Behandelter Abschnitt Ps 71,1-24
Lebenserinnerungen Psalm 71
Aus den Versen 9 und 18 geht hervor, dass David den Psalm im Alter geschrieben hat. Er sagt: „Vielen bin ich ein Wunder.“ Sie sahen auf sein langes Leben zurück und staunten darüber, was Gott alles an und durch ihn getan hat. Das soll die Umgebung auch an uns sehen, wie einst bei Joseph, dass Gott mit ihm war. David denkt zurück an die Wundertaten seines Gottes, die so zahlreich waren, dass er sie nicht zu zählen vermochte (Ps 116,12).
Der schöne Anfang des Psalmes. Er redet vom persönlichen Glauben: „Herr, ich traue auf Dich.“ Wer das tut, wird nie zuschanden, auch wenn er warten muss. Paulus darf im Rückblick sagen: „Ich weiß, an wen ich geglaubt habe.“ Sein Leben endete mit der Krone. Viele haben einen allgemeinen Glauben an Gott, aber keinen persönlichen, sie können nicht freudig sagen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Und darum fehlt ihnen das Folgende: Sie kennen Gott vor allem nicht als ihren Vater, der sich um alles in ihrem Leben kümmert (Mt 6,8). Davids Glaube begann früh, er sagt von Mutterleibe an (Jer 1,5). Als Jüngling erschlug er im Glauben einen Bär und einen Löwen, und im Namen des Herrn besiegte er den Goliath.
Achte, wie er seinen Gott nennt. „Du bist mein Fels.“ Er will damit sagen: inmitten von Stürmen bist Du meine Sicherheit. Was ein Fels alles bedeutet, haben wir öfters gesehen.
Du bist meine Burg, in Dich bin ich eingeschlossen und geborgen. David hätte mit Luther singen können: „Ein' feste Burg ist unser Gott, ein' gute Wehr und Waffe.“
Mein Retter. Du hast verheißen mich zu retten. Das hat Gott im Leben Davids oft erfüllt. Kinder Gottes haben Ihn nicht nur als Retter aus der Sünde erfahren, sondern als Retter in vielen Gefahren und Anfechtungen. 1n z. Korinther 1, 10 finden wir ein lehrreiches Wort über Gottes dreifache Rettung:
1.) Der uns von so großem Tode errettet hat.
2.) Uns rettet durch alle Nöte der Gegenwart.
3.) Der uns ferner erretten wird (Phil 3,21).
Meine Hoffnung. Luther übersetzt sie mit Zuflucht. Hoffnung hat mit der Zukunft zu tun. Auch David hatte eine lebendige Hoffnung. Er blickte über alle gegenwärtigen Nöte hinweg, zu den ewigen Hügeln (Röm 8,18).
Mein Erbarmer. (Neige Dein Ohr zu mir.» Er ist sehr intim mit seinem Gott und flüstert Ihm seine Anliegen zu. Nach Vers 13 muss er besondere Gegner gehabt haben. Er bittet: „Befreie mich von diesen Menschen, mache ihren Rat zunichte, wie den des Ahitophel“ (2Sam 15,24). Wegen Neid, Missgunst und Segnungen litt David bis ins Alter. Lass die Feinde unter sich uneins werden, und dass sie das Schwert gegeneinander richten. Du kennst meine Gerechtigkeit; lass sie von selbst erkennen, dass sie mir Unrecht tun. Wahrer Glaube spricht andere an. Auch die Feinde müssen anerkennen, was Gott aus dem einst armen Hirtenknaben gemacht hat. Alle kannten seine Siege, seine Gottesfurcht und seinen Glauben. David ist und bleibt einzig: als Sänger, als Prophet und als König. Er war ein Geschenk Gottes an die Frommen und ist es bis heute. Er sagt von Gott: „Du bist mein Lobgesang.“
David war ein Lernender. Er sagt: „Du hast mich von Jugend an gelehrt.“ Auf der Weide übte er sich mit der Schleuder, dass er Goliath mit dem ersten Schuss traf. Dort lernte er auch das Saitenspiel und kam dadurch an den Königshof. Er sann über das Gestirn nach und erkannte darin den allweisen und allmächtigen Gott und lobpries Seinen Namen. Er sann vor allem über das Gesetz Gottes nach, wie er das in Psalm 119 öfters betont. Beachte, was er weiter sagt:
„Ich aber will beständig harren.» Unterstreiche und ahme das Weitere nach.
Er will immer den Ruhm des Herrn groß machen, Ihn verherrlichen. Kann ein Mensch Größeres tun, als seinen Gott zu ehren und Ihn anzubeten? Wer das tut, handelt wie Jesus, dessen Lebensaufgabe, den Vater zu ehren, war: eich habe Dich verherrlicht» (Joh 17,1). Auch die Engel erheben Ihn beständig durch ihr „Heilig, heilig, heilig, ist der Herr“. Ihn vor der Welt zu ehren ist unser Vorrecht (1Pet 1,15). Wie hat David das bewiesen?
Durch sein Zeugnis. „Mein Mund soll verkündigen“ (V. 15). Das soll die Beschäftigung aller Gotteskinder sein. Alle sollen die Tugenden Christi verkündigen durch Wort und Wandel (1Pet 1,9). Der Herr befahl: „Ihr sollt Meine Zeugen sein“ (Apg 1,8).
Wie oft tat das David? Er sagt: „Ich will täglich Deine Wohltaten verkündigen.“ Er sagt auch, dass ihrer so viele sind. Sollte uns das nicht beim Nachdenken über Seine Wohltaten mit Dank erfüllen, besonders darüber, dass Er Seinen geliebten Sohn zur Sühne unserer Sünde dahingab. Das verkündigen wir zu wenig.
Wie vermochte das David? Durch die Kraft Gottes. „Ach gehe einher in der Kraft des Herrn, Herrn.“ Ehe die Jünger zu Zeugen berufen wurden, erhielten sie die Kraft von oben (Apg 1,8). So vermochte David beides, große Ängste überwinden und für die neue Kraft zu danken mit den Worten: „Du machst mich groß.“ Kostbar sind die Verse 22‑24. David stellt Gott seine Glieder zur Ehre dar: 1.) Seine Kehle zum Lobe Gottes für Seine Treue; 2.) Seine Lippen und Seele, sein tiefstes Inneres sollen Ihm Psalmen singen (Kol 3,16); 3.) Seine Zunge soll die Gerechtigkeit Gottes rühmen, dass die Feinde, die sein Unglück suchten, mit Scham bedeckt seien. Hier ist Ermunterung die Fülle, aber auch viel Ursache zu unserer Beschämung.