Behandelter Abschnitt Ps 78,32-54
Hat Gott vergessen gnädig zu sein? Psalm 78,32-54
Asaph muß mit seinen traurigen Beobachtungen über Israel fortfahren. Mit den Worten: „Bei alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht trotz Seiner Wunderwerke.“ Asaphs Feder wird sich gewiss manchmal geweigert haben, die trüben Taten seines Volkes niederzuschreiben. Aber der Herr notiert beides, Gutes und Böses (2Kor 5,10). All die Wunder und Gnadenerweisungen Gottes führten zu keiner Herzensbuße. Musste nicht Paulus in ähnlicher Weise in 1Kor 11 klagen mit den Worten: „Darum sind so viele unter euch schwach oder krank und ein gut Teil entschlafen (gestorben).“ Warum? Weil ihre Buße nicht echt war. Beachtet, etliche werden gezüchtigt durch einen schwachen Leib, andere durch Krankheit, und da sie die Zucht nicht zur Buße führte, nahm der Herr etliche durch einen frühzeitigen Tod hinweg. Und so genau ist es in unserm Psalm, sie sündigten weiter. Gott ließ sie in Eitelkeit dahinschwinden, aber als Er sie umbrachte, gedachten sie an Ihn. Was sollen Eltern machen, wenn alle Zucht an den Kindern nicht mehr wirkt und sie in ihrem Eigen-sinn fortfahren?
Ihre Herausforderung. Sie belogen Gott, wie einst Achan. So lange das Volk die Zuchtrute Gottes fühlte, gehorchten sie. Ihre Buße war Scheinbuße, Heuchelei, ja mehr, Betrug. Niemand kann Gott belügen. Er weiß, was im Menschen ist (Joh 2,25; 2Kön 5,26; Apg 5). Alle Gerichte wirkten nur vorübergehend auf sie. Bei alledem sündigten sie weiter. Sie trugen nicht wie Ahab Sacktuch auf ihrem Leibe (1Kön 21,27). Israel heuchelte.
Sie waren unaufrichtig, ihr Herz war nicht fest gegen Gott. Wenn das natürliche Herz krank ist, so leidet der ganze Leib, und ebenso ist es mit dem inneren Menschen. Der Herr begehrt nur ungeteilte Herzen wie das des Asa (Jer 2,9). Klagte nicht auch der Herr noch vom Himmel über ähnliche Herzensstörungen der Seinen (Off 3,15-20).
Die große Geduld Gottes. Er ließ sie in Eitelkeit hinschwinden. Er war barmherzig, Er vergab ihnen ihre Sünden, denn Er ist reich an Vergebung. Oftmals wandte Er Seinen Zorn in Gnade um.
Sein Gedenken an sie. Gott gedachte daran, dass sie Fleisch seien. David bat um Erbarmen und sagte zum Herrn: „Siehe, ich bin in Sünden empfangen“, und der Herr erhörte ihn (Ps 51). Unsere natürliche Gesinnung ist fleischlich; alle tragen die Neigung zur Sünde in sich. Es fehlte in Israel an wahrer Gottesfurcht, aber wo sie ist, etwa wie bei Joseph, da gibt es Sieg.
Gott gedachte an ihre Nichtigkeit, dass sie nur ein Hauch seien. Der Mensch welkt dahin wie die Blume des Feldes. Gott gedenkt ihrer vielen Widerspenstigkeiten und wie sie Ihn, in der Einöde betrübt haben. Den zu betrüben, der sich ihr Mann nannte und sie wie ein Familienvater versorgte und vor Feinden bewahrte, war höchste Undankbarkeit.
Israels Vergesslichkeit. Israel vergaß die großen Taten Gottes. Die Gemeinde Jesu handelt genauso. Unsere heutige Christenheit vergisst die Bedeutung des Kommens Jesu ins Fleisch sowie das Kreuz, Ostern, Pfingsten und die Wiederkunft Christi genau wie Israel. Was Gott zu ihrer Rettung mit Pharao tat, vergaß es. Nicht nur die zehn Plagen, sondern auch, dass der Nil, Ägyptens Hauptfluss, zu einer Gerichtsstätte wurde. Gott verwandelte das Wasser in Blut. Das ganze
Gegenteil sehen wir in Joh 2, da Jesus das Wasser in Wein verwandelte. Allerlei Insekten, Frösche, Heuschrecken usw. waren ihnen unerträglich. Mit Naturkatastrophen suchte Gott das Land heim. Ihr Vieh gab Er dem Hagel preis, und sie selbst schlug Er mit Pestilenz. Schließlich schlug Er alle Erstgeburt. Die schweren Heimsuchungen Gottes an Ägypten sind jedem Bibelleser aus 2. Mose 5-14 bekannt, aber uns zur Warnung geschrieben (2Kor 10,6).
Diese Gerichte kamen nicht an einem Tag, sondern allmählich, aber stets zunehmend an Härte.
Eine große Ausnahme. Die Plagen trafen nur die Ägypter, nicht Israel. Pharao und sein Volk sollten merken, dass Gott Israel zu Seinem Volk erwählt hatte, es nicht nur verschonte, sondern mit großer Macht hinausführte. Gottes Forderung, Israel ziehen zu lassen, war dem stolzen Pharao zu demütigend; protzend antwortete er: „Wer ist der Herr, des Stimme ich hören sollte“, aber jeder, der nicht hört, muss fühlen. Das Volk, das Pharao in die Knechtschaft zurückführen wollte, musste er ziehen lassen, er aber und seine Heeresmacht kamen um.
Verachtung der Güte Gottes. Israel schätzte nicht die Wohltaten Gottes, noch bewahrte es Seine Zeugnisse. Sie erbitterten und reizten Ihn, indem sie sich Götter machten und sich vor ihnen niederwarfen, anstatt Jahwe zu dienen, der sie errettet hatte. Wie beantwortete Gott ihr Benehmen? Er verließ ihre Wohnung zu Silo (Jer 4), das Zelt, welches Er für die Menschen aufgeschlagen hatte.
Gott gab sie in Gefangenschaft, in der einst auch ihre Väter in Ägypten seufzten. An den Flüssen Babylons weinten sie (Ps 137). Die folgenden Verse kann jedermann ohne Kommentar lesen. Gott gab ihre Herrlichkeit in die Hand von Bedrängern. Die Jünglinge nahmen ein schreckliches Ende, das Feuer verzehrte sie. Die Jungfrauen wurden nicht besungen, sondern als Sklavinnen verkauft. Die Priester fielen durch das Schwert. Die Witwen weinten über ihre Männer wie über ihren Erstgeborenen. Das ist das Ende derer, die wider Gott strei-ten.