Behandelter Abschnitt Ps 75,5-9
Asaphs Fragen Psalm 77,5-9
In den Versen zuvor sahen wir Asaph in sehr gedrückter Stimmung, aber er betrat den einzigen Ausweg und sagt im Glauben: „Ich will schreien, meine Stimme ist zu Gott. Er wird mir Gehör schenken“ (Vers 1). Der Psalmist hält einen Rückblick.
Er kann nicht schlafen. Gott hält ihn wach. Er denkt nach über das, was er nicht auszusprechen vermag. Ob er als Sänger an die Gesänge der Urzeit dachte, da die Engelsfürsten jauchzten an dem Tage, da Gott die Grundfesten der Erde legte und ihre Schönheit bestaunten (Hiob 37,7). Oder denkt er mehr an Tage, da er mit dem Haufen singend und spielend zum Hause Gottes wallte (Ps 42,4). Ergeht es uns im Rückblick nicht ähnlich, so an Tagen, da wir an Konferenzen und anderen Anlässen in Jubel ausbrachen und nachher nicht aufhörten zu erzählen, was Gott getan hat? Vielleicht an Tage, da wir unsere Sünden bekannten und ein Strom von Friede unser Herz erfüllte. Gott schweigend in der Stille anbeten, führt zu der größten Freude auf Erden. Asaph dachte offenbar an solche Zeiten. Das tat auch Josua trotz großer Aufgaben. Tag und Nacht sann er über Gott und Sein Wort nach und das machte ihn zu dem, was er werden durfte (Jos 1,8). Auch Asaph denkt an die großen Tage und fragt sich: Warum ist es nicht mehr wie einst? Was tat er?
Ich forschte, grübelte nach in meinem Inneren. Warum verstummen so die Lobgesänge? In Psalm 73 hat er einen Grund angegeben. Er hatte Neid in seinem Herzen geduldet, der ihn fast zum Abgleiten führte. Und wir kennen viele andere Sünden, die den Lobliedern ein Ende bereiten. Bei manchen ist es die Unversöhnlichkeit, bei anderen die Geldliebe oder Weltliebe. Wieder andere unterliegen der Fleischeslust. Vor allem aber liegt die Ursache in der Vernachlässigung der Stille vor Gott. Das Losungsbüchlein oder der Kalenderzettel lesen sind gut, können aber niemals den inwendigen Menschen nähren das tut allein das Sinnen über das Wort und führt wiederum zu Lobgesängen. Nimm dir den Herrn zum Beispiel! Dann kann es nie fehlen (Jes 50 4). Lass dich wecken und lies das Wort, dann werden wiederum Lobgesänge erschallen. Höre was David sagt: „ 0a bekannte ich Dir meine Sünde“ und lies, was nach Vers 11 folgt: Freude Frohlocken, Jubel. Satan und unser träges Fleisch halten uns zurück von der Gemeinschaft mit Gott.
Asaph stellt sechs Fragen, und wir wollen es auch tun.
1) Wird der Herr auf ewig verwerfen? Niemals! Jesus sagt: Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen. Müde und Beladene ruft Er zu sich, um sie zu erquicken (Mt 11,28). Der heimkehrende Sohn war nicht nur herzlich willkommen, sondern erlebte ein Freudenfest.
2) Wird der Herr keine Güte mehr erweisen? Asaph vergaß den 103. und 118. Psalm und viele andere und dass die Erde voll Seiner Güte ist. Oft hören wir in Aussprachen: Gott hat mich verstoßen, aber bald freuen sich die Gleichen im Blick auf die Verheißung und singen erneut Loblieder.
3) Ist zu Ende Seine Gnade? Schlage das Wort Gnade in deiner Konkordanz nach, und du kommst nicht aus dem Staunen heraus. Die Gnade ist für alle. Jeremia sagt auf den trostlosen Trümmern Jerusalems nach der Wegführung Judas: Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Mit Paulus dürfen wir rühmen: Seine Gnade ist nicht vergeblich an mir gewesen. Menschlich gesprochen konnte man denken, dass aus der Babylonischen Gefangenschaft keine Rückkehr möglich sei. Die Antwort finden wir in Esra 1. Und wer hätte je gedacht, dass der große Sünder Manasse noch Gnade erlangen werde, ja mehr, Befreiung aus den Ketten Nebukadnezars und zurück nach Jerusalem käme (2Chr 33)? Jesus ist gekommen, den glimmenden Docht wieder zu beleben
4) Hat das Wort aufgehört? Asaph denkt wohl an das Wort der Verheißungen. Hören wir, was Jesus sagt. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Wiederum lesen wir in 1. Petrus 1,25: Das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. Petrus sagt: Du hast Worte des ewigen Lebens. Seine Worte sind Ja und Amen in Ihm. Wer sich im Glauben auf die Verheißung stützt, erfährt sie wie Jakob (1. Mose 32).
5) Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? Gott vergisst die Seinen nie! Fünfmal kommt in der Schrift unter verschiedenen Umständen das Wort: „Ich will dich nicht verlassen“ vor. Kann wohl ein Weib ihres Kindes vergessen? Das ist kaum denkbar (l. Kön. 3, 26). „Ich werde deiner nie vergessen“ (Jes 49,15; 54,11.29). Gott gedachte einer dürstenden, davongelaufenen Hagar (1. Mose 21,17) oder Seines ungehorsamen Dieners Jona, hörte sein Flehen und brachte ihn aus den Tiefen des Meeres zurück (Jona 2). Nein, Gott kann unmöglich die, die Ihn im Glauben anrufen, unerhört lassen, Er hört ihr Schreien und vollendet es (Phil 1,6).
6) Währt Sein Zorn immerdar? Nein, Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden, dann wäre es aus, sondern nach Seinem großen Erbarmen. Sein Zorn währt nur kurze Zeit, aber Seine Liebe in Ewigkeit. Wie Er die Seinen geliebt hat, so liebt Er sie bis ans Ende (Joh 13,1). Asaph setzt endlich all seinem Grübeln über Gottes Zurückhalten ein Ende und greift wiederum zur Harfe. Und wie können wir der Niedergeschlagenheit ein Ende setzen? Hebräer 12,3 gibt die beste Antwort: „Betrachtet DEN, der so großen Widerspruch von den Sünden gegen sich erduldet hat, auf dass ihr nicht ermüdet.“