeit, der Selbstzufriedenheit und Selbstsicherheit, nebst falschen Lehren. Hier und dort ist ein vorübergehendes Erwachen, aber wo sind die Früchte, die den Herrn verherrlichen?
Die Eber verwüsten ihn noch mehr. Die Wächter haben nicht gewacht, und so sind greuliche Wölfe eingedrungen, die der Herde nicht schonten, sondern mit Irrlehren aller Art zerwühlten. Es gibt heute Eber, die von den Kanzeln verkündigen, Gott sei tot.