Behandelter Abschnitt Ps 64,1-11
Ein bitteres Klagelied Psalm 64
Wann und wo dieser Klageton zum Herrn emporgestiegen ist, wissen wir nicht. Da weder Ort noch Zeitpunkt genannt werden, ist es auch hier unbedeutend, und Vermutungen sind wertlos. In allen Schriftworten sind Anwendungen erlaubt, und das wollen wir auch hier tun. Zuvor noch eine kurze Beschreibung der Feinde Davids in diesem Psalm.
Ihr Charakter ist gemein, sie sinnen nur auf das Böse. Ihr Ziel ist grässlich; sie planen Mord am Gesalbten. Ihr scharfes Schwert ist ihre böse Zunge (Jak 3,6f). Ihre Art zu handeln, sie geschieht heimlich, im Dunkel. Ihre Torheit: sie glauben, dass Gott es nicht sieht. Ihre Einheit: sie ermuntern einander im Böses tun. Ihre Enttäuschung: ihr Plan kommt nicht zustande (V. 8).
Auch hier ist David ein Hinweis auf den Herrn und Sein Volk. Zweierlei soll uns beschäftigen: Die mannigfaltigen Leiden des Herrn und die Leiden Israels in der Endzeit.
Die mannigfaltigen Leiden Christi. David bat: „Höre meine Klagen“, und der Herr sagte: „Sie hassen mich ohne Ursache.“ Ferner bat David, Gott möge sein Leben behüten, und Gott erhörte ihn. So war es auch im Leben des Herrn: oft trachteten die Feinde nach Seinem Leben, aber Seine Stunde war noch nicht gekommen, und als sie nahte, gab er sich freiwillig hin.
„Verbirg mich vor der Menge der Übeltäter.“ Denken wir an das Synedrium, das sich versammelte. Heimlich berieten sie hinter verschlossenen Türen, wie sie Jesum umbrächten. Die eben stattgefundene Auferweckung des Lazarus überführte viele Juden, dass Jesus der Christus sei, und das musste verschwiegen werden (Joh 11,45).
Oft empfand der Herr, wie David, ihre bösen Zungen. Sie waren schärfer als Schwerter. Öffentlich lästerten sie den Herrn. Er treibe die Teufel durch Beelzebub, den Obersten der Teufel, aus, und das sagten die über Den, der sie geschaffen hatte, und derentwegen Er gekommen war, um sie zu retten (Joh 1,11).
Sie lauerten auf Ihn aus dem Versteck (Lk 11,54), als der Herr einem Manne die verdorrte Hand heilte (Mk 3,2; Lk 6,7). Wer Fehler am Nächsten sucht oder böse Vermutungen ausspricht, um ihn zu schädigen, ist ein Bösewicht und gottlos. Zu all dem fragen sie: Wer sieht es? Wie Gott die bösen Taten der Brüder Josephs sah, als sie sich unbeobachtet meinten, und sie richtete, so geschah es hier (1. Mose 42,21; 44,16). Gott sieht, was hinter den Kulissen vor sich geht (Hes 8,8f).
Die Feinde kamen im Schein der Frömmigkeit zum Herrn. «Ist es recht, dem Kaiser Steuer zu zahlen?» Hier wollten sie Ihn im Netz der Römer fangen, Ihn als Revolutionär verklagen (Mt 22,17).
Ein anderes Mal versuchten sie es, indem sie jene Ehebrecherin zu Ihm brachten. Aber wer ging geschlagen davon? Die Verkläger (Joh 8). Da die Versuche Ihn zu fangen scheiterten, scheuten sich die Hohenpriester nicht vor der gemeinsten Tat, falsche Zeugen aufzustellen, um Jesum umzubringen. Sie bedrohten Ihn mit Todesstrafe, doch auch dieser Versuch schlug fehl. Die Hohenpriester glichen der gottlosen Isebel, die dasselbe Verbrechen an Naboth beging und wie Stephanus gesteinigt wurde (1Kön 21; Mt 26,59-61). Gar viel wäre über den Vergleich zwischen David und dem Herrn zu sagen. Über allem musste die Schrift erfüllt werden. Die Pläne der Feinde Davids und des Herrn waren schlecht durchdacht. Gott selbst führte alles zum Besten aus. Des Herrn Stunde war eben noch nicht gekommen.
Gott handelt stets zur rechten Zeit. Er hat David erhört, ihn zurück auf den Thron gebracht. Aber was ist mit dem Herrn, den die Feinde ans Kreuz nageln ließen? Petrus gibt in Apostelgeschichte 2,32 die klare Antwort: „Den hat Gott auferweckt, des sind wir alle Zeugen.“ Das letzte Wort hat stets unser Gott, welch ein Trost.
Die Notzeit Israels in ihrer Endphase. Der Psalm gibt uns zugleich ein Bild der Endzeit, da der größte Feind Israels, der Antichrist regieren wird. Er wird den frommen Überrest Israels aufs heftigste verfolgen. Israel wird dann beten, wie wir es im ersten Vers lesen. „Bewahre mich, verbirg mich vor dem Schrecken des Feindes.“ Israel wird Schwereres erleben als unter Hitler. Doch der Herr wird auf seine Klagen hören wie einst in Ägypten und es retten (2. Mose 3,7.8). Er wird das Weib, Israel, in die Wüste führen und sie daselbst nähren (Off 12,6). Der schreckliche Ausspruch: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“ musste erfüllt werden! Ihre Zuflucht wird Buße und Gebet sein, und der Herr wird sie erretten durch Sein Erscheinen in Macht und Herrlichkeit (Off 19). Der Böse hat seine Pfeile geschossen, nun aber schießt plötzlich der Allmächtige, dass es ihnen wehe tut (V. 8). Gott wird all ihrem Spotten und Leiden ein völliges Ende bereiten.
Die Freude der Gerechten. Nicht nur sie, sondern nach Vers 10 werden sich alle Menschen über die Niederlage des Antichristen und des falschen Propheten freuen. Der Herr hat sie in den Feuersee geworfen. Er selbst aber tritt die Weltherrschaft an. Wie David auf seinen Thron zurückkehrte, so wird der Herr nach der Niederlage der satanischen Dreieinigkeit auf dem Thron Davids sitzen und mit ihm die zwölf Apostel (Mt 19,28). Diese Worte dürfen allen Gläubigen ein reicher Trost sein.