Gott, Dein Weg ist im Heiligtum Psalm 77,13
Gott hat viele Wege zum Menschen. Da ist Sein Weg der Schöpfung (Röm 1,20). Und wer war Sein Ratgeber?
Er hat Seine Wege in der Vorsehung, die der Mensch, wie Joseph, erst nachher erkennt (l. Mose 50, 20). Gott plant nicht wie wir nur auf kurze Sicht, sondern er geht zurück bis in die Ewigkeiten (Eph 1,3-5). Auch Sein Erlösungsplan ist ein ewiger (Off 13,8; 1Pet 1,18-20; Apg 27,21-26). Sein Weg ist auch im Meer (Ps 77,20; Apg 27,21-26), das konnte Jona bezeugen (Jona 2). Der Hauptweg, den Gott bestimmt hat, ist der, den hier Asaph nennt. „Gott, Dein Weg ist im Heiligtum.“
Wie gelangten die Priester hinein? Das lesen wir deutlich in 2. Mose 30,19-21: „Indem sie ihre Hände und Füße wuschen.“ Wer ungewaschen hineinging, musste sterben (Apg 5,5; Off 21,27).
Unter dem Ausdruck Heiligtum war oft die ganze Stiftshütte oder der Tempel gemeint. Im besonderen aber der Teil, der das Heilige genannt wurde. Hier standen die gereinigten Priester vor dem goldenen Altar und opferten dem Herrn Weihrauch zum lieblichen Geruch. Hier versammelten sie sich am Sabbath am Schaubrottisch, brachen das Brot und aßen die Schaubrote.
Wo ist heute das Heiligtum? Für Jakob war es auf freiem Felde; er rief aus: „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus und die Pforte des Himmels“ (1. Mose 28,17). Und wo ist es heute? Jesus sagt: überall wo man Gott im Geiste und in der Wahrheit anbetet (Joh 4,23.24). In Matthäus 18,20 sagt der Herr: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Er wohnt selbst in einzelnen Menschen (Jes 57,15; 1Kor 6,19). Könnte es einfacher sein?
Das Heiligtum war der Ort der Belehrung. Hier standen die Priester, lehrten und legten das Gesetz aus (Neh 8,8). Hier schlug der Zöllner an seine Brust und bat um Gnade. Und hier weilte Asaph und erlebte eine innere Erneuerung, so dass er freudig ausrief: „Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.“ Hier weilte zum ersten Mal der Herr als zwölfjähriger Knabe und brachte durch Fragen und Antworten die Schriftgelehrten zum Staunen. Später lehrte Er selbst viel im Tempel und in Synagogen und heilte Kranke.
Im Heiligtum hörte man Worte des Trostes, denn zuvor war Asaph so gedrückt wie Hiob, dass er sich nicht trösten ließ (V. 2). „Tröstet mein Volk“ (Jes 40,1). Hier fasste Asaph neuen Mut in der Nachfolge des Herrn. Zuvor waren seine Schritte am Gleiten, jetzt aber greift er neu zur Harfe und lobpreist seinen Gott. Er hat wieder wie David Felsengrund unter seinen Füßen, und darum singt er (Ps 40,3). Hier hinein ging auch der König Hiskia mit schwerem Herzen und las den Schmähbrief Sanheribs vor Gott, wurde erhört und erlebte eine große Errettung, ein Engel schlug 185 000 Krieger in einer Nacht. Gehe dahinein in deiner Not, und du erlebst noch heute Wunder. Der Herr selbst ladet uns zum Eintritt ein (Heb 10,19). Hier dürfen wir dem Vater alles sagen und Erlebnisse machen. Das Blut Jesu hat uns den Weg bereitet.
Das Heiligtum war der Ort göttlicher Offenbarung. Hier hinein ging der Prophet Jesaja und sah Erstaunliches. Hier hörte er die beständigen Rufe der Cherubim und Seraphim, ihr „heilig, heilig, heilig ist der Herr“. Hier sah er seine eigene Unreinheit, bekannte sie und wurde gereinigt. Hier hörte er wie Samuel (l. Sam. 3, 10) den Ruf Gottes: „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ Worauf Jesaja antwortete: „Sende mich“ (Jes 6,8). Aus Begeisterung nach einer Missionsversammlung in die Mission zu gehen genügt nicht, das geschieht in der Stille „im Heiligtum“. Das sehen wir bei den ersten Missionaren Barnabas und Saulus. Wo empfingen sie den Ruf? Im gemeinsamen Gebet (Apg 13,1-3). Warum ist heute so viel Leerlauf? Weil oft das Erlebnis von Apostelgeschichte 13 fehlt, und damit die göttliche Bestätigung durch Frucht, wie wir sie bei den Aposteln sehen.
Im Heiligtum wurden dem Herrn Loblieder gesungen, denn Er wohnt unter den Lobgesängen Israels (Ps 22,3). Heute hören wir die wunderbarsten Lieder wie „Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor Ihn treten“, aber oft in voller Geistesabwesenheit. Hier aber wurde in den Nächten der Herr gepriesen
Im Heiligtum hat der Herr besondere Segnungen verheißen. Man denke an Worte wie in 1. Könige 9,3 f., an den König Salomo, die bis heute erfüllt werden. Auch an das schöne Erlebnis des Zacharias, das leider durch Unglauben getrübt wurde, aber dennoch eintraf (Lk 1,12-25). Ähnliches erlebte Simeon, als er in den Tempel ging, Jesus aufnahm und nun freudig sterben konnte (Lk 2,25-35).
Im Heiligtum wurde das Wort verkündigt, was auch Asaph hörte, und seine Seele genas. Hier verkündigte später Petrus in göttlicher Vollmacht das Evangelium, und Tausende taten Buße, wurden neue Menschen, glaubten das Wort und wurden mit Heiligem Geist erfüllt (Apg 2).
Wo ist unser Heiligtum heute? Das kann verschieden sein, in den Versammlungen der Heiligen, in Gebetsstunden, aber besonders im Kämmerlein. Der Herr sagt: „Gehe in deine Kammer.“ Das ist wohl der meisten Heiligtum. Hier ist der Thron der Gnade, um Hilfe zu empfangen für die Zeit, da wir in Not sind (Heb 4,16). Du aber gehe in deine Kammer und schließe die Tür hinter dir zu. Das tat jene Frau in 2. Könige 4 und erlebte Wunder.