Behandelter Abschnitt Ps 63,1-11
Sicher in Jesu Armen Psalm 63
Ein Psalm, der gewiss in allen Lebenslagen zur Ermunterung, Belehrung und zum Trost vieler gereichte. In den Urgemeinden wurde er oft in den Gottesdiensten als Eingangslied gesungen. In der Wüste wurde er von David gesungen, im dürren Lande ohne Wasser, fern von seinem ersehnten Heiligtum. Er wendet ihn auf sein tiefes Dürsten von Geist und Seele nach Gott an. Wer denkt dabei nicht an das Wort des Herrn: „Mich dürstet.“ Gewiss quälte Jesus großer Durst; aber Sein Dürsten war höherer Art, zurückzukehren zum Vater, in dessen Hände Er sich kurz befahl.
Wann suchte er den Herrn? In der Frühe, beständig und ernstlich. Das ist ein segensreicher Wink für alle. David redet nicht nur von Gott, sondern von einem ganz persönlichen Gott: „Mein Gott.“ Er hat bereits reichlich von diesem Lebenswasser getrunken. Man denke nur an Psalm 23. Alle, die getrunken haben, dürsten nach mehr; nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere wie z. B. die Samariterin in Johannes 4,29.
Die Natur dieses Dürstens war nicht physischer Art, sondern tiefes Sehnen nach Gemeinschaft mit seinem Gott. Er denkt an seine Heimatlosigkeit zurück und sagt: „Gleich wie ich Dich angeschaut habe im Heiligtum (Elberfelder - Übersetzung), so und noch mehr wünscht er Gottes Nähe zu fühlen.“ David wünscht erneut zweierlei: Zunächst
Gottes Macht. Hier meint er kaum jene von Sinai, aber dass Er Macht erzeige an den Feinden, etwa wie an den Philistern und andern. Er schmachtet nach Macht und Vollmacht, wie Gott sie oft Seinen Knechten gab. Er gab sie Mose und Elia. Und dann
Gottes Herrlichkeit, die Gott oft im Heiligtum offenbarte (2. Mose 34,40; 1Kön 8,10.11; Jes 6). Aus solchen Erlebnissen fließen tiefe Beugung, Dank und Anbetung. Jesus ist der Abglanz der Herrlichkeit Gottes (Heb 1,3; Joh 14,9). Und Ihn sehen bedeutet Freude (Joh 20,20). Auch unser Sehnen ist Seine Herrlichkeit zu sehen (2Kor 3,18). Es ist die Herrlichkeit Seines Charakters, die auch wir anschauen und bestaunen im Wort, und sie ausstrahlen möchten (2. Mose 34,29-35).
Der lehrreiche Vergleich seiner Sehnsucht. David vergleicht sein Verlangen nach Gemeinschaft mit Gott mit einem schmachtenden Wanderer in der Wüste (1. Mose 21,15.16). Die schönste Umgebung, die besten Verhältnisse verblassen wie die duftende Blume, nicht aber die Nähe Gottes, sie übersteigt alle Vernunft. Das sehen wir bei Johannes auf Patmos, der sich ein Leidensgenosse in Trübsal nennt. Doch was hören wir von ihm: Lobgesänge (Off 1,5). Auch Paulus sehnte sich nach tieferer Erkenntnis Gottes (Phil 3,10).
Beseelt auch uns solch inniges Verlangen nach unserem Herrn? (Ps 42,2).
Die Gewissheit da Erhörung. David ist überzeugt, dass Gott sein tiefes Sehnen stillen werde. Er zählt vieles auf, wie er aus überströmendem Herzen seinen Herrn preisen wolle.
Er rühmt die Güte Gottes, die ihm wertvoller ist als Leben. Er ist nur ein Gast auf Erden, die Güte Gottes aber währet ewiglich. Selbst wenn die Lage noch so hart wäre, ist sie verglichen mit der Güte Gottes wie eine Mücke zu einem Adler. David will Gott preisen mit jubelnden Lippen. Beständig soll mein Mund Dich preisen. Welch gesegnetes Vorhaben! Im Namen des Herrn will er seine Hände emporheben. Darauf ruht eine große Verheißung (Joh 15,16). Man denke an den Sieg Josuas über Amalek, der durch das Aufheben heiliger Hände erfolgte (2. Mose 17,11; Röm 15,30; Jak 5,16). Heilige Hände vor Gott emporheben ist unser großes Vorrecht (1Tim 2,8).
Des Nachts sann David über seinen treuen Gott und Sein Wort nach; das stärkte ihn mehr als der Schlaf. Während alles stille um uns ist vermögen wir besser Seine Güte zu bewundern und Ihn anzubeten! David wird oft darüber gestaunt haben, dass Gott ihn, den armen Hirtenknaben, zum König über Israel erwählt hat. Und wir? Lies Offenbarung 1,5.6. Des Nachts bewunderte er zugleich Mond und Sterne und pries den Schöpfer (Ps 8,4.5).
Wiederum will er nach Vers 6 seine Lippen zum Lobe brauchen: „Wie von Mark und Fett wird gesättigt meine Seelen“ (Elberfelder - Übersetzung). Das Fett gehörte in den Opfern auf den Altar, und von daher war seine Seele erquickt und genährt vom Auserlesensten.
David dankt für die vielen Bewahrungen. Er fühlt sich sicher. Oft befand er sich in Lebensgefahr, sei es durch Saul oder Absalom oder in Kriegen. Der Herr schützte ihn und bewahrte ihn aufs zärtlichste, hier fühlte er die Nähe und Liebe seines Gottes und jubelte. Aber wie erhält er das alles? Die Antwort lautet: „Meine Seele dürstet nach Dir“ und Er stillt den Durst. Die Feinde darf er seinem Gott überlassen. Er stopft den Mund den Lügnern.
Ein Liebliches Ergebnis des Vertrauens in Gott:
„Meine Seele hanget Dir an.“ Je näher sie dem Herrn kommt umso mehr begehrt sie nur noch Ihn. Neue Segnungen, wie David sie nennt, führen stets näher in Seine Gemeinschaft, je mehr sie genährt wird vom Altar, von Mark und Fett. Und der König wird sich freuen in Gott, der ihn auch bald wiederum auf den Thron zurückbringen wird. Die Leiden der Jetztzeit sind nicht wert verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll (Röm 8,18). Darum hange Ihm allein an.